Hiermit bewerbe ich mich bei der ARD als Showentwickler. Am besten in der Abteilung Innovation, also dort, wo die bahnbrechenden Formate ausgedacht werden, wo nach dem Prinzip „Speisung der 5000“ aus einfachem Quiz ganz viele verschiedene Sendungen entstehen, die alle von Kai Pflaume, Jörg Pilawa und Eckart von Hirschhausen moderiert werden.

Ich möchte also dorthin, wo der Erfolg wohnt, wo man jung und frisch denkt, wo man ohne eine neue Idee morgens nicht einmal zum Kaffeeautomaten vorgelassen wird, wo das Ungewohnte beinahe schon alltäglich ist. Ja, da will ich hin. Lasst mich ein Teil werden dieser Kaderschmiede, dieses Schmelztiegels des aufregenden Showgeschäftes.

Nun gut, man wird fragen, was mich denn befähigt, Teil dieser sicherlich überaus illustren Gesellschaft zu werden. Darauf habe ich eine schöne Antwort. Ich schaue gerne Sendungen mit Kai Pflaume, etwa die Neuauflage von Hans Rosenthals „Dalli Dalli“, die jetzt bekanntermaßen „Das ist spitze“ heißt und selbst bärbeißigsten Kritikern das Urteil „gar nicht mal so übel“ abfordert. Ich weiß also, dass die einfachsten Spiele die besten sind, dass es Freude macht, Menschen beim Spaß haben zuzusehen.

Ich habe auch vernommen, dass nun bald Pilawas Jörg mit Kulenkampffs „Einer wird gewinnen“ auf den Schirm kommt. Was Kachelmann kurz vor der Jahrtausendwende noch versemmelte, soll der Rückkehrer Pilawa schaffen. Außerdem soll europäischer Geist beschworen werden, und jede Menge Spaß soll es geben, und spannend soll es werden. Sagt die Showabteilung der ARD, und wenn die was ankündigt, dann stimmt das aber so was von. Ist schließlich die ARD.

Aber zu meinen Fähigkeiten. Ich denke, dass ich genau das sehr gut kann, was  in der ARD-Entwicklungsabteilung nur die Spitzenkreativkräfte hinkriegen. Erst heute morgen habe ich wieder im formidablen Standardwerk von Stefan Niggemeier und Michael Reufsteck geblättert. „Das Fernsehlexikon“ heißt die Schwarte, die jeder im Regal stehen haben sollte, der wissen will, was seine Eltern einst schauten. Ich gehe mal davon aus, dass „Das Fernsehlexikon“ bei den Showexperten der ARD wie eine Art Bibel gehandhabt wird, also wie ein richtig großes Buch, in dem man nur mit Handschuhen und gebührender Ehrfurcht blättern darf.

Ich kann das. Gut sogar. Und bei meiner heutigen Lektüre habe ich gleich zwei tolle Showideen gehabt. Die sind Hammer. Bahnbrechend nachgerade. Achtung! Aufgepasst, ARD! Wie wäre es denn mit einer Neuauflage von „Der goldene Schuss“? Mit Eckart von Hirschhausen als perfekter Mischung aus Lou van Burg und Vico Torriani. Ich würde notfalls auch den Assistenten geben, der die Armbrust scharf macht. „Hans, den Bolzen“ würde Hirschhausen dann sagen, und die Quoten gingen unweigerlich durch die Decke.

Auf Seite 298 habe ich auch ein dolles Konzept gefunden. „Drei mal neun“ heißt das. Die Show war Hammer. Als sie am 27. Juni 1974 zu Ende ging, hatte sie eine Quote von 87 Prozent. Nochmal zum Mitschreiben. Siebenundachtzig Prozent. Na, wenn das mal nicht ein maßgeschneidertes Konzept für Kai Pflaume ist.

Notfalls ginge auch noch Seite 340. „Erkennen Sie die Melodie?“ Wenn ich mir dort das Bild des späten Moderators Günter Schramm anschaue, entdecke ich durchaus Ähnlichkeiten mit Jörg Pilawa. Der könnte das doch locker wegmoderieren.

Ja, ja, ich sehe schon die Personalchefs der ARD mit dem Griffel zucken. Sie wollen mich zur Unterschrift nötigen. Solch einen Innovator brauchen sie im Team. „Der passt zu uns“, jubeln sie. Der hat dieselben tollen Ideen wie wir. Ich würde mich also fügen in die Reihe all jener, die jetzt schon regelmäßig das Fernsehlexikon wälzen und das Erlesene dann hinterher als Frischgepflücktes verkaufen. Und das deutsche Fernsehpublikum bekäme endlich mal wieder etwas Neues. Ja, ich weiß: Fortschritt, dein Name sei ARD.