Gute Nachrichten aus der Eifel: Nach fünf Jahren Pause wird "Mord mit Aussicht" fortgesetzt – mit neuen Hauptdarsteller(inne)n, alten Bekannten und vertrauter Umgebung in Hengasch, Landkreis Liebernich. (Wer wissen will, was bisher geschah: Am 26. März um 21 Uhr zeigt One nochmal den Film "Ein Mord mit Aussicht" [Titelfoto], der die Reihe 2015 abschloss.)

Mit dieser Entscheidung liegt das Erste ausnahmsweise mal voll im Trend. Denn allerorten hagelt es derzeit Ankündigungen von Reboots, also Neuauflagen erfolgreicher Serien. Insbesondere Streaming-Anbieter legen sich mächtig ins Zeug, um damit die Attraktivität ihrer Angebote zu steigern: HBO Max bringt nicht nur "Gossip Girl", sondern auch "Sex and the City" zurück auf den Bildschirm (DWDL.de berichtete); Disney+ haucht "Doogie Howser" neues Leben ein; Paramount+ setzt "Frasier" fort; bei Showtime kehrt "Dexxter" aus der Isolation heim; und im Laufe des Jahres erweitert Amazon das Universum rund um "Herr der Ringe" seriell.

Wieso sollte das nicht auch im deutschen Fernsehen funktionieren, das doch über einen riesigen Schatz an Klassikern verfügt, die das Publikum erneut begeistern könnten. Krimis haben wir wahrlich genug – sorry, "Derrick" und "Der Alte". Aber wie wär's mal mit kreativem Schwung für die folgenden Familienserien-Dauerbrenner?

1. "Diese Drombuschs – Dynastie" (ZDF)

Ein deutsches "Downton Abbey" hat bislang noch kein Sender hingekriegt. Dabei läge es nahe, dafür den Robert-Stromberger-Straßenfeger "Diese Drombuschs" als Prequel in der Zeit zu versetzen – aus den 80er Jahren an den Beginn des vergangenen Jahrhunderts! Im Jahr 1899 wird Wilhelm Drombusch, Vorfahre des uns gut bekannten Siegfried, damit betraut, auf der Darmstädter Mathildenhöhe eine "Künstlerkolonie" zu gründen. Auftraggeber ist Ernst-Ludwig, Großherzog von Hessen-Darmstadt, der die Wirkungsstätte als Mäzen finanzieren will, um Jugendstilkünstler anzulocken, damit diese dort ihrer Kunst nachgehen und die Region auch wirtschaftlich beleben.

Im selben Zeitraum lässt der russische Zar Nikolaus auf dem Gelände eine Kapelle im Stil der Kirchen seiner Heimat errichten, damit er bei Besuchen der Zarin Alexandra – gebürtige Prinzessin von Hessen-Darmstadt – nicht auf ein eigenes Gotteshaus verzichten muss. Durch einen Zufall lernt Wilhelm die Hofdame der Zarin kennen: Martha, Vorfahrin Veras. Die beiden entwickeln Gefühle füreinander, finden aber nicht zusammen, da zwischen ihnen Ludwig steht, Betreiber der rustikalen Gaststube Zur Alten Mühle, der ebenfalls ein Auge auf Martha geworfen hat.

Als Marthas unehelicher Sohn Karl brutal von Revolutionären zusammengeschlagen wird und dabei umkommt, steht Wilhelm ihr bei. Die Liebe der beiden lässt sich nicht mehr verhindern, muss aber geheim gehalten werden. Ludwig stürzt sich aus Unglück darüber in den Puppentheaterbesitz. Kurz vor Ende der Staffel werden sämtliche Kunstausstellungen auf dem Gelände abgesagt: der Erste Weltkrieg bricht aus! Staffel zwei beginnt mit einem weiteren Paukenschlag: Der Großherzog (unbedingt Hans-Peter Korff für eine Gastrolle anfragen!) wird zum Abdanken gezwungen. Wilhelm steht endgültig vor den Scherben seines Wirkens und beschließt die Gründung eines Antiquitätenladens in der Darmstädter Innenstadt. Martha hält ihm eine unvergessliche Moralpredigt.

"Diese Drombuschs", das Original, ist auf DVD erschienen.

2. "Türkisch für Anfänger – In den Fängen des Clans" (Das Erste)

Ciao, Multikulti! Seitdem Schneiders und Öztürks im ARD-Werberahmenprogramm ihren lustigen Patchworkfamilienalltag zelebrierten, sind Jahre vergangen. Die einst jugendlichen Lovebirds Lena und Cem leben längst getrennt, das gemeinsame Kind Jürgen hat sich von den Eltern losgesagt. Während Lena (Josefine Preuss) als Anwältin auf den Seychellen zu verarbeiten versucht, dass die Printausgabe der von ihr geleiteten Jugendzeitschrift das Erscheinen einstellen musste, hat es sich Cem (Elyas M'Barek) in seinem Berlin-Neuköllner Spießertum endgültig bequem gemacht.

Anstatt es Vater Metin gleichzutun und bei der Polizei zu bleiben, hat er wenig überraschend doch eine Karriere als Rapper eingeschlagen. Nachdem ihm der Erfolg mit "Mach ma keine Filme" – über Wochen auf Platz 1 in den deutschen Charts – zu Kopf gestiegen ist, verbringt er die meiste Zeit des Tages daheim mit Hugh-Hefner-Morgenmantel und Samtschlappen im Massagesessel beim Rätselhefteschmökern. Weil er sich auf Clubhouse mit einem mächtigen Berliner Clan-Chef zerstreitet und später gegen diesen vor Gericht aussagt, steht er dauerhaft unter Schutz seiner ehemaligen Arbeitskollegen. Angesichts ausufernder Tagesfreizeit fühlt Cem sich gezwungen, eine Dokumentation über sein Leben anzukündigen, die exklusiv in der ARD Mediathek erscheinen soll: Es werde die einzige Möglichkeit, ihn so zu erleben, wie er wirklich sei, derartige Einblicke in sein Privatleben gebe es "danach nie wieder".

Doch die Dokumentation floppt. Cem wendet sich ratsuchend seinem alten Freund Costa zu, der inzwischen als Professor für Linguistik an der Universität Stuttgart lehrt und zum zweiten Mal mit Cems Schwester Yağmur, einer erfolgreichen Diplomatin, verheiratet ist. Überraschend kehrt Lena von den Seychellen zurück und soll die Restredaktion der von ihr in den Konkurs gewirtschafteten Zeitschrift übernehmen, um die Marke als Online-Trash-Portal für windige Promispekulationen zu neuem Erfolg zu führen. Ihr erstes Thema: ein bekannter Berliner Skandalrapper!

Die ersten drei Staffeln "Türkisch für Anfänger" können u.a. bei Prime Video und Netflix angesehen werden.

3. "Auf Achse Redux" (Das Erste)

Schwitzige Trucker, schwere Maschinen, fremde Länder – es gibt Serien, die lassen sich auch bei einer Neuauflage kaum verbessern. Der erstmals 1980 gelaufene Vorabendknaller "Auf Achse" mit Manfred Krug gehört definitiv dazu. Deshalb heißt es auch im neuen Vorspann wieder: "Sie fahren Terminfracht in aller Herren Länder. Auf sie ist Verlass." Nur dass die Reihe diesmal einen sehr viel weiblicheren Einschlag hat: Die Enkelin von Franz Meersdonk versucht, die zwischenzeitlich an den Rand des Ruins gewirtschaftete Spedition ihres Großvaters – International Transports – wieder auf Vorderfrau zu bringen; mit Dickkopf, aber großer Pflichttreue nimmt sie die unmöglichsten Aufträge an und hat keinerlei Scheu, auch selbst mit auf Tour nach Namibia, Mexiko, Südafrika und Chile zu kommen, um dort Abenteuer mit Einheimischen zu erleben und aufgrund sich später aufklärender Missverständnisse kurzzeitig im Knast zu landen. Denn "Auf Achse Redux" ist aktionsreich und exotisch – wie "Traumschiff", nur ohne Uniformen.

Derweil droht zuhause Unheil: Der neue Investor, welcher der resoluten Speditionskauffrau die Firmenübernahme ermöglicht hat, plant im Geheimen, den Betrieb vollständig auf selbsttätig fahrende Lastwagen umzustellen und in großem Stil Personal einzusparen. Kann Franziska Meersdonk das Erbe ihres Großvaters retten?

Alte "Auf Achse"-Steffeln sind u.a. in der Megathek von Magenta TV bei ARD Plus abrufbar.

4. "Noch ein Schloss am Wörthersee" (RTL plus/MDR)

Wenn wir ehrlich sind, hatten auch die 33 Episoden, die zwischen 1990 und 1993 im deutschen Fernsehen liefen, nie so richtig eine dezidierte Handlung. Das muss in der Neuauflage von "Ein Schloss am Wörthersee", der ersten fiktionalen Koproduktion von RTL und MDR, ja nicht groß anders werden. Gebraucht wird: die alte Hotelkulisse, inzwischen Teil einer österreichischen Tourismusgruppe, welche Gästen "Early Bird Escapes" und "Slowdown Midweek"-Aufenthaltspakete verkauft und sie dabei mit "Slow Food" vergif… – verköstigt. Darauf lässt sich aufbauen!

Ein Schloss am Wörthersee © TVNOW RTL plus wiederholte alte Folgen von "Ein Schloss am Wörthresee" mit Roy Black für gewöhnlich jährlich – zuletzt zum 30-jährigen Jubiläum im vergangenen Oktober.

Der alternde Schlagersänger Manny Berger (Bernhard Brink) hat es sich in den Kopf gesetzt, dem einstigen Traditionshotel wieder zu gänzlich unmodernem Glanz zu verhelfen. Doch die Belegschaft ist skeptisch. Unmittelbar vor Saisonbeginn wechselt Bergers biestiger Hoteldirektor (Ross Anthony) zur Konkurrenz. Zwischendurch wird viel gesungen. Die erste Staffel läuft exklusiv im Free TV bei RTL plus; eine 80-prozentige Budgetbeteiligung ermöglicht es dem MDR, die Folgen ein Jahr später im eigenen Programm zu wiederholen.

"Ein Schloss am Wörthersee" wird für gewöhnlich jährlich bei RTL plus wiederholt.

5. "Schwarzwaldklinik 2049" (Netflix)

Erinnern Sie sich noch an den ZDF-Reboot von 2005, "Schwarzwaldklinik – Die nächste Generation"? Millionen anderer Zuschauerinnen und Zuschauer auch nicht. Also müssen die Rechte an der einstigen Erfolgsserie unweigerlich an Netflix fallen, um Mainz zu demonstrieren, wie man einen Klassiker mit Wumms neu auflegt: als Sci-Fi-Ärztesaga.

Wir schreiben das Jahr 2049. Glottertal ist abgebrannt, der Bodensee in Folge des drastischen Klimawandels vollständig ausgetrocknet. Die in der Region verbliebenen Menschen plagen Krankheiten, die längst ausgerottet schienen. Wie ein Wunder schwebt über dem Tal ein noch rechtzeitig vor der neuen Weltwirtschaftskrise in Betrieb genommenes Krankenhausraumschiff, im Volksmund liebevoll an alte Zeiten erinnernd "Schwarzwaldklinik" genannt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Brinkbot kämpft ein Ärzteteam aus Menschen und Maschinen leidenschaftlich um das Überleben der Spezies. (Und gegen die Launen des granteligen Oberschwestercyborgs Hildegard, der die Station fest im Griff hat.)

Jede Episode beschäftigt sich mit einem Zukunftsthemaa aus der Gesundheitslehre: der Drei-Klassen-Medizin, dem zunehmenden Upgrade von Patientinnen und Patienten mit künstlichen Körperteilen sowie dem regen Liebesleben von Prof. Dr. Brinkbots Sohn U-Do15 (Sascha Hehn), der auf dem Schiff als Assistenzarzt tätig ist und allen den Kopf verdreht. Als seine Ex-Geliebte sich in Brinkbot verliebt, nimmt die Geschichte eine unvorhersehbare Wendung. Das Serienfinale mit dem vergnüglichen Titel "Schaltkreiszusammenführung mit Hindernissen" rückt aber alles wieder gerade – und im ZDF bemüht man sich um die Zweitausstrahlung, mit der die 15. Staffel des ARD-Erfolgs "Charité" sabotiert werden könnte.

Alte Episoden von "Die Schwarzwaldklinik" sind in der ZDF Mediathek abrufbar.

Millionen werden begeistert einschalten, bis auf dem Höhepunkt des Reboot-Erfolgs jemandem in der Branche auffällt, dass es von "Ich heirate eine Familie" bislang erst 14 Episoden gegeben hat. Was danach passiert, können Sie sich ja selbst denken.

Und damit: zurück nach Köln.