Leserinnen und Leser der "Süddeutschen Zeitung" müssen sich auf weitreichende Veränderungen bei der Tageszeitung gefasst machen. Ab sofort erscheinen die gedruckten Landkreisausgaben in einer neuen Form, konkret spart man sich sieben bislang eigenständige Regionalteile. Stattdessen wird die "SZ" künftig in vier Ausgaben aus dem Münchner Umland berichten.
Die vier Ausgaben umfassen nun die Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau, Ebersberg, Erding und Freising, Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen sowie den Landkreis München. Statt wie bisher auf mindestens zwölf werden Nachrichten aus München, der Region und Bayern künftig auf nur noch mindestens zehn Zeitungsseiten veröffentlicht. Der Druck der Zeitung werde dadurch "effizienter und ressourcenschonender", heißt es von der Südwestdeutschen Medienholding. Keine Veränderungen gibt es online: In der digitalen Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" und auf SZ.de lassen sich die Landkreise weiterhin einzeln anwählen.
Im Zuge der Veränderungen gibt man auch Büros in den Landkreisen auf. Künftig bietet die "SZ" eigene Arbeitsplätze nur noch in Starnberg, Dachau und München-Steinhausen. Um darüber hinaus Kosten zu sparen, werden freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr in bisherigem Umfang beauftragt. Betriebsbedingte Kündigungen soll es im Zuge der Veränderungen nicht geben. Die Reform sei im konstruktiven Austausch mit dem Betriebsrat umgesetzt worden, heißt es vom Verlag. Mit der Neuaufstellung wolle man einerseits Aufwände und Kosten reduzieren und andererseits die Berichterstattung im Digitalen "fördern und wie bisher qualitativen Regionaljournalismus bieten".
Ulrich Schäfer, Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung", sagt zu den Veränderungen: "Die SZ wird auch künftig mit erfahrenen Reporterinnen und Reportern in allen Landkreisen rund um München unterwegs sein: Aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und dem Landkreis München berichten wir weiterhin intensiv. Unser Anspruch ist es, exzellenten Journalismus zu liefern, auf allen Verbreitungskanälen: gedruckt, digital, multimedial. Und das in einem Spektrum, wie es wenige Medien bieten: international, national und regional."
"SZ"-Geschäftsführer Johannes Hauner ergänzt, man mache die Berichterstattung unabhängiger vom Trägermedium. Und weiter: "Wir richten sie, gedruckt wie digital, noch stärker an überzeugenden lokalen Themen aus und weniger an den Rahmenbedingungen, die uns Druck und Zustellung setzen. Die neue Struktur gibt uns mehr Spielraum fürs Digitale – verändert das Angebot der gedruckten Zeitung aber nur dort, wo wir passende digitale Alternativen anbieten können. Uns ist es wichtiger, in einen zukunftsfesten Regionaljournalismus und neue Formate zu investieren als in Büroflächen, die deutlich weniger genutzt werden als früher."
"Wir sind uns unserer demokratischen Aufgabe bewusst", so Ulrike Heidenreich, Ressortleiterin München, Region und Bayern. "Gerade deshalb wollen wir uns künftig in der Region auf Geschichten konzentrieren, die beispielhafte Vorgänge aufzeigen und für ein möglichst breites Publikum interessant sind." Co-Ressortleiter René Hofmann: "Zudem werden wir die digitalen Erzählformen ausbauen, die immer wichtiger werden, um die nächste Generation an Leserinnen und Abonnenten zu erreichen."
Auch über die "SZ" hinaus stellt die Südwestdeutsche Medienholding gerade die Weichen für die Zukunft. Erst in der vergangenen Woche hatte man angekündigt, gewisse Teile zu verkaufen. Das betrifft vor allem die Aktivitäten des Verlags in Baden-Württemberg. So will man den gehaltenen Mehrheitsanteil an Regionalzeitungen in dem Bundesland verkaufen - dazu gehören unter anderem die "Stuttgarter Zeitung" und die "Stuttgarter Nachrichten". Übernommen werden sollen die Zeitungen von der Neue Pressegesellschaft Ulm. Einige Fachpublikationen sollen an den Verbund der Medien Union Ludwigshafen gehen.