Wurden im letzten Jahr noch sieben Startplätze für das Rennen "Beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie" vergeben, ist es im Jahr der 65. Primetime-Emmy-Awards wieder einer weniger, womit sich standardmäßig sechs Frauen des Comedyfachs zum Startschuss bereit machen dürfen. Fast scheint es so, als ob gewisse Siegeswillige die Vorläufe, um auf der Nominierungsliste zu stehen, gar nicht mehr bestreiten müssten, sondern ein Abo für die Finalteilnahme hätten. Das Feld selbst teilt sich grob in HBO (3) gegen NBC (2) - einen Ausreißer stellt aus dieser Sicht lediglich Showtime dar. 

Die Altbekannteste unter den Altbekannten dürfte dabei Tina Fey sein, die dieses Jahr wieder für ihre Rolle der Liz Lemon antritt. Gleichzeitig ist dies die letzte Chance den Preis in dieser Form mit nach Hause nehmen zu können, denn "30 Rock" wurde Ende Januar zu Ende erzählt. Beheimatet bei NBC, blickte die Comedy-Serie hinter die Kulissen des Medienzirkus' und ließ ihre Geschichten um die fiktive NBC-Show "TGS with Tracy Jordan" kreisen. Fey konnte als Chefautorin Liz Lemon dabei aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz als ehemalige Chefautorin bei "Saturday Night Live" schöpfen und musste ihrem eigenwilligen Vorgesetzten Jack Donaghy - gespielt von Alec Baldwin, der ebenfalls in der gleichen Kategorie bei den Männern antreten darf - die Stirn bieten. Über die Trophäe in dieser Kategorie konnte sich Fey allerdings erst einmal im Jahr 2008 freuen und das obwohl sie den Abend der Verleihung seit 2007 Jahr für Jahr als Nominierte in dieser Klasse verfolgen darf. Natürlich würde sich jede der sechs Nominierten gerne mit dieser Auszeichnung schmücken, allerdings kann und könnte sich Fey immerhin durch Siege in anderen Kategorien trösten: von 29 Nominierungen in diversen Kategorien konnte sie in der Emmy-Geschichte bereits sieben der goldenen Damen gewinnen, was das Maximum an Nominierungen und Trophäen im Starterfeld ist. Sollte sie mit ihrer Figur diese Kategorie nicht für sich entscheiden können, hat sie dieses Jahr zudem noch in fünf weiteren Kategorien die Chance als Siegern hervorzugehen.

Verfolgt wird sie vor allem von Vorjahressiegerin Julia Louis-Dreyfus, die über die Jahre insgesamt 15 Nominierungen sammeln und das in drei Siege umwandeln konnte. Zwei der drei Trophäen erhielt die medial neben Jerry Seinfeld groß gewordene Louis-Dreyfus in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie" und zwar einmal für ihre Rolle der Christine Campbell in der CBS-Serie "The New Adventures Of Old Christine", die von RTL mit Diana Amft in der Hautprolle als "Christine. Perfekt war gestern" adaptiert wurde, und einmal für ihre Rolle der Vizepräsidentin Selina Meyer in der Politsatire "Veep". Zudem war sie für die Comedy-Serie "Seinfeld" sieben Mal in Folge in der Schwesterkategorie "Beste Nebendarstellerin in einer Comedy-Serie" nominiert und konnte diesen Preis 1996 ergattern. Ähnlich wie Fey ist auch Louis-Dreyfus so etwas wie eine Konstante bei den Emmys und war mit Ausnahme von 2011 seit 2006 immer in dieser wichtigen Kategorie vertreten. Auch dieses Jahr ist sie wieder für ihre Rolle in der HBO-Serie "Veep" nominiert, in der sie den Posten hinter dem wichtigsten Posten der Welt einnimmt. Zum Vorbild nahm man sich dabei wieder eines Formats aus Europa, und zwar stand die britischen Reihe "The Thick of it" Pate - "Veep" selbst steht für die gesprochenen Initialen von "Vice President".

Betrachtet man die Anzahl an Nominierungen insgesamt, würde darauf dann Edie Falco folgen, die es auf insgesamt 11 bringt und noch eine Auszeichnung mehr als Julia Louis-Dreyfus aufweisen kann. Insgesamt vier Trophäen dürfte sie im Schrank stehen haben, wovon alle vier eine ähnliche Gravur aufweisen. Drei Mal wurde sie für ihre schauspielerische Leistung der Carmela Soprano in der HBO-Drama-Serie "The Sopranos" geehrt, immer in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einer Drama-Serie". Das Fach hat sie dann bekanntlich mit der bei Showtime ausgestrahlten Comedy-Serie "Nurse Jackie" gewechselt. Dort spielt sie die stets überarbeitete Krankenschwester Jackie Peyton in der Notaufnahme eines New Yorker Krankenhauses, wo sie den Kampf gegen Vorgesetzte und gegen die eigenen Rückenleiden Tag für Tag auf sich nehmen muss. Dass körperliche Leiden am Ort wo Krankheit und Rekonvaleszenz zusammenkommen am besten durch den nahe gelegenen Medikamentenschrank zu lindern sind, dürfte spätestens seit "Dr. House" bekannt sein - auch Jackie Peyton greift daher gerne zu Tabletten um den Schmerzen entgegenzuwirken. Für diese Rolle ist sie nun das vierte Mal in Folge nominiert - mit dem Preis bedacht hat die Jury sie im Jahr 2010.

Ebenfalls das vierte Jahr in Folge in dieser Kategorie nominiert ist Amy Poehler, der man daher ebenfalls einen zur Teilnahme berechtigenden Freifahrtschein attestieren könnte. Damit komplettiert sie den Kreis derjenigen, die in den letzten Jahren mit mehr oder weniger Erfolg nach der Trophäe als beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie greifen wollten oder konnten. Wie bereits in den Jahren zuvor ist sie auch in diesem Jahr für ihre Rolle der Leslie Knope in der NBC-Mockumentary "Parks And Recreation" nominiert, in der sie sehr ambitioniert das Grünflächenamt der fiktiven Stadt Pawnee betreut. Leslie Knope startet als stellvertretende Leiterin der Parkbehörde, strebt aber nach mehr und würde gerne mindestens den Job von ihrer Mitkonkurrentin Julia Louis-Dreyfus' US-amerikanische Vizepräsidentin Selina Meyer bekleiden. Rein optisch könnte sie die Schwester von Oscarpreisträgerin Reese Witherspoon sein, Humorbrüderschaft dürfte sie hingegen mit Steve Carell trinken, was auch auf den gleichen Schöpfer von "The Office" und "Parks And Recreation", Greg Daniels, zurückgeführt werden könnte. Poehler selbst bringt es in ihrer Emmy-eigenen Geschichte auf insgesamt neun Emmy-Nominierungen, ging aber trotzdem immer leer aus. Auch wenn für sie bislang der olympische Gedanke "Dabei sein ist alles" gilt, kann sie sich zumindest über die Vorab-Honorierung in den letzten Jahren freuen.

Für sich selbst, aber auch stellvertretend für HBO geht erneut Lena Dunham an den Start, die im Gegensatz zu den Arrivierten erst zum zweiten Mal in dieser Kategorie antritt. Angesichts des Status', den die Serie "Girls" in letzter Zeit einnehmen konnte, dürften ihre Chancen nicht nur auf die einer Außenseiterin beschränkt bleiben. Vielmehr ist die Schöpferin, Autorin, Regisseurin und Darstellerin der Comedy-Serie eine ernst zu nehmende Konkurrentin im Feld, die es durch ihre vielfältigen Aufgaben bereits auf sechs Nominierungen bringen kann. In der Serie selbst schlüpft sie in die Rolle Hannah Horvaths, die gemeinsam mit ihren Freundinnen in Brooklyn lebt und mit ihrem akademischen Abschluss nicht das erreichen kann, was ihr eigentlich vorschwebt. Auch wenn "Girls" durch die behandelten Themen, wie Sex, Partnerschaften, weibliche Selbstfindung, den Ort New York und sogar den ausstrahlenden Sender HBO Parallelen zu "Sex And The City" aufweist, kann man die Serie Dunham'scher Prägung nicht in die gleiche Schublade stecken. Die zelebrierte Dekadenz bei den Frauen um Carrie Bradshaw findet nicht statt, stattdessen wird die Herausforderung auf eigenen Füßen stehen zu müssen, fokussiert. Dunham bringt es durch das zweite Jahr der Emmy-Teilnahme insgesamt auf 6 Nominierungen, gewinnen konnte sie selbst letztes Jahr aber keinen.

Den letzten Platz vor der Startlinie darf in diesem Jahr Laura Dern einnehmen. Ein wenig überraschend ist dies vielleicht zum einen deswegen, weil die HBO-Serie "Enlightened" nach zwei Staffeln eingestellt wurde und zum anderen, weil sie nicht zu den bestens Bekannten des Comedy-Genres gehört, wie beispielsweise Fey oder Louis-Dreyfus. Insgesamt bringt sie es auf fünf Nominierungen, konnte aber bislang noch keine Trophäe ihr Eigen nennen. Premiere feiert sie zudem in dieser Kategorie, auch wenn sie 1997 schon einmal für einen Gastauftritt in der Comedy-Serie "Ellen" nominiert war, fand sie sich ansonsten in anderen Kategorien, die in Zusammenhang mit Miniserien, Filmen oder dem Drama-Genre zu bringen sind, wieder. Ähnlich wie Fey, Dunham oder auch Poehler betätigte sich Dern nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera und kreierte die Serie zusammen mit Mike White, der ebenfalls neben ihr und Luke Wilson in einer Hauptrolle zu sehen war. Für eine dritte Staffel reichte es aus Sicht HBOs angesichts Zuschauermangels nicht, für die Jury der Emmy-Awards ist die Leistung Derns jedoch überzeugend und daher ausschlaggebend. Dern porträtiert Amy Jellicoe mit einer selbstzerstörerischen Ader, die eine spirituelle Erleuchtung erhält, weswegen sie anfängt, Privates und Berufliches einer Umstrukturierung zu unterziehen. Ob auch die Juroren, die an dem Abend am Rande der Ziellinie stehen für eine Überraschung gut sind, oder auf Rekordhalterinnen setzen, wird sich am Abend des 22. Septembers zeigen. Auf dem Treppchen jedenfalls, kann nur eine Platz nehmen.