Die Klimakrise, dann Corona-Pandemie inklusive Lockdowns und schließlich der von Putin ausgelöste Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie in Folge dessen Inflation und Energiekrise: Bedrohungen von internationaler wenn nicht gar globaler Natur beherrschten in den jüngsten Jahren die Nachrichtenlage – nicht nur in Deutschland. Entsprechend waren auch Formate der Aktualität zu regelmäßigen Überbringern so mancher Hiobsbotschaft, aber auch wichtige Informationsquelle in unsicheren Zeiten. Wie sehr die zurückliegenden Monate unter dem Einfluss des Ukraine-Krieges standen, zeigt sich unter anderem an den Nominierungen des Deutschen Fernsehpreises in der Kategorie "Beste persönliche Leistung Information", in der die Kriegsberichterstattenden Steffen Schwarzkopf (Welt), Katrin Eigendorf (ZDF) sowie Kavita Sharma (RTL/ntv) auf eine Auszeichnung hoffen.



Im Bereich "Beste Information" sind Sendungen nominiert, die versuchen, Ordnung und Erklärung in eine komplexer werdende Welt zu bringen: Der Talk "Maischberger", die "Tagesthemen" (beides ARD) sowie die "Kulturzeit", die bei 3sat emsig auf die Nöte der von Corona besonders betroffenen Kulturbranche auf sich aufmerksam machte. Drei unterschiedliche Genres, die aber doch die gemeinsame Aufgabe verfolgen, die Aktualität aufzubereiten. Wie aber gelingt das in Zeiten, in denen eine globale Krise die nächste jagt? Und wi viel Raum bleibt für kleinere Themen?

"Als Journalisten beschäftigen wir uns ja oft mit schwierigen und komplexen Themen. Die Pandemie und der Krieg waren beziehungsweise sind aber schon eine besondere Herausforderung", sagt Sandra Maischberger gegenüber DWDL.de über die zurückliegenden Monate und ergänzt: "Was wir aber beobachten – unter den Kollegen wie bei den Zuschauern – ist, dass es den allermeisten hilft über schwere und belastende Themen zu sprechen, sich zu informieren und Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren." Große Themen also greifbar und für den einzelnen Zuschauer bzw. Zuschauerin relevant machen.

 

In Zeiten der großen Krisen wie Krieg und Pandemie sind wir bewusst mehr regional vor Ort gewesen.  Helge Fuhst, Zweiter Chefredakteur ARD-aktuell

 

Dem Publikum nichts vorzugaukeln, sondern die Welt abzubilden, wie sie ist, sieht auch Helge Fuhst, der als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell die "Tagesthemen" verantwortet und mitunter auch moderiert, als seine Aufgabe. Der 1984 in Hannover geborene Journalist will sich aber auch auf die guten Dinge konzentrieren. Er sagt zu DWDL: "Aber zum Glück gibt‘s in jeder Krise auch die uneigennützigen Helferinnen und Helfer oder diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten weitermachen. Kürzlich erst bewiesen die "Tagesthemen" mit einer Recherche-Reise inklusive Sendung aus der Ukraine, mit wie unterschiedlichen Aspekten man über einen Krieg berichten kann, die sich nicht auf militärische Fragen beschränken. Denn das Leben der Menschen geht auch in der Ukraine zu Kriegszeiten weiter, deren Geschichten lassen sich erzählen um ein verständlicheres Bild der Ukraine heute zu liefern. Fuhst: "Die dürfen wir nicht übersehen." 

Übersehen ist ohnehin ein gutes Stichwort, drohten doch jüngst die gewichtigen Themen so einiges schlicht zu überlagern. Hier seien die "Tagesthemen" gegen den Strom geschwommen, wie Fuhst es nennt. "In Zeiten der großen Krisen wie Krieg und Pandemie sind wir bewusst mehr regional vor Ort gewesen. In mehr als 300 Reportagen haben wir seit Start der Rubrik 'tagesthemen mittendrin' aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands die Geschichten der Menschen aus dem Alltag erzählt." So sei neben dem Weltgeschehen auch das Dorf in die "Tagesthemen" gebracht worden.

 

Nicht nur die großen Themen und die große Politik, auch Betroffene und Menschen mit alltäglichen Problemen, kommen bei uns zu Wort. Sandra Maischberger

 

Auch die Redaktion von "Maischberger" legt Wert darauf, Platz zu haben und auf Themen einzugehen, "die keine Aufmacherthemen" seien. "Das ist unser journalistisches Ziel und so wählen wir auch die Gäste aus. Nicht nur die großen Themen und die große Politik, auch Betroffene und Menschen mit alltäglichen Problemen, kommen bei uns zu Wort." Seit einer Komplettumstellung des Formats vor rund zwei Jahren werden in dem ARD-Talk mehrere Themen pro Sendung besprochen.

 

Wichtig war uns dabei zu zeigen, dass es für die Fragen unserer Zeit keine eindeutigen Antworten gibt und dass zwischen Schwarz und Weiß jede Menge Grautöne liegen. "Kulturzeit"-Leiterin Petra Bender

 

Per se Themen, die eher abseits des Mainstream beheimatet sind, widmet sich indes die "Kulturzeit" von 3sat. Auch die "Kulturzeit" habe Themen wie Corona, den Krieg und die Energiekrise von verschiedenen Seiten reflektiert, berichtet Leiterin Petra Bender im Gespräch mit DWDL.de. "Wichtig war uns dabei zu zeigen, dass es für die Fragen unserer Zeit keine eindeutigen Antworten gibt und dass zwischen Schwarz und Weiß jede Menge Grautöne liegen, über die es sich auszutauschen lohnt, um zur besten Lösung zu kommen."

Und auch die "Kulturzeit"-Spitze hat sich ein wenig Optimismus bewahrt, was sich an geäußerten Wünschen für die Kulturszene im Jahr 2023 zeigt. "Unsere Wünsche für die Kulturszene sind, dass die Politik ihre schönen Worte von der Kultur als Lebensmittel nicht vergisst und bei den sicherlich anstehenden Sparrunden behutsam mit den Etats der Theater, Museen und Kulturförderungen umgeht", sagt Anja Fix zu DWDL.de.

Denn allein der Blick auf den Krieg in der Ukraine zeige, wie wichtig Kultur zum Überleben sei. "Man denke nur an die Konzerte in den Schutzbunkern oder den Einsatz vieler Künstler, damit das Leid nicht in Vergessenheit gerät und die vom Krieg Betroffenen trotz allem ein wenig Hoffnung bewahren können." Und so hoffen im Informationsbereich drei Fernsehproduktionen auf einen Fernsehpreis, die gleichsam unterschiedlich und doch ähnlich sind. Gemein haben sie, dass sie ihr Publikum seit Jahren verlässlich an die Hand nehmen, durch die Aktualität führen und somit eine Konstante sind in einer Zeit, die sonst nicht allzu konstant ist.