NBC © NBC
NBC setzt künftig mehr denn je auf großen Sport: Neben Football am Wochenende hat man sich für die kommenden elf Jahre die Übertragungsrechte für die NBA gesichert, mit der man ab Mitte Oktober den Dienstagabend bespielen wird. Im Umkehrschluss heißt das aber: Für andere Programm ist erheblich weniger Platz. Dieser Tatsache fielen nun gleich fünf Serien zum Opfer: "Found", "The Irrational", das erst kürzlich gestartete "Suits LA" sowie die Comedyserien "Night Court" und "Lopez vs. Lopez". Und als Ersatz hat man bislang keine einzige neue Drama-Serie bestellt. Übrig bleiben hier neben den Dick-Wolf-Blöcken mit den "Chicago"- und "Law & Order"-Serien nur "The Hunting Party" und "Brilliant Minds".

Immerhin im Comedy-Sektor will man aber etwas nachlegen, spruchreif ist hier aber bislang nur "The Fall and Rise of Reggie Dinkins". Hier findet die alte "30 Rock"-Crew zusammen: Tina Fey und Robert Carlock produzieren Sam Means schreibt die Bücher, Tracy Morgan spielt die Hauptrolle eines in Ungnade gefallenen Ex-Football-Stars, der sich rehabilitieren will. Daneben dürfte noch eine weitere Comedy bestellt werden, hier steht aber die Entscheidung noch aus. NBC ist jedenfalls entschlossen, ab voraussichtlich November wieder zwei Comedy-Stunden pro Woche zu bespielen. Da der bisherige Platz für den Comedyblock am Dienstag aber durch die NBA besetzt ist, will man hier auf den Montag ausweichen. Daraus ergibt sich noch ein zweiter Verlierer der NBA-Hereinnahme: Für "The Voice" ist künftig weniger Platz: Ab Mitte Oktober läuft die Castingshow nur noch an einem statt zwei Abenden, ab November sogar nur noch eine Stunde pro Woche. Platz ist dafür für die neue Jimmy-Fallon-Show "On Brand", bei der in jeder Ausgabe eine Idee für eine Kampagne für eine große Marke erarbeitet wird.

ABC © ABC
Stabilität - das ist das Schlagwort, mit dem Craig Erwich als Präsident der Disney Television Group die ABC-Pläne für die kommende Saison beschrieb. Die Neuerungen halten sich dementsprechend auch in sehr engen Grenzen. Nur eine einzige neue Serie wurde für den Herbst angekündigt - und es ist mit "9-1-1: Nashville" auch noch ein Ableger einer schon existierenden, hier nun mit Chris O'Donnell in der Hauptrolle. Ryan Murphy nimmt sich damit gewissermaßen selbst den Platz weg, denn die Serie wird im Schlepptau von "9-1-1" laufen, wo bislang das ebenfalls von ihm produzierte "Doctor Odyssey" beheimatet war. Ob es hier weiter geht, ist bislang noch offen, der Platz um 22 Uhr gehört aber wie üblich dem Dauerbrenner "Grey's Anatomy". Festhalten wird man auch am Comedy-Block aus "Shifting Gears" und "Abbott Elementary" am Mittwoch, den man mit "Golden Bachelor" und "Shark Tank" aber sonst non-fiktional bespielt. Die einzige weitere Drama-Serie im Herbst ist "High Potential", für ABC der erfolgreichste Serienstart seit sieben Jahren. "Will Trent" und "The Rookie" gehen zwar weiter, aber wohl erst Anfang 2026. Montags zeigt man im Herbst weiterhin Football, sonntags Filme.

FOX © FOX
Mit der Bestellung von drei neuen Drama-Serien sticht Fox angesichts der Zurückhaltung anderswo in diesem Jahr regelrecht heraus: Nachdem man mit "Doc" einen schönen Erfolg feiern konnte, hat man mit "Best Medicine" nun gleich das nächste Procedural aus dem Medical-Bereich bestellt. Es basiert auf der britischen Serie "Doc Martin", die auch hierzulande schon adaptiert wurde. Die Hauptrolle des brillanten Chirurgen, der plötzlich als Dorfarzt neu anfängt, übernimmt hier Josh Charles. Eine Vorlage aus Europa hat auch "Memory of a Killer", hier ist es der belgische Film "Totgemacht - The Alzheimer Case" aus dem Jahr 2003 - es geht also um einen Auftragskiller, der an Alzheimer erkrankt. Und dann wird's auch noch biblisch: Fox hat die sechsteilige Miniserie "The Faithful" in Auftrag gegeben, die zu Ostern gezeigt werden soll. Die Serie basiert auf dem Buch Genesis der Bibel und  wird aus der Sicht der Frauen erzählt, deren Nachkommen der der großen Weltreligionen prägen sollten: Judentum, Christentum und Islam.

Im Herbst ist von all dem aber erstmal noch nichts zu sehen, hier kommen zunächst neue Shows ins Programm. So holt man die Promi-Version von "The Weakest Link" ("Der Schwächste fliegt") von NBC zu sich und startet zudem "99 to beat", das man hierzulande ja auch von Sat.1 kennt. Zudem hat man ein Reboot von "Fear Factor" angekündigt, "The Floor" und "Name that tune" bleiben im Programm. Dafür spart man sich künftig eine von zwei Staffeln von "The Masked Singer" pro Jahr. Anfang 2026 startet dann die neue Staffel von "American Dad", das man von TBS zurückholt, verlängert wurden aber auch die anderen animierten Serien "The Simpsons", "Universal Basic Guys", "Krapopolis", "Bob's Burgers", "Grimsburg" und "Family Guy". Noch keine Entscheidung gefallen ist bei "The Great North" sowie auch bei "Accused", "Alert" und "The Cleaning Lady".

Prime Video © Amazon
Da man inzwischen ja auch bei den Streamern voll auf Werbevermarktung setzt, sind auch sie inzwischen mit von der Partie bei der Upfronts-Woche. Amazon hat den Auftritt genutzt, um zwei neue Serien vorzustellen. Zum Einen hat man mit "Delphi" einen Serien-Ableger der "Creed"-Filmreihe bestellt, die wiederum zum "Rocky"-Franchise gehört. Michael B. Jordan, Hauptdarsteller der Filme, produziert. Bei "Delphi" geht es um den Box-Nachwuchs am Delphi Gym, also jenem Trainingszentrum, das schon aus den Rocky und Creed-Filmen bekannt ist und von Tony "Little Duke" Evers Jr. geführt wird, dem Sohn von Apollo Creeds legendärem Trainer. Auch bei der zweiten neuen Serie "Barbershop" handelt es sich um einen Ableger der gleichnamigen Filmreihe von MGM. Jermaine Fowler spielt darin Travis Porter, der in die Fußstapfen seines Großvaters treten will, eines legendären Barbers im legendären "Calvin's" in Chicago. Außerdem verkündete Amazon noch die frühzeitige Verlängerung von "Fallout" um eine dritte Staffel, der Gameshow "Beast Games" mit Mr. Beast und dem Hauptgewinn von 10 Millionen Dollar hat man sogar gleich zwei weitere Staffeln spendiert.

HBO Max © Warner Bros. Discovery
Viele Neuigkeiten gab es während der Upfronts auch sonst zur Streaming-Landschaft. Warner Bros. Discovery benennt Max nach zwei Jahren wieder in HBO Max zurück (mehr dazu hier). Lachlan Murdoch hat angekündigt, den neuen Fox-Streamingdienst Fox One zu nennen. Man stapelt aber tief und rechnet anfänglich nur mit einer mittleren einstelligen Millionenzahl an Abos und will keinesfalls das lineare TV-Geschäft damit kannibalisieren - man geht also wesentlich weniger All-in als andere Medienkonzerne. Das Problem mit der Kannibalisierung des hier noch hochprofitablen linearen Kabel-TV-Geschäfts hat auch CNN, dort steht aber im Herbst auch noch der Start eines Streaming-Dienstes an, der für Abonnenten der Kabelpakete aber kostenfrei sein soll und die Livestreams der Sender ebenso wie exklusiv produzierte Inhalte und News-Feeds enthalten soll. Disney hat unterdessen bekannt gegeben, wie viel man für das Standalone-Streaming-Angebot von ESPN künftig zahlen soll: 29,99 Dollar pro Monat soll man für das Komplett-Angebot des Sport-Dienstes berappen, Disney+ gibt's für 6 Dollar obendrauf.

Netflix © Netflix
Lady Whistledown hat wieder zugeschlagen: beim zweiten Upfront-Event von Netflix gab es unter anderem "Bridgerton"-News. Bestätigt wurde in New York City ein Start der vierten Staffel 2026 und – für Fans noch viel wichtiger – die Verlängerung um Staffel fünf und sechs der erfolgreichen Kostümserie. Gemunkelt wird, dass die Geschichten dann um Francesca und Eloise aus dem Hause Bridgerton kreisen. Aufgestockt werden darüber hinaus auch diese Produktionen: noch vor der Premiere der dritten Staffel von "The Diplomat" im Herbst gab es das Go für eine vierte Staffel. "Lupin 4" kommt und zwar erneut mit Omar Sy in der Hauptrolle (die Dreharbeiten in Paris stehen bevor). Die eigentlich als Miniserie angelegte Adaption zum Film "The Four Seasons" von und mit Tina Fey erhält eine zweite Staffel, was angesichts des Endes der ersten acht Teile nicht sonderlich überrascht. In eine zweite Runde geht zudem die YA-Serie "Forever". Auch die YA-Serie "Ich und die Walter Boys" erhält einen Vertrauensbeweis und bekommt frühzeitig eine dritte Staffel zugesprochen. Bei "Survival Of The Thickest" geht es ebenfalls in eine dritte, dann aber auch letzte Staffel. Auf die besondere und warmherzige Suche nach Liebe begibt man sich mit "Liebe im Spektrum" mit einer vierten Staffel - kämpferisch wird es weiterhin mit einer zweiten Staffel des Reality-Wettstreits "Million Dollar Secret" zugehen. 

Und dann wären da noch Netflix-Neuzugänge: als familiäre Crime-Comedy beschrieben wird das noch namenlose neue Werk von Emmy-Gewinner Daniel Levy ("Schitt's Creek"), der wiederum eine der Hauptrollen übernehmen wird. Zusammen mit Taylor Ortega ("Kim Possible") spielt er ein unterschiedliches Geschwisterpaar, das aus Versehen ins Universum des organisierten Verbrechens rutscht. Die Mutter der beiden spielt Laurie Metcalf ("Die Conners"). Ernster und religiös geht es unterdessen bei den anderen zwei Neubestellungen zu: "All the Sinners Bleed" zeigt einen Sheriff im sogenannten Bible Belt, der mit einem religiös motivierten Serienmörder zu kämpfen hat. Das YA-Drama "The Body" von Quinn Shephard begleitet katholische Internatsschülerinnen, die prophetische Visionen erleben und dadurch eine Massenhysterie auslösen.

Abseits des Fiktionalen wäre da noch ein Vorhaben, welches doppelt überrascht und mit dem man in Deutschland vor zwei Jahrzehnten Erfahrungen sammelte: die Castingshow "Star Search" kommt zurück und will sich auf Talentsuche beim Streamingdienst begeben. Die Show lief in den USA vor allem von 1983 bis 1995 mit Ed McMahon (in Deutschland von 2003-2004 auf Sat.1 mit Kai Pflaume), gilt als Mutter aller wettbewerbsorientierten Talentshows und brachte die Karrieren von beispielsweise Beyoncé, Britney Spears und Adam Sandler voran. Gesucht wird im Reboot in den Kategorien "Musik", "Tanz" und "Variety/Comedy" und das mit zwei Live-Ausgaben pro Woche. Doch damit nicht genug: es soll neben dem Live-Moment - ganz nach linearem Vorbild - die Möglichkeit zur Abstimmung geben, wodurch die Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Bildschirm mitentscheiden, wer weiterkommt und wer ausscheidet. Netflix will damit eine weitere Programmfarbe erobern, die man aus dem klassischen linearen TV kennt. Unklar ist derweil, wer moderiert und auf den Platz der Jurorinnen und Juroren Platz nimmt. 

Apple TV+ © Apple
Die UFA hätte die Geschichte von Siegfried und Roy einst gerne erzählt, scheiterte aber am WDR-Rundfunkrat. Wer sich trotzdem für ihre Geschichte interessiert, wird aber bald bei Apple TV+ fündig: Bereits vor zweieinhalb Jahren wurden Pläne über eine Serie bei Apple TV+ laut, die die aus Deutschland stammenden Magier Siegfried und Roy ins Zentrum heben möchte. Bestellt hat der Apfelkonzern nun tatsächlich eine Miniserie über die Zauberkünstler und Dompteure mit Tigern und Löwen, die wie geplant auf dem Podcast "Wild Things: Siegfried & Roy" basiert und federführend von John Hoffmann ("Only Murders in the Building") begleitet wird. In acht Folgen werden sich Jude Law als Siegfried und Andrew Garfield als Roy begegnen, die laut Serienbeschreibung den verruchten Zockerort Las Vegas zu einem familienfreundlicheren Reiseziel machen sollen. Dabei soll nicht nur das Spiel aus Illusion und Wirklichkeit auf der Bühne Teil der Erzählung sein, sondern auch das auf Beziehungsebene. Kennengelernt haben sich Siegfried Fischbacher und Uwe Horn einst kellnernd auf einem Passagierdampfer in Bremen, wonach gemeinsame Auftritte auf Schiffen und in Nachtclubs folgten. Ihre feste Performance-Location, das Mirage Hotel in Las Vegas, bespielten sie danach zwischen 1990 und 2003 bis Roy vom weißen Tiger "Mantacore" lebensbedrohlich angegriffen wurde. Bis zu deren Tod (Roy 2020, Siegfried 2021) lebten sie in Folge eher zurückgezogen. 

Der Vollständigkeit halber: Paramount / CBS hat seine Pläne schon letzte Woche vorgestellt.