International Update vom 27. Juni
BBC geht gegen Perplexity vor, TF1+ testet Micropayment
© BBC / Perplexity
Der nächste KI-Streit wird wohl zwischen der BBC und Perplexity ausgefochten, TF1 testet bei seinem Streamingdienst eine Micropayment-Option, Paramount drängt die Marke Showtime ein weiteres Stück zurück
© TF1
Frankreich: TF1 hat zuletzt Schlagzeilen durch seinen weltweit bislang einmaligen Deal mit Netflix gemacht: Ab Sommer kommenden Jahres werden alle linearen Sender wie auch On-Demand-Inhalte von TF1 auch bei Netflix abrufbar sein. Rodolphe Belmer erklärt es in einem Interview mit "Variety" damit, dass Netflix in Haushalten, die den Streamer abonniert hätten, die erste Anlaufstelle sei - man setzt also auf zusätzliche Reichweite für seine werbefinanzierten Inhalte. Spannend ist aber auch noch ein zweiter Ansatz, den TF1 bei seinem grundsätzlich kostenfreien Streaming-Angebot TF1+ verfolgt. Dort wird man zum 1. September ein Micropayment-Option einführen - man kann dann bei jeder einzelnen Folge eines Programms entscheiden, ob man sie gegen die Zahlung lieber werbefrei sehen möchte oder kostenlos mit Werbung. Bislang gibt's bei den großen Streamern die werbefreien Varianten in der Regel nur in teureren Abo-Tarifen. "Wir haben uns von einem Geschäftsmodell inspirieren lassen, das sich insbesondere bei Mobile Games als erfolgreich erwiesen hat: Die In-App-Zahlung", erläutert Belmer im "Variety"-Gespräch. Man wolle damit zusätzliche Einnahmen abseits von Werbung generieren. Weiteres Wachstum erhofft man sich zudem dadurch, dass man TF1+ Ende des Monats gleichzeitig auch in 22 weiteren französischsprachigen Ländern startet.
© Showtime
USA: Während man bei Warner Bros. Discovery gerade entschieden hat, seine einst aus dem Namen seines Streaming-Dienstes Max getilgte Premium-Marke HBO wieder zurückzubringen, geht man bei Paramount nun den umgekehrten Weg. Dort hieß die teuerste Variante von Paramount+ bislang "Paramount+ with Showtime" und ersetzte das Showtime-eigene Streaming-Angebot. Neuerdings heißt das Angebot aber nun "Paramount+ Premium". Am Preis von 12,99 Dollar im Monat hat sich nichts geändert. "Nachdem wir kürzlich auch dem Essential-Tarif einige ausgewählte Showtime-Inhalte hinzugefügt haben, spiegelt der Name 'Premium' das breite Angebot in beiden Tarifen besser wider", heißt es dazu vom Unternehmen. Generell will Paramount aber an seiner Marke Showtime festhalten, Showtime Originals wird's auch weiterhin geben. Und der lineare Sender behält seinen Namen - der aber seit einiger Zeit auch dort etwas ungelenk "Paramount+ with Showtime" lautet. Das wirkt nun um so seltsamer, weil es diese Benennung im Streaming-Bereich nicht mehr gibt.
© BBC
Großbritannien: Die BBC hat gegenüber Perplexity AI rechtliche Schritte angedroht, weil das KI-Startup BBC-Inhalte zum Training seiner KI verwendet habe. In den Antworten auf Suchanfragen würden BBC-Inhalte teils wörtlich wiedergegeben und verlinkt, einige Informationen daraus aber auch ungenau und mit fehlendem Kontext. Dies schädige den Ruf der BBC. Gefordert wurde daher, die Nutzung von BBC-Inhalten einzustellen, Kopien des Materials zu löschen und eine finanzielle Entschädigung für die Verletzung des Urheberrechts anzubieten. Perplexity warf der BBC gegenüber der "Financial Times" "manipulative und opportunistische" Behauptungen vor, die ein grundlegendes Missverständnis von Technologie- und Urheberrechtsgesetzen zeigen würden. Zudem zeige sich, wie weit die BBC zu gehen bereit sei, um das Monopol von Google aus Eigeninteresse zu erhalten.
© VoA
USA: Die Trump-Administration in den USA legt weiter die Axt an öffentlich finanzierte Medienangeboten an und droht damit, die "Voice of America" in der Welt verstummen zu lassen. Die für den so benannten Auslandssender zuständige Behörde US Agency for Global Media hat 639 weiteren Beschäftigten entlassen. Bei Voice of America sind demnach inzwischen weniger als 200 Beschäftigte übrig - das ist weniger als ein Siebtel derer, die zu Jahresbeginn dort noch gearbeitet hatten. Bei der USAGM, der auch andere Auslandsmedien unterstehen, arbeiten noch 250 Personen, damit liegt man nun nahe des gesetzlich festgelegten Minimums. Ursprünglich wollte Trump Kari Lake, die die Kürzungen als Sonderberaterin veranlasst hat, zur Chefin von Voice of America machen, weil er dem Sender antiamerikanische Propaganda vorwirft. Allerdings muss der Sender unabhängig von politischer Einflussnahme bleiben - mit der Folge, dass man nun einfach die finanziellen Mittel so weit kürzt, dass das bisherige Angebot nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Gegründet worden war "Voice of America" noch während des Zweiten Weltkriegs.
© Halk TV
Türkei: Staatliches Vorgehen gegen unliebsame Medien - das gibt's auch anderswo: In der Türkei hat die Medienaufsichtsbehörde RTUK ein zehntägiges Sendeverbot gegen den Sender Halk TV verhängt. Weil ein Gast in einer Sendung gesagt hatte, die Türkei werde "nicht religiöser, sondern sektenartiger", wirft man Halk TV "Aufstachelung zum Hass" vor. Der Sender steht der Oppositionspartei CHP nah. Die Stimmung in der Türkei ist aufgeheizt, seit der Istanbuler Bürgermeister Imamoglu als größter Rivale des regierenden Präsidenten Erdogan im März verhaftet wurde. Reporter Ohne Grenzen verurteilte das Sendeverbot und äußerte die Befürchtung, dass Nachrichtensender, die der Opposition nahestehen, mittelfristig zur Schließung gezwungen werden könnten. Im Ranking der Pressefreiheit von Reporter Ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 159 von 180.
© DirecTV
USA: Seit 1994 bietet DirecTV (das inzwischen zu AT&T gehört) in den USA ein Pay-TV-Angebot via Satellit an und betreibt dafür auch eigene Satelliten. Inzwischen gibt's dort aber auch ein Angebot, das allein auf Streaming setzt und ganz ohne Satellitenschüssel auskommt. Hier sieht man offenbar die Zukunft. Trotzdem kommt es einigermaßen überraschend, dass in manchen US-Märkten derzeit das Satelliten-Angebot - das per se ja ortsunabhängig nutzbar ist - gar nicht mehr buchen lässt. Die einzige angebotene Option ist dort DirecTV Stream. Dem Unternehmen zufolge handelt es sich um einen zeitlich begrenzten Test, der offenbar vor allem in großen Städten mit guter Internet-Versorgung gefahren wird. In ländlichen Gebieten ist das Satelliten-Angebot hingegen weiter buchbar - auch dort wird inzwischen aber das Streaming-Angebot in den Mittelpunkt gestellt.
Serien-Update
© Apple
Über zehn Jahre ist es her, dass sich Matthew McConaughey und Woody Harrelson für HBO bei der ersten Staffel der Krimi-Anthologie "True Detective" miteinander vereinten und als Ermittler-Duo einen Fall lösen durften. Für Apple TV+ agieren die privat befreundeten Schauspieler aktuell bei der Serie "Brothers" vor den Kameras, doch nun muss die Serienproduktion eine Pause einlegen. Der Grund ist, dass Showrunner David West Read nach acht von zehn Folgen aufgrund kreativer Differenzen das Handtuch wirft und voraussichtlich an Lee Eisenberg übergibt ("Eine Frage der Chemie"). Dieser soll die Serie zu Ende bringen und etwaige Anpassungen vornehmen. Die von Skydance TV produzierte Serie startet mit der Prämisse der wirklichen Freundschaft der beiden abseits des Medienbusiness und vollführt eine Familienzusammenführung auf einer Ranch in Texas. Ein gemeinsames Leben auf McCounaugheys Anwesen stellt dabei alles auf die Probe.
© FX
Frankenstein Junior steht immer mehr vor der Wiederbelebung. Eine Pilotbestellung zum Film "Young Frankenstein" von Mel Brooks aus dem Jahr 1974 rückt bei FX näher, so meint es zumindest der Branchendienst "Deadline Hollywood". Die auf den Titel "Very Young Frankenstein" hörende Comedyserie kommt von einem kreativen Trio der Vampircomedy "What We Do in the Shadows" mit Unterstützung von Mel Brooks als ausführender Produzent und Taika Waititi als Regisseur der ersten Testfolge. Bekannt über den Inhalt ist wenig, nur, dass die Serie von "Young Frankenstein" inspiriert sein soll. Bei einem "sehr jungen Frankenstein" könnte man mutmaßen, dass es um das Aufwachsen des zur Kultfigur vor allem des Gothic gewordenen Monsters geht.
© MGM
Erfolgsautorin Renée Ahdieh ist eigentlich für ihre YA-Bücher bekannt. Mit dem am 3. Juni veröffentlichten Buch "Park Avenue" betrat die "New York Times"-Bestsellerautorin jedoch abermals die Bühne der Erwachsenenliteratur und liefert damit direkt die Vorlage für eine Serienadaption. Bei MGM Television könnte dadurch eine serielle Version zum Buch entstehen, das als eine Mischung aus "Crazy Rich Asians", "Succession" und "The White Lotus" beschrieben wird. Und worum geht’s? Im Zentrum steht die junge Anwältin Jia Song, die in eine Krise ihres größten Klienten gerät. Es handelt sich um die eine Milliarde schwere, koreanische Familie Park, die mit der Beatuy-Marke Mirae ihr Geld machte und in einer schillernd-glitzernden, wie intrigant-gefährlichen Welt mit dunklen Geheimnissen lebt. Johanna Lee ("Dune") schreibt das Skript für das geplante Projekt und wird als ausführende Produzentin fungieren.
Serien-Ticker +++ Netflix schickt seine romantische Westernserie "Ransom Canyon" in eine zweite Staffel und auch das auf dem japanischen Manga "Kakegurui" basierende "Bet" wird um eine zweite Staffel reicher +++ Paramount+ bekommt mit der aktuell produzierten Thriller-Serie "Baby Doll" aus Großbritannien einen Neuzugang. Die Serie mit unter anderem Alfie Allen und Jill Halfpenny dreht sich um zwei Zwillingsschwestern, die aufgrund einer Entführung auseinander gerissen werden +++ Neben der Erweiterung des Portfolios wurde auch "MobLand" bei Paramount+ um eine zweite Staffel verlängert +++ Der französische Sender TF1 greift mit einem Dramedy-Procedural (Titel "Marie-Line") beim zu Banijay gehörenden DMLS Films zu und taucht ins Spionage-Game ein +++
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