Themen des Jahres 2009


Gewinnspielsatzung tritt in Kraft
Nach langen Diskussion trat im Februar die neue Gewinnspielsatzung in Kraft. Erstmals erhielten die Medienwächter die Möglichkeit, auf die allzu dreiste Abzocke von Zuschauern mit Telefongewinnspielen mehr Sanktionen folgen zu lassen, als nur mahnend den Zeigefinger zu erheben. Nun können die Aufsichtsbehörden Geldbußen in Höhe von bis zu 500.000 Euro verhängen, wovon im Laufe des Jahres bereits mehrfach Gebrauch gemacht wurde. Die Anbieter indes ächzen unter den neuen Regeln. Bei 9 Live strengte man gar ein Normenkontrollverfahren an, bei dem die Satzung allerdings in ihrem Kern bestätigt wurde. Das Interessante daran: Noch vor ihrem Inkrafttreten zeigte man sich als Befürworter klarer Regelungen und saß bei der Entwicklung der Satzung mit am Tisch. Mehr zum Thema...

Das Debakel um Nikolaus Brender
Der Wechsel in der Chefredaktion des ZDF zum kommenden April lässt die Diskussion um den Einfluss der Politik auf die Besetzung der Führungspositionen in öffentlich-rechtlichen Sendern neu aufkommen. Es war nichts Neues, dass die Politik im Falle Nikolaus Brender tüchtig mitmischt im Personalpoker. Allerdings erreichte der CDU-Widerstand gegen Brender - angeführt von Roland Koch im Verwaltungsrat des Senders - in seiner Unverhohlenheit und mit seiner Schein-Sachlichkeit eine neue Qualität. In den ersten Monaten des kommenden Jahres wird sich zeigen, ob sich nun doch etwas ändert. Die Grünen wollen ein Normenkontrollverfahren anstrengen, die SPD plant, den ZDF-Staatsvertrag zu ändern.

Der Zoff um "Erwachsen auf Probe"
Das Geschrei war groß, die Quote eher mau. Mit einer missverständlichen Pressemitteilung über die neue Doku-Reihe, in der Jugendliche testweise in die Elternrolle von Kindern jeglichen Alters schlüpfen, löste der Sender im Frühjahr einen Sturm der Entrüstung aus. Nachdem Kritiker der Sendung im Vorfeld unter anderem vorwarfen, man betreibe "Babyhandel" und "Prostitution", da Eltern ihre Babys verleihen würden, lud der Sender zu einem denkwürdigen Diskussionsnachmittag ein. Die Fernsehmacher erklärten den Kritiker die Hintergründe der Produktion im Beisein von Journalisten. Die Erkenntnis: Im Fernsehalltag ist nichts so, wie es scheint. Mehr zum Thema...

Die Währungsumstellung in der Quotenmessung
Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) hat ihre Messtechnik umgestellt und damit einige Neuerungen in die Ermittlung der Reichweiten und Marktanteile der Fernsehsender eingeführt. Die wichtigste spürbare Änderung seit diesem Sommer: Die Quoten erreichen die Sender und Redaktionen seitdem immer öfter mit massiven Verspätungen. Dafür allerdings ist die neue Messtechnik gerüstet für die digitale Zukunft und soll in der Lage sein, künftig auch Nutzungformen abzubilden, die es derzeit noch nicht gibt. Seit Sommer misst man zudem auch die zeitversetzte Nutzung bis zu drei Tage nach der Ausstrahlung und erfasst Gäste, die in den Panel-Haushalten der AGF mit vor dem Fernseher sitzen. Die Auswirkungen auf die Ergebnisse sind bislang allerdings noch recht gering. Noch sind jedoch nicht alle Haushalte umgerüstet. Mehr zum Thema: Währungsumstellung, erste Bilanz

Aus Premiere wird Sky
Der Bezahlanbieter Premiere hatte es seit jeher schwer. Nur einmal konnte das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1990 bislang schwarze Zahlen schreiben. Als im vergangenen Jahr Medienmogul Rupert Murdoch mit seiner News Corporation bei Premiere einstieg, ahnte so mancher bereits, was in diesem Sommer vollzogen wurde: Premiere wurde Sky, das Abomodell wurde umgestellt. Mit dieser Marke ist News Corp. unter anderem in Großbritannien und Italien im Pay-TV erfolgreich. Mit mehr als 250 Millionen Euro wurde die Marke Premiere in den Büchern abgeschrieben. Für das kommende Jahr erhofft man die Wende: Ab 2011 will man operativ im schwarzen Bereich wirtschaften. Dazu braucht man allerdings mindestens 3 Millionen Abonnenten. Seit dem vergangenen September fehlen noch 600.000 - nicht gerade einfach, zumal die Deutsche Telekom mit "Liga Total" in diesem Sommer ein durchaus konkurrenzfähiges Gegenangebot zu Skys Abo-Motor Bundesliga gestartet hat. Der Kopf hinter der Umpositionierung von Premiere als Sky - der Vorstandsvorsitzende Mark Williams - verlässt das Unternehmen am 31. März 2010. Mehr zum Thema...

Kerner, Pocher, Aust, Christiansen: Sat.1 kauft ein
Wieder einmal schickte sich Sat.1 in diesem Jahr an, sein Profil zu schärfen. Das tat man zunächst mit spektakulären Neuverpflichtungen. Seit Herbst sind Oliver Pocher, den man der ARD wegschnappte, und das ehemalige ZDF-Aushängeschild Johannes B. Kerner wöchentlich bei Sat.1 auf Sendung. Viele Schlagzeilen waren dem Sender gesichert. Doch der Quotenerfolg lässt noch auf sich warten. Auch der wöchentliche Talk "Ihre Wahl! - Die Sat.1 Arena" mit den Vorzeige-Journalisten Stefan Aust und Sabine Christiansen im Vorfeld der Bundestagswahl konnte das Publikum nicht erreichen.

Die Affäre um Doris Heinze
Das Thema ist noch lange nicht vom Tisch: Im Februar trifft sich Doris Heinze mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber NDR vor Gericht um zu klären, ob ihre fristlosen Kündigungen rechtmäßig waren. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft. Heinze wird vorgeworfen, unter Pseudonym Film-Stoffe entwickelt und diese an den NDR, dessen Fernsehfilmchefin sie war, verkauft zu haben. Dadurch soll sie mehr Honorar kassiert haben, als ihr unter ihrem eigenen Namen zugestanden hätte. Auch ihr Mann soll so unter Pseudonym Inhalte an den NDR abgesetzt haben. Unklar ist, inwieweit noch andere Spieler in das System Heinze verflochten sind. Die Affäre um die Filmchefin regte eine Diskussion um das Gebaren der öffentlich-rechtlichen Sender bei der Auftragsvergabe an. Die Nachfolge von Heinze ist noch nicht geregelt. Für den Posten werden derzeit uner anderem RTL-Fiction-Chefin Barbara Thielen und ZDF-Fernsehfilm-Chefin Heike Hempel gehandelt. Mehr zum Thema...

ZDFneo startet
Skandal! schreien die privaten Sender: Das ZDF will mit seinem neuen Spartenkanal junge Zuschauer erreichen. Dafür hat man den Digitalsender ZDFdokukanal umgewidmet und sendet seit dem 1. November unter dem Namen ZDFneo unter anderem von der Kritik gelobte internationale Serien für ein Nischenpublikum, ein Musikmagazin, Doku-Soaps, Comedy und zudem dokumentarische und fiktionale Archiv-Ware aus ZDF-Beständen. Das Programm, das sich sehen lassen kann, erbost die Privatsender, die darin einen "Frontalangriff" sehen. Das ZDF bleibt gelassen: Wer sagt denn, dass Private das Monopol auf junge Zuschauer haben?, heißt es dort. Mittlerweile befasst sich auch die Medienpolitik mit ZDFneo. Es soll geprüft werden, ob der Sender mit dem zuvor im Staatsvertrag festgelegten Konzept in Einklang zu bringen ist. Zugunsten von ZDneo will das ZDF künftig seine Ausgaben für den Kultursender 3sat senken. Der Marktanteil des neuen Angebots lag im ersten Sendemonat bei 0,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen - und damit doppelt so hoch wie beim ZDFdokukanal bis dahin. Mehr zum Thema...

HDTV auf dem Vormarsch
Nach mehreren Anläufen in den vergangenen Jahrzehnten ist der hochauflösende Fernsehstandard HDTV nun auch in Deutschland zur Marktreife gelangt. Die Infrastruktur für die Übertragung steht zum großen Teil, Programmanbieter und Verbreiter sind sich einig und auch die entsprechenden Receiver sind verfügbar. Neben dem Bezahlanbieter Sky, der sich das Thema zum Relaunch in diesem Jahr groß auf die Fahnen geschrieben hat, wollen auch ARD und ZDF ab Februar zu den Olympischen Spielen in den HDTV-Regelbetrieb einsteigen. Mit HD plus bietet Satellitenbetreiber Astra seit diesem Herbst eine Plattform mit hochauflösenden Bildern der Privaten Anbieter ProSiebenSat.1 und Mediengruppe RTL Deutschland. Dieser Service ist für die Zuschauer allerdings nur im ersten Jahr kostenfrei. Danach schlägt der HD-Empfang mit 50 Euro jährlich zu Buche. Mehr zum Thema...

Paid Content
Einmal mehr wird die Bezahlschranke im Netz von den Verlagen als Allheilmittel gegen die Probleme der Digitalisierung gesehen. Spätestens seit der vergangenen Woche, in der der Axel Springer Verlag seine Regionalangebote "Hamburger Abendblatt" und "Berliner Morgenpost" im Netz mit einer Bezahlschranke versehen hat, ist das Kassenhäuschen im Netz vor Inhalten, die über Jahre kostenfrei waren, wieder salonfähig geworden. Es ist die Rede davon, dass man nun für das bezahlen müsse, was einem zuvor geschenkt worden sei. Auch wenn es werbefinanziert war. Dass die Schwierigkeiten der Werbefinanzierung nicht dem Leser, sondern einem überfrachteten Markt mit Nachrichtenangeboten geschuldet sind, bleibt dabei unerwähnt. Es wird sich zeigen, ob die Nutzer den Weg mitgehen: Denn nur wo ein Angebot eine Alleinstellung im Markt hat, sind die Inhalte auch ihr Geld wert. Zudem entdeckten die Verlage in diesem Jahr vermehrt die Zielgruppe der iPhone-Besitzer, die offenbar bereit sind, für eine schicke Aufbereitung anderswo kostenfreier Angebote zur Kreditkarte zu greifen.