International Update vom 7. März
Kant soll nicht zum ESC, Netflix investiert 18 Mrd., ITV bietet 0 Pfund
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Weil "Kant" wie "Cunt" klingt, soll Malta seinen ESC-Song umbenennen; Netflix investiert mehr in Inhalte; in Südafrika gibt's Liebesg'schichten; ITV gab freches Gebot für die Klub-WM ab; "FBI"-Spin-Offs wurden abgesetzt; neue Wikinger-Serie vom "Vikings"-Macher
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Malta: "Kant" - so heißt der maltesische Beitrag für den Eurovision Song Contest in diesem Jahr. Eigentlich. Das Wort ist maltesisch und heißt übersetzt "Gesang". Während das Bildungsbürgertum hierzulande allerdings vielleicht zuerst an einen Philosophen denkt, werden im englischsprachigen Raum ganz andere Assoziationen geweckt. Dort klingt der Titel schließlich wie "Cunt" - gebräuchlich als Bezeichnung der weiblichen Geschlechtsorgane, teilweise als derbes Schimpfwort, teilweise aber in manchem Zusammenhang auch positiv konnotiert ist. Gut möglich also, dass Malta hier bewusst mit dieser Mehrdeutigkeit spielen wollte. Doch während die EBU den Titel zunächst mit dem Zusatz "(Singing)" akzeptiert hatte, besteht sie nun doch darauf, den Titel des Songs zu ändern und das Wort auch aus dem Text zu streichen, nachdem offenbar ein Sender Beschwerde eingelegt hat. Bestätigt ist es nicht, dem Vernehmen nach könnte es sich aber um die BBC handeln, für die die Benutzung des C-Wortes schon medienregulatorisch heikel ist. In Malta ist man nun empört und spricht von Zensur. Der maltesische Sender bezeichnet die Entscheidung als "unfair, unverhältnismäßig und diskriminierend" und hat Einspruch eingelegt.
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Tschechien: Nach einem monatelangen Ringen zwischen Regierung und Opposition hat das tschechische Abgeordnetenhaus für eine Erhöhung der Rundfunkgebühren gestimmt. Die monatliche Rundfunkgebühr fürs Fernsehen steigt von 135 Kronen auf 150 Kronen, fürs Radio von 45 auf 55 Kronen. Umgerechnet steigt der monatliche Betrag damit recht deutlich umgerechnet um etwa 1 Euro auf 8,19 Euro. Zudem ist sie künftig ähnlich wie in Deutschland nicht mehr an das Vorhandensein eines klassischen TV- oder Radiogerätes gebunden, wodurch sich auch die Zahl der zahlungspflichtigen Haushalte deutlich erhöhen dürfte. Ziel sei es, "die öffentlich-rechtlichen Medien zu stabilisieren, deren Gebühren schon seit vielen Jahren nicht mehr angehoben wurden", so der Kulturminister. Die letzte Erhöhung liegt 16 Jahre zurück. Wenn die Inflationsrate eine gewisse Höhe überschreitet, soll es künftig eine automatische Anpassung geben. In sicherem Fahrwasser sind die öffentlich-rechtlichen Medien in Tschechien trotzdem nicht: Noch dieses Jahr wird gewählt - und in Umfragen führt die rechtspopulistische Ano-Partei. Im Falle eines Wahlsieges will sie die Gebühren ganz abschaffen.
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Europa: Einer Studie von Ampere Analysis zufolge haben die Gesamteinnahmen der SVoD-Dienste im letzten Jahr in Europa erstmals höher gelegen als jene der öffentlich-rechtlichen Häuser. Die wachsen seit vielen Jahren kaum noch, während die Streaming-Dienste ein rasantes Wachstum verzeichnen, das auch - wenn auch wohl in etwas abgeschwächter Form - weiter anhalten dürfte. Damit geht die Schere in den kommenden Jahren deutlich auseinander. Bis 2029 erwartet die Studie einen Anstieg der Einnahmen der Streamer um 37 Prozent auf 38,4 Milliarden, während die Öffentlich-Rechtlichen europaweit bei 27,9 Milliarden alles in allem fast stagnieren werden. Öffentlich-rechtliche Häuser sind für die TV-Produktionsbranche in Europa aber elementar: 43 Prozent aller TV-Titel wurden der Studie zufolge von ihnen in Auftrag gegeben.
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USA / International: Dazu passt diese Meldung: Während der finanzielle Spielraum vieler traditioneller Medienkonzerne an seine Grenzen stößt, will Netflix in diesem Jahr seine Investitionen in Inhalte um weitere elf Prozent auf dann etwa 18 Milliarden Dollar steigern. Dies kündigte Finanzchef Spencer Neumann auf der Morgan Stanley Tech, Media & Telecom Conference an. Das Ende der Fahnenstange sei damit auch noch längst nicht erreicht, meint Neumann und verweist darauf, dass in den meisten Ländern weniger als 10 Prozent der TV-Nutzung auf Netflix entfalle: "Ich denke, wir stehen immer noch ganz am Anfang." Er sehe noch Wachstumsmöglichkeiten an vielen Stellen - die Frage sei nur, welches die beste Möglichkeit zu wachsen und zu investieren sei. "Wir wollen so lange wie möglich im Wachstumsmodus und nicht im Wartungsmodus bleiben."
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Südafrika / Österreich: "Liebesg'schichten und Heiratssachen" sollen künftig auch in Südafrika erzählt werden. ORF Enterprises hat das traditionsreiche ORF-Format unter dem internationalen Titel "Lonely Hearts Club" nach Südafrika verkauft, wo nun zuerst Folgen in Afrikaans produziert werden sollen, man sehe aber Potential auch in anderen Sprachen. Anne Hirsch, die selbst österreichische Wurzeln hat, übernimmt darin die Rolle von Elizabeth T. Spira bzw. nun Nina Horowitz und besucht Alleinstehende zuhause, die mithilfe des Fernsehens einen Lebenspartner finden wollen. "Kaum eine andere Sendung verbreitet so liebenswerte Ehrlichkeit und Einfachheit wie ‚Lonely Hearts Club‘. Eine internationale Version des Formats war eine Idee, die ich schon immer unbedingt verwirklichen wollte", schwärmt Hans Spielthenner, Co-CEO von Indigenius, das die südafrikanische Version produziert.
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Großbritannien: Bei diesem Gebot wird FIFA-Präsident Gianni Infantino große Augen gemacht haben: Wie der "Telegraph" berichtet, hat ITV dem Weltverband satte 0 Pfund für die Übertragungsrechte an der neu aufgestellten und massiv auf 32 Teams ausgebauten Klub-WM geboten. Als Gegenleistung habe man stattdessen lediglich angeboten, die Spiele reichweitenträchtig im Free-TV zu zeigen, und die Produktionskosten gelte es ja auch zu stemmen. Auch wenn sich die FIFA lange Zeit sehr schwer tat, einen Abnehmer zu finden: Einfach so verscherbeln wollte man die Rechte dann doch nicht - und dann fand sich ja mit DAZN doch noch ein finanzkräftiger Streamer, der für die weltweiten Rechte nun eine Milliarde US-Dollar zahlt.
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Frankreich: Disney erregte kürzlich Aufsehen damit mit dem Deal, dass man künftig 25 Prozent seines in Frankreich erzielten Umsatzes in französische und europäische Serien und Filme reinvestieren wird und im Gegenzug bereits neun Monate nach Kinoveröffentlichung auf Filme zugreifen kann. Damit robbte man sich näher an Canal+ heran, das schon immer gewaltige Summen in Kinoproduktionen pumpte und dafür auch bereits sechs Monate nach Kinostart Zugriff erhielt. Canal+-CEO Maxime Saada übte dann auch scharfe Kritik an der Vereinbarung mit Disney+, die unausgewogen sei und das gesamte Ökosystem der Filmfinanzierung durcheinander bringen könne. Man sehe sich dadurch gezwungen, eigene Investitionen zu reduzieren. Dazu kommt es nun tatsächlich: Zwischen 2025 und 2027 sichert man zwar insgesamt 480 Millionen Euro zu - im Vergleich zu den 600 Millionen im letzten 3-Jahres-Zeitraum ist das allerdings ein deutlicher Rückschritt. Gleichwohl betont Canal+, dass man mit der neuen Vereinbarung seine Rolle als "führender Partner des französischen Kinos" unterstreiche. An der 6-Monats-Frist ändert sich nichts.
Serien-Update
© CBS
CBS hat kürzlich für eine ganze Reihe seiner Serien frühzeitig weitere Staffeln bestellt, dass einige bekannte Titel fehlten, ließ aber auch da schon aufhorchen. Nun hat man die Entscheidung bekannt gegeben, dass man gleich beide Spinoffs der Serie "FBI" nicht fortsetzen wird: "FBI: Most Wanted" endet nach sechs Staffeln, "FBI: International" nach vier. Hinter "FBI" steckt der Franchise-Experte Dick Wolf, der damit bislang einen kompletten Abend auf CBS füllt und damit auch recht verlässlich ordentliche Quoten liefert. Die Absetzung kommt nun also doch ziemlich überraschend. "FBI" selbst ist nicht in Gefahr, das wurde letztes Jahr gleich um drei Staffeln verlängert. Und womöglich wird die Serie auch künftig nicht ganz alleine dastehen: Mit "FBI: CIA" ist schon ein neues Spin-Off in Entwicklung. Erwischt hat es daneben auch "S.W.A.T.": CBS hat die Serie nach acht Staffeln abgesetzt - und zwar schon zum dritten Mal. Zwei Mal hatte man die Entscheidung in der Vergangenheit revidiert. Diesmal dürfte die Entscheidung aber wohl endgültig sein.
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Michael Hirst kehrt gemeinsam mit Horatio Hirst zurück in die Welt der Wikinger: Der Mann hinter der Serie "Vikings" und dem Spinoff "Vikings: Valhalla" arbeitet für Amazon Prime Video nun an dem neuen historischen Drama "Bloodaxe". Erzählt werden soll die Geschichte des berühmten Wikinger-Kriegers Erik Bloodaxe und seiner Frau Gunnhild, der Mutter der Könige, während sie um den norwegischen Thron kämpfen. Courtney A. Kemp produziert unterdessen für Netflix die Serie "Nemesis". Die Beschreibung liest sich so: "Nemesis‘ ist die Geschichte zweier Männer auf beiden Seiten des Gesetzes, die Geschichte dessen, was passiert, wenn eine unaufhaltsame Macht (ein erfahrener Krimineller) auf ein unbewegliches Objekt (einen brillanten Polizeidetektiv) trifft."
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Mit ihrer schauspielerischen Leistung in "Orphan Black" sorgte Tatiana Maslany einst für Furore und erhielt dafür auch einen Emmy, nun hat Apple TV+ eine neue Serie mit ihr angekündigt: Sie spielt die Hauprolle in "Maximum Pleasure Guaranteed". Apple beschreibt die halbstündige Serie als düster-komischen Thriller über eine frisch geschiedene Mutter, die in ein Rabbit Hole aus Erpressung, Mord und Jugendfußball gerät. Sharon Horgan war zuletzt bei Apple TV+ in zwei Staffeln von "Bad Sisters" zu sehen. Nun arbeitet sie zum Einen für HBO an einer noch unbetitelten Comedyserie über eine 50-jährige geschiedene Frau, die nach Sex und Liee sucht, während sie sich gleichzeitig um ihre kranken Eltern und die Erziehung ihres erwachsenen Sohnes kümmern muss. Horgan steht dafür nicht nur vor der Kamera, sondern schreib tauch die Bücher und produziert. Zum anderen produziert sie für Netflix die Serie "Vladimir", die auf dem gleichnamigen Buch basiert und in der Rachel Weisz die Hauptrolle übernimmt. Sie spielt eine Frau, die von einem faszinierenden neuen Kollegen besessen ist, während ihr Leben aus den Fugen gerät.
Serien-Ticker: +++ Netflix setzt "The Recruit" nach zwei Staffeln ab +++ "Criminal Minds: Evolution" hat noch vor dem Start der dritten Staffel auf Paramount+ grünes Licht für Runde 4 bekommen +++ Nickelodeon hat je gleich zwei weitere Staffeln von "PAW Patrol" und dem Spinoff "Rubble & Crew" bestellt +++ Nach dem Kinofilm von 2018 könnte "Crazy Rich Asians" für Max nun als Serie adaptiert werden +++ "30 Rock"-Reunion? Tracy Morgan spielt einen in Ungnade gefallenen Ex-Football-Star in neuem Comedy-Pilot, der von Tina Fey und Robert Carlock für NBC produziert wird. +++ Hallmark verlängert die Andie MacDowell-Serie "The Way Home" um eine vierte Staffel +++ Netflix gibt "Running Point" mit Kate Hudson eine zweite Staffel +++
Kant soll nicht zum ESC, Netflix investiert 18 Mrd., ITV bietet 0 Pfund
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