Eine Preisträgerin des Deutschen Fernsehpreises 2022, der am Dienstag- und Mittwochabend in Köln verliehen wird, steht schon fest: Der Ehrenpreis der Stifter geht in diesem Jahr an Iris Berben, die schon seit den späten 60er Jahren "immer wieder für glanzvolle Höhepunkte der Schauspielkunst" sorge, heißt es in der Mitteilung. Berben ist noch in diesem Herbst in zwei Kinofilmen zu sehen: Die gehört zum Ensemble von Ruben Östlunds Film "Triangle of Sadness", der in diesem Jahr die Goldene Palme in Cannes gewann, und ist zudem in Sönke Wortmanns Komödie "Der Nachname" dabei.

"Iris Berben gehört zweifellos zu den ganz Großen unter Deutschlands Schauspielerinnen", würdigt der ZDF-Intendant Norbert Himmler als diesjähriger Vorsitzender des Stifterkreises die Ehrenpreisträgerin. "Sie ist im besten Sinne des Wortes eine großartige Charakterdarstellerin, die Film- und Fernsehschaffende sowie nicht zuletzt das Publikum seit Jahrzehnten inspiriert – mit Charme und Charisma, mit großer darstellerischer Kraft und überzeugender Authentizität. Bei all dem gehören ihre immer wieder begeisternde Kunst und ihr ebenso vielfältiges wie ernsthaftes gesellschaftspolitisches Engagement zusammen. Mit ihrem herausragenden Einsatz für Toleranz und Humanität und gegen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus bezieht sie eindeutig und mutig Position."

Die Karriere vor der Kamera begann für die 1950 geborene Iris Berben bereits in den 60er Jahren, als sie unter anderem mit dem Filmemacher Rudolf Thome drehte un ind Alfred Vohrers Edgar-Wallace-Film "Der Mann mit dem Glasauge" auftrat. 1970 folgte der Italo-Western "Zwei Companeros". Dem deutschen TV-Publikum wurde sie aber vor allem ab 1978 ein Begriff, als sie an der Seite von Ingrid Steeger eine der beiden Hauptrollen in "Zwei himmlische Töchter" übernahm. Nach Filmen wie "Schwarzfahrer" und "Tapetenwechsel" stellte sie ihr komödiantisches Talent 1985/86 erneut in der Sendung "Sketchup" unter Beweis, in der sie gemeinsam mit Diether Krebs für Lacher sorgte. Ab 1986 war sie zudem in der ZDF-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" zu sehen.

Ab den 90er folgten zahlreiche Hauptrollen in Fernsehfilmen wie "Vergewaltigt – Eine Frau schlägt zurück" oder "Das Miststück" sowie an der Seite ihrer Kollegin Hannelore Elsner in "Andrea und Marie" und "Fahr zur Hölle, Schwester!". Ihre am längsten laufende Rolle übernahm sie aber in einer ZDF-Serie: Ab 1994 war sei fast zwanzig Jahre lang als Kriminalkommissarin "Rosa Roth" zu sehen und verkörperte 31 Folgen lang einen neuen, vielschichtigen Ermittlerinnen-Typus. Ihren Ruf als Charakterdarstellerin festigte sie ebenso in Filmen und Mehrteilern wie "Die Patriarchin", "Afrika mon Amour", "Krupp - Eine deutsche Familie", "Ein weites Herz - Schicksalsjahre einer deutschen Familie", "Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte" oder "Die Protokollantin". Im Fernsehen war sie zuletzt in "Altes Land", "Unter Freunden stirbt man nicht" und "Das Unwort" zu sehen.

In "Sternstunde ihres Lebens" spielte sie die Politikerin Elisabeth Selbert, die als Mitglied des Parlamentarischen Rates 1949 gegen alle Widerstände maßgeblich daran mitwirkte, dass der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" ins Grundgesetz aufgenommen wurde. Und auch abseits ihrer Rollen beweist sie mit ihrem Engagement häufig Haltung, etwa mit ihrem Engagement für Humanismus und Völkerverständigung, wobei sie einen besonderen Schwerpunkt auf das Judentum und den Staat Israel legt. Hierfür wurde sie 2002 mit dem Leo-Baeck-Preis geehrt. Iris Berben unterstützt darüber hinaus u.a. den Verein Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e. V. und ist überdies Botschafterin für den "Raum der Namen" im Berliner Holocaust-Denkmal. 

Der Ehrenpreis wird nicht durch die Jury vergeben, sondern ist eine Entscheidung der Stifter des Deutschen Fernsehpreises, also ARD, ZDF, RTL, ProSiebenSat.1 und der Deutschen Telekom. Die bisherigen Preisträger waren in chronologischer Reihenfolge Kurt Masur, Inge Meysel, Peter Scholl-Latour, Wolfgang Menge, Rudi Carrell, Udo Jürgens, Dietmar Schönherr, Friedrich Nowottny, Götz George, Marcel Reich-Ranicki (der den Preis ablehnte), Alfred Biolek, die Fußball-Nationalmannschaft der Herren, Joachim Fuchsberger, Frank Elstner, Ottfried Fischer, Gerd Ruge, Günter Wallraff, Senta Berger, Thomas Gottschalk, Jürgen von der Lippe und Hape Kerkeling.

Der Deutsche Fernsehpreis wird in diesem Jahr an zwei Abenden vergeben: Am Dienstag findet zunächst die "Nacht der Kreativen" statt, in der Preise in zahlreichen Gewerken vergeben werden. 3sat zeigt eine Aufzeichnung dieser Verleihung am Dienstag ab 22:25 Uhr, das ZDF ab 0:45 Uhr. Am Mittwoch findet dann die Verleihung der restlichen Kategorien im Rahmen der Primetime-Show "Die TV-Highlights des Jahres - Der Deutsche Fernsehpreis" statt. Das ZDF zeigt die von Barbara Schöneberger präsentierte Gala ab 20:15 Uhr.