International Update vom 30. Mai
Netflix dominiert, doch Broadcast-Serien nicht chancenlos
© CBS
Das Ranking der meistgesehenen US-Serien wird von Netflix dominiert, auch den Networks gelangen aber Erfolge. Außerdem: HBO findet seinen Harry Potter, CBS bietet Trump 15 Millionen und in der Schweiz wird über den Deal zwischen SRG und Verlegern diskutiert
© Netflix
USA: Nielsen hat in dieser Woche zum ersten Mal ein plattformübergreifendes Ranking der in den USA meistgesehenen TV-Serien der Saison 2024/25 vorgelegt, für das jeweils die Nutzung in den ersten 35 Tagen nach Veröffentlichung berücksichtigt. Und das zeigt zum Einen die Dominanz von Netflix: Zehn der ersten 15 Plätze werden von Netflix-Serien eingenommen, wobei "Squid Game" mit 27,1 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern vor "Adolescence" mit 19 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern führt. In die Top 10 schafften es daneben auch noch "Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story", "Zero Day" und "Nobody Wants This". Zum anderen zeig das Ranking aber auch, dass die Broadcast-Networks sich längst noch nicht aufgeben sollten. Denn die CBS-Serie "Tracker" lag es mit 17,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern schon auf Rang 3, mit "High Potential" (ABC, 16,1 Mio.) und "Matlock" (CBS, 16 Mio.) lagen auch zwei neue Network-Serien in den Top 10. Prime Video schaffte mit "Reacher" einen Hit (17,3 Mio, Platz 4), die zweiterfolgreichste Serie landete mit "Cross" aber erst auf Rang 42. Bei Paramount darf man sich unterdessen nicht nur über die starken CBS-Serien freuen, sondern auch über "Landman" von Paramount+, das mit 15,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern Platz 7 ergatterte. Blickt man nur auf die jüngere Zielgruppe 18-49, dann sieht das Ranking etwas anders aus: Die stärkste Network-Serie "High Potential" landet dann erst auf Platz 14, dafür schafft es "The White Lotus" bis auf Platz 5 nach vorne. Das gesamte Ranking lässt sich unter anderem bei "Variety" nachlesen.
© Banijay
Frankreich: Spätestens seit dem Siegeszug von "The Traitors" sucht man weltweit nach weiteren Möglichkeiten, das Reality-Genre auch abseits leicht bekleideter Körper und Dating-Formaten neu zu erzählen. Der französische Sender W9 versucht es nun mit einem Whodunnit-Format namens "The Detective Club", das vom zur Banijay-Gruppe gehörenden B Prod produziert wird. Als der Hund des Moderators verschwindet, müssen die 18 prominenten Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hinweise sammeln und sich Verhören stellen, um den Fall zu lösen und letztlich das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro mit nach Hause zu nehmen. Produzentin Florence Fayard spricht von einer "Show, die Strategie, Humor und Witz miteinander verbindet". James Townley. CCO bei Banijay Entertainment, ergänzt: "Der Detective Club bietet eine kühne neue Variante des Reality-TVs, in der Mystery, Strategie und Täuschung nahtlos in einem rasanten Format mit hohem Unterhaltungswert verschmelzen."
© CBS
USA: Obwohl der 20-Milliarden-Dollar-Klage, die Donald Trump gegen CBS angestrengt hat, von Juristen kaum realistische Chancen eingeräumt werden, ist man bei Paramount offenbar bereit, tief in die Tasche zu greifen, um den Fall vom Tisch zu bekommen. Das "Wall Street Journal" berichtet nun, dass Paramount 15 Millionen Dollar für einen Vergleich anbietet, Trumps Team aber 25 Millionen fordert - irgendwo dazwischen wird man sich also letztlich wohl einigen. Trumps Klage ist nicht nur in die Höhe einigermaßen absurd. Es geht um ein Interview, das im Rahmen von "60 Minutes" mit Kamala Harris geführt wurde. In einem Trailer für die Sendung war ein anderer Teil einer Antwort von Harris auf eine Frage zur Situation in Gaza zu hören als in der Sendung selbst. Trump verklagte CBS auf Basis eines texanischen Gesetzes, das auf irreführende Werbung abzielt, auf Schadensersatz - zunächst auf 10 Milliarden, später auf 20 Milliarden Dollar. CBS versucht parallel auch, die Klage abweisen zu lassen - gestritten wird hier darüber, ob der Trailer vom 1. Verfassungszusatz geschützt ist. Trumps Team versucht unter Hinweis auf die laufenden Verhandlungen, eine Abweisung zu verhindern. In der Klageschrift heißt es, die Bearbeitung des Interviews durch "60 Minutes" habe "zu weit verbreiteter Verwirrung und psychischen Ängsten bei den Verbrauchern, einschließlich der Kläger" geführt. So weit, so absurd. Dass Paramount wohl trotzdem auf einen Deal eingehen wird, liegt daran, dass Shari Redstone noch grünes Licht für den Verkauf von Paramount an Skydance benötigt.
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Schweiz: Die öffentlich-rechtliche Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG steht für ihren Deal mit dem Verlegerverband Schweizer Medien weiter in der Kritik. In dem war die SRG auf mehrere seit Jahren vorgebrachte Forderungen privater Medien eingegangen und will sich etwa Online auf kurze Texte beschränken und auf ihr "Kerngeschäft" mit Video und Audio konzentrieren, zudem werde man sich im Sport auf Inhalte konzentrieren, die nicht von kommerziellen Anbietern abgedeckt werden und die eigene Streaming-Technologie mit Privaten teilen. Im Gegenzug für diese und weitere Zugeständnisse spricht sich der Verband Schweizer Medien gegen die Halbierungsinitative aus, mit der die Gebühreneinnahmen der SRG halbiert werden sollen. SP-Nationalrat David Roth sieht angesichts des Deals einen "Beigeschmack von Bestechung und Sich-bestechen-Lassen" und sieht die Unabhängigkeit der Sender infrage gestellt. Die Mediengewerkschaft urteilt, dass man nicht von einer Zusammenarbeit sprechen könne, weil die Leistungen ausschließlich von der SRG an die Privaten erfolgen würden und fürchten "eine erneute, massive Schwächung des medialen Service public", was "demokratiepolitisch höchst problematisch" sei.
© Channel 4
Großbritannien: Channel 4 ist der erste britische Fernsehsender, der die eigenen Video-Inhalte künftig auch über Spotify verfügbar macht. Die Inhalte kommen von der Digital-Plattform Channel 4.0 und sollen eine Zielgruppe zwischen 13 und 24 Jahren ansprechen. "Die Gen Z sieht sich Videos auf vielen digitalen Plattformen an, und Spotify ist eine der neuen Plattformen, also gehen wir genau dorthin. Dieser neue Ansatz bringt die Inhalte von Channel 4 an einen anderen Ort, an dem die Menschen bereits sind." Dies stehe im Einklang mit der Fast-Forward-Strategie, die darauf abziele, neue Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen und neue Einnahmequellen zu erschließen. Laut Spotify hat sich die Nutzung von Video-Inhalten in Großbritannien im letzten Jahr fast verdoppelt.
Serien-Update
© Warner Bros. Discovery
Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint beförderten ihre Karrieren durch die Blockbusterfilme zu "Harry Potter" auf die Überholspur. Nun hat HBO sein Trio für die kommende Serienadaption zu den Büchern von J.K. Rowling gefunden. Zehntausende Kinder haben sich beworben, um in Hogwarts einzutauchen und an "Harry Potter" für HBO Max zu partizipieren. "Es war ein echtes Vergnügen, die Fülle an jungen Talenten zu entdecken, die wir überall im Vereinigten Königreich haben", so Autorin und Showrunnerin Francesca Gardiner, sowie Regisseur Mark Mylod. Durchgesetzt haben sich die Newcomer Dominic McLaughlin als Harry Potter, Arabella Stanton, die Hermine Granger verkörpern und Alastair Stout, der Ron Weasley spielen wird. Die Serie selbst orientiert sich eng an den Bestsellern von J.K. Rowling, die auch als ausführende Produzentin mit an Bord ist. Zuletzt war diese vor allem wegen ihrer Äußerungen zu Transpersonen in die Kritik geraten. Produziert wird die Geschichte über den berühmtesten Zauberlehrling von Brontë Film and TV und Warner Bros. Television.
© HBO Max
Bei den Primetime Emmys im September 2024 konnte neben "Shōgun" und "Rentierbaby" auch "Hacks" überzeugen. Und das überraschte viele, hatten doch die meisten mit einem haushohen Sieg von Wiederholungstäter "The Bear" von FX gerechnet. Doch Jean Smart konnte zum dritten Mal den Preis für die beste Hauptdarstellerin in einer Comedy als Deborah Vance gewinnen und der Preis für die beste Comedy ging erstmalig an die Serie über eine Stand-up-Comedienne auf der Suche nach neuen Impulsen. Da überrascht es wenig, dass HBO weiterhin Vertrauen in die Produktion hat und noch vor dem Finale der vierten Staffel, über die der Streamingdienst sagt, es sei die bislang beste Staffel, grünes Licht leuchten ließ. "Hacks" geht bei HBO Max in eine fünfte Runde und Smart urteilt: "Wie Deborah Vance selbst wird "Hacks" mit der Zeit immer kühner, schärfer und ikonischer".
© MGM
Oscar-Gewinner J.K. Simmons übernimmt die Hauptrolle in "The Westies", einer neuen Serie von MGM+ von Chris Brancato und Michael Panes. Die Serie spielt in den frühen 1980er Jahren, als der Bau des Jacob Javitz Convention Centers auf dem Stammgelände der Westies in Hell's Kitchen in New York City der irisch-amerikanischen Bande des organisierten Verbrechens einen finanziellen Glücksfall verspricht. Obwohl sie der italienischen Mafia zahlenmäßig 50 zu 1 unterlegen sind, haben die Westies dank ihrer legendären Brutalität und Gerissenheit das nötige Druckmittel, die Beute mit diesen im Rahmen einer fragilen Entspannungspolitik zu teilen. Doch ein interner Konflikt zwischen der forschen jüngeren Generation und der Führung der alten Schule droht dieses Pulverfass zum Explodieren zu bringen, was die Westies in die immer tiefer gehenden Ermittlungen des FBI gegen die italienische Mafia hineinzieht. Simmons wird Eamon Sweeney, den charismatischen, aber gewissenlosen Führer der Westies spielen.
Serienticker: Apple TV+ hat auf Basis der Joona-Linna-Bücher eine noch namenlose Serie mit Liev Schreiber, Zazie Beetz und Stephen Graham in den Hauptrollen bestellt. +++ Peacock legt "Laid" zu den Akten: Nachdem die erste Staffel keine große Aufmerksamkeit generieren konnte, ist Schluss +++ Showtime (Pardon: Paramount+ with Showtime) hat eine achte Staffel der Serie "The Chi" bestellt. Staffel 7 startete gerade mit einer Rekord-Reichweite. +++ Bei Amazon dreht sich "Das Rad der Zeit" nicht mehr weiter: Nach drei Staffeln macht Prime Video Schluss. +++ Netflix hat die neue koreanische Serie "Notes from the Last Row" bestellt. Ein mürrischer Literaturprofessor verliebt sich in das Talent eines mysteriösen Studenten, der in seiner Klasse immer in der letzten Reihe sitzt.
Netflix dominiert, doch Broadcast-Serien nicht chancenlos
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