Herr Strunz, wie oft haben Sie sich eigentlich in den vergangenen Wochen geärgert, nicht auf Sendung gewesen zu sein?

(lacht) Müssen Sie gleich so schmerzhaft beginnen? Fast jeden Montag! Wenn der Bundespräsident derart unter Druck gerät, dass er schließlich zurücktritt und Sie sind nicht auf Sendung - das tut schon weh. Wenn Sie dann an den Quoten bei ARD und ZDF sehen, wie groß das Interesse der Zuschauer an dem Thema ist, dann hätten wir mit "Eins gegen Eins" die Talk-Landschaft sicher um einige Erkenntnisse bereichern können. 

Da hat Sat.1 schon einen eigenen Polittalk und dann ist er ausgerechnet während der Skandale um den Bundespräsidenten nicht im Programm...

Vor diesem Problem können Sie aber immer stehen. Was ist nicht schon alles in Sommer- oder Winterpausen passiert und hätte diskutiert werden müssen? 

Am Montag kehrt „Eins gegen Eins“ mit der bereits dritten Staffel zurück. Was haben Sie persönlich aus den ersten beiden Staffeln mitgenommen?

Erfahrung, Mut und Selbstvertrauen. Als wir vor einem Jahr mit „Eins gegen Eins“ an den Start gegangen sind, war völlig unklar, wie sich das Experiment entwickeln und ob es überhaupt eine Zukunft haben würde. Wir sind ja bei einem Sender, bei dem nach „Talk im Turm“ Gesprächsformate am Abend selten die dritte Sendung überstanden haben, insofern finde ich die dritte Staffel schon sehr beachtlich. Aus den bisherigen Sendungen habe ich viel darüber gelernt, welcher Moderationsstil für „Eins gegen Eins“ der richtige ist. Unsere Zuschauer haben uns wissen lassen, dass sie keinen parteiischen Moderator wollen, sondern eher eine Art Ringrichter. Das birgt aber schnell die Gefahr, ganz blass auszusehen. In den ersten Sendungen war ich sicher etwas zu defensiv, zu brav, man könnte sagen: zu öffentlich-rechtlich. Daran haben wir genauso gearbeitet wie am Konzept - und sind nach der Sommerpause mit mehr als 6 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum belohnt worden. Das ist mehr als jeder ARD- und ZDF-Talk unter der Woche. Wir sind vom Hoffnungsträger zum Leistungsträger geworden. Ich würde sagen: Ziel erreicht, egal wie es jetzt weiter geht.

 

Waren Sie denn überrascht, nach der Sommerpause überhaupt noch auf Sendung gehen zu können? Die Quoten waren gerade anfangs ja doch sehr überschaubar...

Überrascht nicht. Ich habe mich gefreut, weil Sat.1 es offenbar wirklich auch auf lange Sicht ernst meint mit dem Ziel, die Information wieder wichtiger zu nehmen. Es ist angenehm, wenn in einem so schnelllebigen Geschäft den Worten auch Taten folgen. Das gilt jetzt wieder: Wir stehen vor einem Bundestagswahljahr und wir gehen auf Sendung. Eine politische Talkshow wird im reinen Quotenvergleich mit Blockbustern immer angreifbar sein. In einem Unterhaltungsprogramm ist sie das Auswärtsspiel - man gewinnt nicht oft, aber wenn man gewinnt, ist es besonders schön. Vor dem Start von „Eins gegen Eins“ war mir in diesem Sinne  bewusst, eine Saison voller Auswärtsspiele vor mir zu haben. In diesem Jahr bietet sich der Fußball-Vergleich noch mehr an: Wir haben bis zur Fußball-EM fest geplant - genauer gesagt: 10 mal 45 Minuten auswärts...

Während der vergangenen Staffel haben Sie gerne Themen der „Focus TV-Reportage“ aufgegriffen, was insofern ganz praktisch war, weil auch „Eins gegen Eins“ von Focus TV produziert wird. Mit der „Spiegel TV-Reportage“ im Vorprogramm müssen Sie nun wieder eigene Themen setzen?

So ist es. Spiegel TV ist ein selbstständiger Hochleistungsbetrieb, bei dem es wohl kaum die Möglichkeit geben wird, Themen aufeinander abzustimmen. So gesehen befinden wir uns wieder in der sehr viel schwierigeren Ausgangssituation der ersten Staffel.

Das Thema der „Spiegel TV-Reportage“ vor Ihrer Sendung lautet übrigens: „Alpine Helden von morgen – in der Kaderschmiede des Wintersports“...

Wenn Ihnen noch ein tolles politisches Thema einfällt, das daran anknüpft, lassen Sie es mich bitte wissen. (lacht) Ansonsten bleiben wir heute Abend vielleicht lieber bei der Frage: Verdienen unsere Politiker zu schlecht? Mitten in der Wulff-Debatte um Ehrensold, Vorteilsnahme und Bestechlichkeit fordern Heide Simonis und Jürgen Koppelin eine bessere Bezahlung von Politikern. Ex-EnBW-Chef Utz Claassen und der Polizeigewerkschafter Rainer Wendt reden dagegen - das dürfte ein interessanter Schlagabtausch werden. Aber was den Vorlauf angeht, haben Sie recht: Mit Focus TV konnten wir perfekt planen. Wir haben gemeinsam so etwas ähnliches erfunden, wie es "Stern TV" hervorragend umsetzt: Erst eine vertiefende Reportage und danach eine Debatte, teilweise sogar mit den Akteuren aus dem Film. Das geht jetzt erst einmal nicht mehr.