Dieser Sommer ist noch kein richtiger Sommer. Es fehlt irgendein exotisches Tier, das in irgendeinem See vermutet wird. Schlange, Kaiman oder Mörderwels, egal. Zudem ist auch die echte Empörungswelle ausgeblieben, die sonst den Sommer zu einem Sommer macht. Das führt zu einem zwingenden Schluss: Dieser Sommer ist noch kein richtiger Sommer. Es fehlt irgendein exotisches Tier, das in irgendeinem See vermutet wird. Schlange, Kaiman oder Mörderwels, egal. Zudem ist auch die echte Empörungswelle ausgeblieben, die sonst den Sommer zu einem Sommer macht.

Gemerkt? Ja, ich mache es wie das deutsche Fernsehen. Ich sende etwas, dann packe ich ein bisschen Wortmüll dahinter, um mich umgehend zu wiederholen. Wiederholungen gehören zum Sommer. Oder andersherum gesagt: Es ist erst Sommer, wenn wiederholt wird. Allerdings macht die simple Wiederholung alleine noch keinen Sommer, es braucht schon noch die Empörung darüber. 

So jetzt habe ich mich mit anderen Worten zum zweiten Mal wiederholt und komme mir langsam vor wie ein echter „Tatort“. Den gibt es ja derzeit nur abgehangen, nicht als Frischware. Erst am 18. August kommt eine neue Lieferung. Bis dahin wird abgenudelt, was die Sender gerade so erübrigen können.

Genau bei diesem Umstand möchte ich mal einhaken. Ich möchte nicht klagen über die große Wiederholungswelle. Die finde ich nämlich völlig okay. Selbst eine erfolgreiche Produktion, die auf einen Marktanteil von 25 Prozent kommt, wurde von 75 Prozent der gerade fernsehaktiven Zuschauer nicht gesehen. Gar nicht zu reden vom Rest, der gerade grillen ist. Nur mal zur Erinnerung. Ein „Tatort“ mit herausragenden zehn Millionen Zuschauern wurde von den übrigen 70 Millionen Deutschen komplett ignoriert. Da ist es quasi ein Gebot der Wirtschaftlichkeit und der Vernunft, den bisherigen Kostverächtern eine neue Chance einzuräumen. Also gilt: Wiederholung? Gerne doch. Her damit.

Ich will auf etwas ganz anderes hinaus: Auf das komplett miserable Wiederholungsmarketing der Sender. Wiederholungen werden im deutschen Fernsehen, wenn man es einmal vorsichtig formulieren möchte, eher schüchtern angepriesen. Man muss sich als Verbraucher schon das Herstellungsjahr anschauen oder ist auf einen Hinweis im Programmveröffentlichungsorgan seines Vertrauens angewiesen. Das ist nicht weiter schlimm, wenn Mist wiederholt wird. Da spielt es keine Rolle, ob er neu oder angestaubt ist. Mist bleibt Mist, weil er ist, was er ist. Auch und gerade im Fernsehen.

Ich plädiere dafür, den Sommer als Chance für große Wiederholungen zu nutzen. Können sich die Sender nicht einmal ein Beispiel an der Plattenindustrie nehmen? Die veröffentlicht regelmäßig im Herbst Wiederholungen von bereits Erfolgreichem. Nur heißen die Wiederholungen dort nicht Wiederholungen, sondern „Greatest Hits“ oder „Best of“. Warum also nicht mit der gleichen Strategie ans televisionäre Sommerangebot gehen? Einfach mal übers Jahr einen Wettbewerb der qualitativ besten Sendungen veranstalten. Jene, die dabei am besten abschneiden, erhalten die Chance, im Sommer noch einmal reüssieren zu dürfen. Es müsste quasi eine Auszeichnung sein, im Sommer wiederholt zu werden. Vergesst den Grimme Preis, könnte die Devise lauten. „Wir werden wiederholt“, würden Produzenten und Regisseure mit hochrotem Kopf und erigierten Ohren verkünden. 

Ja, ich weiß, man kann nicht nur wiederholen, was gut war. Auch der Mist muss sich durch Wiederholung refinanzieren. Aber dafür gibt es doch die Dritten, die bezeichnenderweise schon heißen, wie die orale Notausstattung, mit der auch nur vorsichtig wiedergekäut wird. Mein Vorschlag: Bei den Dritten in den Nachtstunden darf alles wiederholt werden, was unbedingt weg muss. Oder wie wäre es mit dem Vormittag? Da ist bei den wenigsten Sendern viel zu verderben.

Vielleicht könnten die Öffentlich-Rechtlichen mal mit dem Wettbewerb beginnen und den Sommer veredeln mit den großen Werken. „Best of ARD“ oder „ZDF Greatest Hits“ würde ich glatt einschalten. Wenn denn drin wäre, was drauf stünde.