Eko Fresh, Wigald Boning, wie waren Sie in der Schule in Geschichte?
Wigald Boning: Ich war ein guter Schüler und Geschichte hat mich immer sehr interessiert – insbesondere, je näher wir uns thematisch der Jetztzeit angenähert haben. Also solche Sachen wie "333 – bei Issos Keilerei" gingen bei mir links rein und rechts wieder raus, ab der Französischen Revolution wurde ich allerdings aufmerksamer.
Eko Fresh: Ich bin ja schon ganz früh aus der Schule raus und nach Berlin gezogen, um Rapstar zu werden – was auch irgendwie geklappt hat. (lacht) Mit Schule hatte ich schon ziemlich früh nur noch wenig zu tun. Das gilt auch für Geschichte. Das Gute ist, dass ich durch unser neues Format jetzt die Möglichkeit habe, in Echtzeit zu lernen. Auch dank Wigald, der so ein großes Allgemeinwissen besitzt, dass ich während unserer Dreharbeiten wirklich viel gelernt habe.
Sie spielen auf Ihr Nitro-Format an, in dem Sie zusammen als "Geschichtsjäger" durch Deutschland reisen. Wie sehr haben Sie sich auf die einzelnen Themen vorbereitet?
Eko Fresh: Wir hatten ein Briefing, das ich mir natürlich auch genau angesehen habe. Trotzdem blieb im Vorfeld einiges ungewiss. Ich bin daher auch ein bisschen mit den Augen des Publikums zu den Lost Places gereist, die das alles ja auch zum ersten Mal sehen.
Wigald Boning: Vor der ersten Sendung haben wir uns vorsichtshalber ausführlicher vorbereitet, haben uns aber nach der ersten halben Stunde sehr schnell davon verabschiedet, weil wir uns nur noch gegenseitig mit Informationen zugeschüttet haben. Das machte nicht so richtig Sinn. Viel wichtiger ist es, vor Ort die Neugierde hochzuhalten. Glücklicherweise haben wir ja immer auch Zeitzeugen und Experten, die uns unsere Fragen beantworten.
Sie waren schon einmal vor einigen Jahren für den History Channel als "Geschichtsjäger" unterwegs, damals zusammen mit Fritz Meinecke. Nun also die Rückkehr mit Eko Fresh als neuem Partner. Wie haben Sie beide zueinandergefunden?
Eko Fresh: Wir sind uns erstmals beim Frühstück zu einer Weihnachtssendung über den Weg gelaufen. Damals bin ich sofort zu ihm gegangen, weil mich das, was er zu erzählen hatte, am meisten interessiert hat.
Wigald Boning: Als Nitro mit der Idee einer Neuauflage auf mich zukam, war Eko tatsächlich mein Wunschkandidat, weil ich davon überzeugt bin, dass seine Lust, Neues zu erfahren, riesig ist. Das hat sich glücklicherweise bewahrheitet.
Von der Neuauflage musste man Sie also nicht lange überzeugen?
Wigald Boning: Nein, überhaupt nicht. Unter all den Formaten, die ich gemacht habe, sticht diese Sendung wirklich heraus. Natürlich entstehen auch bei Studioproduktionen oft tolle Sendungen, aber zwei Wochen in Hürth-Kalscheuren zu verbringen, ist jetzt nicht so aufregend wie das Reisen an spannende Orte. Und weil auch wieder Schwarzbild, die Produktionsfirma der ersten Staffel, hinter der Sendung steht, war mir klar, dass das Ergebnis nur gut werden kann, nicht zuletzt weil schon damals nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf die Bildgestaltung ein großes Augenmerk gelegt wurde.
Eko Fresh: Für mich war das auch ein echter Traumjob. Natürlich sind die Musik und die Auftritte nach wie vor ein sehr großer Teil meines Lebens, aber dass ich jetzt mit Wigald Boning "Indiana Jones"-mäßig an Lost Places reisen darf, ist wirklich toll.
Sie haben sich in der Vergangenheit immer wieder im Fernsehen ausprobiert, in Filmen, aber auch als Kandidat bei "Grill den Henssler" oder als Figur bei "The Masked Singer". Da würden sich nicht alle Rapper hinwagen...
Eko Fresh: Viele Fernsehsachen, die ich gemacht habe, haben sich irgendwie so ergeben. Es war am Anfang sogar eher befremdlich – da hat man als Hip-Hopper nicht so viel anderes Zeug gemacht. Mit der Zeit habe ich allerdings gemerkt, dass mir solche Auftritte großen Spaß machen. Ich habe das Fernsehen daher für mich immer als Fortschritt gesehen, nicht als Rückschritt. Heute ist das ja sozusagen mein USP im Gegensatz zu denen, die sich dem Fernsehen immer verweigert haben.
Herr Boning, Sie waren schon vor 30 Jahren mit "RTL Samstag Nacht" erfolgreich. Nun sitzen wir für dieses Interview gerade bei RTL in Köln. Fühlt sich das für Sie in gewisser Weise nach einer Rückkehr an?
Wigald Boning: Als ich zu RTL kam, saß der Sender noch in der Aachener Straße. Seither hat sich so viel verändert. Aber natürlich fühlt es sich ein wenig nach einer Rückkehr zu den Wurzeln an. Ganz davon abgesehen freue ich mich, wenn ich bei einem Sender, den ich in der Vergangenheit schon mit Erfolgen verzieren durfte, nach so vielen Jahren nochmal wiederkommen kann.
Nicht nur RTL hat sich seither gewandelt, sondern auch die Comedy.
Wigald Boning: Als wir damals bei "Samstag Nacht" mit "Mief" aufgetreten sind – mit der Textzeile "denn dort drüben an der Lampe ist auch schon die nächste Schlampe" –, haben wir drei Briefe erhalten, in denen sich jemand beschwerte. Wir haben solche Briefe damals zwar zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter bearbeitet. Das wäre heute sicher anders.
Dafür treten jetzt bei Stefan Raab Penis-Akrobaten zur besten Sendezeit auf.
Wigald Boning: (lacht) Heute ist die Sorge vor einem Shitstorm weitgehend abgelöst durch die Annahme, dass ein Shitstorm fast schon notwendig geworden ist, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
Lassen Sie uns noch einmal ins Hier und Jetzt zurückkehren. An welchen Projekten arbeiten Sie abseits der "Geschichtsjäger" derzeit?
Eko Fresh: Im ZDF lief ja vor einigen Wochen mit Erfolg der Film "Die Kinderschwindlerin". Der Dreh hat mir großen Spaß gemacht – und wer weiß, vielleicht schreibe ich die nächste Komödie ja auch selbst.
Wigald Boning: Ich bin weiterhin das gesamte Jahr über entweder alleine oder gemeinsam mit Bernhard Hoëcker unterwegs; im November startet unsere Tour zum zehnjährigen Bühnen-Jubiläum. Ich bin auch abseits der Fernsehkameras gut beschäftigt. Aber gegen eine Fortsetzung der "Geschichtsjäger" hätten wir beide ganz sicher nichts einzuwenden.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
"Wigald & Eko - Die Geschichtsjäger 2.0", samstags um 19:10 Uhr bei Nitro, und jeweils schon eine Woche vorab bei RTL+