Spielte die Tatsache, dass "This is us" wöchentlich lief und nicht wie bei SVoD auf einmal veröffentlicht wurde, eine Rolle?

Chrissy: Absolut. Die Zeit zwischen den Episoden ist wichtig. Nur so können Menschen zusammen über das reden, was sie gesehen haben und gegebenenfalls verarbeiten. Bingewatching basiert auf der Gier nach immer mehr. Mehr, mehr, mehr. Wir schlingen heutzutage Fernsehserien im eigenen Tempo aber einsam und allein herunter und können uns nicht einmal darüber unterhalten, weil niemand gespoilert werden will.

Milo: Wir verlieren Geduld und die wunderbare Gelegenheit etwas aus einer Serie mitzunehmen, wenn es nur noch darum gehen würde, wie viel Folgen einer Serie man hintereinander schauen kann. "This is us" endet meist mit einem großen Ausrufe- oder Fragezeichen. Und das steht dann eine Woche lang im Raum und hallt nach.



Es wirkt so, als wenn "This is us" auch noch den perfekten Moment erwischt hat: In den politisch und gesellschaftlich gespaltenen USA der vergangenen Monate startet eine Serie, die sich mit ganz grundlegenden Themen und Werten befasst, die jeden beschäftigen.

Milo: Wenn wir uns das Klima auf der Welt anschauen, dann hätte die Serie vermutlich nicht den Erfolg gehabt, wäre sie vor zwei oder drei Jahren erschienen. Wir leben heute in Zeiten von unnötiger Spaltung und Auseinandersetzungen. Sei es zwischen Ländern, zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Religionen, zwischen Geschlechtern und zwischen politischen Parteien. "This is us" ist in diesen Zeiten eine wöchentliche Dosis Menschlichkeit und ist auf vielen Ebenen eine Serie über Inklusion.

Chrissy: Ich glaube, die Serie hat bei manchen Zuschauern auch ein Nachdenken angeregt. Darüber, wie man miteinander umgeht. Und das nicht mit dem Zeigefinger sondern durch Geschichten die nahe gehen, weil sie vielen Menschen nahe sind. Aber ich würde Milo widersprechen: Ich glaube die Serie hätte auch schon früher funktioniert, unabhängig von gesellschaftlicher oder politischer Entwicklung. Geliebt werden - das ist immer schon der wichtigste Wunsch gewesen.

Es gibt sehr viele Twists und Turns in der Serie. Wie lange kann man so ein Tempo aufrecht erhalten?

Milo: "This is us" hängt ja nun nicht von einem Ereignis, einem einzelnen Mysterium oder Ähnlichem ab. Es geht um das Leben und das geht immer weiter. Ich glaube die Serie kann sehr lange leben, wenn wir uns bei neuen Staffeln mit nicht weniger als der Qualität der ersten Staffel zufrieden geben. Und zwei weitere Staffeln sind ja schon sicher.

Wie haben Sie eigentlich davon erfahren, dass es gleich mindestens 36 weitere Episoden geben wird?

Milo: Wir waren andem Tag alle zusammen bei der Television Critics Association für ein Interview, der ganze Cast.

Chrissy: Das war so gut.

Milo: Wir wussten zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht, wie es weitergehen würde und ich fragte Jennifer Salke, unsere Chefin bei NBC, was wir den Journalisten antworten sollen, wenn wir gefragt werden, wann die Serie fortgesetzt wird.

Chrissy: Und kurz vor unserem Auftritt trommelte sie alle zusammen und verkündete gleich zwei volle weitere Staffeln. Das Gefühl war unbeschreiblich und ihr Timing auch.

Milo: Es war ja nicht nur für uns schön, noch etwas länger mit den inzwischen lieb gewonnenen Charakteren arbeiten zu können. Dieses frühe Bekenntnis von NBC hat der Serie sehr geholfen, weil in der heutigen Serienvielfalt niemand mehr Zeit in eine Serie investieren will, die dann nicht fortgesetzt wird.

Wie behält man eigentlich im Kopf, wann man was über die Serie verraten darf? Sie wissen ja stets mehr als das Publikum nach der Ausstrahlung einer Folge. Man sollte sich ja besser nicht verstecken.

Milo: Einfach einschließen, Jalousien runter und mit niemandem reden (lacht)

Chrissy: Glücklicherweise haben wir dafür ja Leute, die uns briefen und Tipps geben, womit wir das Publikum gerade neugierig machen könnten. Damit man eben nicht aus Versehen über etwas redet, was erst in der nächsten Folge zu sehen ist. Es war aber auch so nicht so einfach.

Wie lange hat es denn gedauert, bis sie beim ersten Skript begriffen haben, um was es bei "This is us" wirklich geht?

Milo: Ich habe das Skript gelesen und war genauso ratlos bis zu der Enthüllung am Ende der ersten Folge wie manche Zuschauer. Als es plötzlich um die Zitronen ging, da hat es mir die Sprache verschlagen. Da habe ich verstanden, wie die Dinge zusammenhängen. Mehr sollte ich jetzt besser nicht antworten, um nicht zu viel zu verraten.

Chrissy: Ging mir genauso.

Wurden Sie denn dann mal informiert, wohin die Reise für Ihre Charaktere gehen würde?

Chrissy: Nein. Das entwickelte sich parallel zu unserem Dreh.

Milo: Wir haben nur eine grobe Roadmap für die Staffel bekommen. Im Writers Room hingen aber  lauter Karteikarten an der Wand mit den bisherigen Zusammenhängen, damit wir die Verbindungen und Hintergründe unserer Figuren im Kopf behalten können.

Chrissy: Echt? Ich war da nie drin.

Milo: (lacht) Echt nicht? Solltest Du mal.

Eine letzte Frage noch. Sie beide nutzen ja auch Social Media für sich. Ist das für Sie eine Bereicherung?

Milo: Es hat seine Vorteile und hilft dabei, Aufmerksamkeit zu bekommen. Es gehört heutzutage zum Job in Film&TV dazu, aber ich hole mir dort keine Bestätigung für meine Arbeit oder mein Leben und auf Diskussionen sollte man sich besser nicht einlassen.

Chrissy: Man kann Bestätigung eh nicht durch einem unbekannte Personen im Netz erlangen, aber ich finde es faszinierend, sich mit mir fremden Personen thematisch über die Serie auszutauschen. Social Media kann knifflig sein. Es hat letztlich wie vieles im Leben seine guten und schlechten Seiten.

Milo: (nachdenklich) Und manche Leute sollten einfach nicht twittern.

Chrissy: Manche sollten das wirklich besser nicht tun. Würde sie bloß aufhören zu twittern.

Chrissy, Milo, wir denken vermutlich an die gleiche Person. Herzlichen Dank für das Gespräch.