Wenn am 22. September die 71. Primetime Emmys verliehen werden, dann könnten es Farewell-Festspiele werden. Es war in der Vergangenheit schon mehrfach zu beobachten, dass jahrelange Favoriten der Academy-Mitglieder zur letzten Staffel nochmal richtig abräumen. Und in diesem Jahr haben sich gleich zwei davon verabschiedet: "Game of Thrones" und "Veep". Im Drama-Bereich überragt "Game of Thrones" bei den Nominierungen tatsächlich schonmal alle anderen um Längen.

Satte 32 Mal hat "Game of Thrones" in diesem Jahr die Chance auf eine der begehrten Auszeichnungen, darunter natürlich in der Königskategorie "Beste Drama-Serie". Auch wenn es viel Kritik an den letzten Folgen gab: Es wäre schon eine Überraschung, wenn sich die Serie zum Abschied nicht durchsetzen würde. Dabei bekommt sie es diesmal mit spannenden Konkurrenten zu tun - denn die Zusammensetzung der Nominierten dort hat sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe komplett geändert, weil fast alle anderen Vorjahres-Nominierten gar nicht im maßgeblichen Zeitraum (1. Juni bis 31. Mai) zu sehen waren. Nur "This is us" ist hier übrig geblieben, neu dazu kommen "Bodyguard" (Netflix), "Killing Eve" (BBC America), "Ozark" (Netflix), "Pose" (FX), "Succession" (HBO) und nach einem Jahr Pause auch wieder "Better Call Saul (AMC).

Aus diesen Serien speisen sich im Wesentlichen auch die Nominierungen in den persönlichen Kategorien. Von "Game of Thones" können sich Emilia Clarke und Kit Harrington Hoffnungen auf eine Auszeichnungen machen (die Nebenrollen-Kategorien sind ohnehin von "GoT"-Darstellern geflutet). Bei den männlichen Hauptdarstellern sind außerdem Jason Bateman ("Ozark"), Sterling K. Brown und Milo Ventimiglia (beide "This is us"), Bob Odenkirk ("Better Call Saul") und Billy Porter ("Pose") Hoffnungen machen. Bei den Frauen sind noch Jodie Comer und Sandra Oh (beide "Killing Eve"), Laura Linney ("Ozark") und Mandy Moore ("This is us") nominiert. Dazu kommt Viola Davis, die erneut für ihre Rolle in "How to get away with Murder", für die sie 2015 schon einmal den Preis bekommen hat, eine Nominierung erhielt, sowie Robin Wright für "House of Cards". Auch diese Serie endete - aufgrund der ziemlich missglückten finalen Staffel gab's aber nur drei Nominierungen, darunter auch für Michael Kelly alias Doug Stamper für die beste Nebenrolle. Die Serie selbst findet sich aber naheliegenderweise nicht mehr unter den Nominierten wieder.

Und damit zu den Comedy-Serien, wo "Veep" (HBO) nach den Siegen 2015, 2016 und 2017 nun nochmal auf die finale Auszeichnung hofft. Doch hier dürfte es deutlich knapper werden, gibt es doch wirklich bärenstarke Konkurrenz. Zu allererst ist hier Vorjahressieger "The Marvelous Mrs. Maisel" (Prime Video) zu nennen - mit insgesamt 20 Nominierungen die zweitmeistnominierte Produktion in diesem Jahr. Doch auch "Barry" (HBO) ist mit 17 Nominierungen überaus gut im Geschäft, dazu kommt "The Good Place". Ebenfalls vielfach nominiert ist "Fleabag", das Prime Video zugerechnet wird - eigentlich aber eher eine BBC-Produktion ist. Die wunderbare Netflix-Serie "Russian Doll" (hierzulande "Matrjoschka") wiederum ist nur schwer als Comedy einzustufen, rutscht wegen ihrer Länge aber bei den Emmys automatisch in diese Kategorie. Die größte Überraschung stellt aber die Nominierung von "Schitt's Creek" dar - wenn es eine Serie, die beim Mini-Sender Pop TV beheimatet ist, nach fünf Staffeln zu Emmy-Ehren schafft, dann hat sie offensichtlich einiges richtig gemacht.

Und "Schitt's Creek" ist nicht nur als beste Comedy-Serie nominiert, auch die Darsteller Catherine O'Hara und Eugene Levy können sich Hoffnungen auf Emmys in den Hauptdarsteller-Kategorien machen. Insbesondere bei den Comedy-Hauptdarstellerinnen  wartet in diesem Jahr ein überaus stark besetztes Feld. O'Hara bekommt es mit Julia Louis-Dreyfus ("Veep"), Rachel Brosnahan ("The Marvelous Mrs. Maisel"), Christina Applegate ("Dead to me"), Natasha Lyonne ("Russian Doll") und Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") zu tun. Bei den Männern findet sich mit Michael Douglas für die Netflix-Serie "The Kominsky Method" ein ganz großer Name, auch Ted Danson ("The Good Place") kann sich erneut Hoffnungen machen, dazu natürlich Vorjahressieger Bill Hader ("Barry") sowie Anthony Anderson ("black-ish") und Don Cheadle ("Black Monday").

Bei den Miniserien fällt es schwer, eindeutige Favoriten auszumachen, dort gelang es mehreren Produktionen für Schlagzeilen zu sorgen. "When they see us" von Netflix gehört ebenso dazu wie die HBO/Sky-Produktion "Chernobyl", "Escape at Dannemora" von Showtime, "Sharp Objects" von HBO und "Fosse/Verdon" von FX. Unter den Hauptdarstellerinnen gilt Patricia Arquette aus "Escape at Dannemora" als eine der Favoritinnen, bei den Männern schaffte es dank des "Very English Scandal" unter anderem auch Hugh Grant auf die Nominiertenliste.

Noch ein Blick auf die non-fiktionalen Kategorien. Größte Überraschung dort ist wohl, dass es der große Quoten-Hit der letzten Saison nicht auf die Nominiertenliste geschafft hat: "The Masked Singer" sucht man in der Kategorie "Competition Program" vergeblich. Dafür findet sich dort der Außenseiter "Nailed it" von Netflix wieder und muss gegen die angestammten Formate wie "The Amazing Race", "American Ninja Warrior", "RuPaul's Drag Race", "Top Chef" und "The Voice" antreten. In der Late-Night-Kategorie blieb alles exakt beim Alten. Trevor Noah, Samantha Bee, Jimmy Kimmel, John Oliver, James Corden und Stephen Colbert werden das Rennen auch diesmal unter sich ausmachen.

Abschließend noch ein Blick auf die Verteilung der Nominierungen auf die Sender. Im vergangenen Jahr konnte Netflix erstmals an HBO vorbeiziehen, nun schlug das Imperium zurück - angeführt vom übermächtigen "Game of Thrones". HBO kommt in diesem Jahr auf 137 Nominierungen, fast 30 mehr als im Vorjahr. Netflix steigert sich leicht auf 117. Dann kommt lange nichts und dann NBC als stärkstes Network, allerdings mit nur noch 58 statt 78 Nominierungen. Haupttreiber waren dort wie immer "This is us" und "Saturday Night Live". Amazon konnte sich mit Prime Video deutlich von 22 auf 47 Nominierungen steigern - allerdings fallen mit "Fleabag" und "A Very English Scandal" auch zwei Produktionen aufs Amazon-Konto, die eigentlich eher BBC-Produktionen.

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