Foto: kabel einsHerr Bolten, der aktuell größte Erfolg bei Kabel Eins ist "Männer allein daheim". Aber am 20. August ist der Spaß schon wieder vorbei ...

Nach dem großen Erfolg werden wir "Männer allein daheim" mit einer zweiten Staffel fortsetzen. Wir suchen gerade ein neues Dorf dafür und wollen im Spätsommer mit der Produktion beginnen, so dass wir noch im Herbst damit wieder auf Sendung gehen können.

Eine flotte Entscheidung...

Ja, natürlich. Aber sie war bei diesen tollen Markanteilen auch relativ leicht zu fällen.

Sie haben mit den Spitzenquoten der Sendung also ohnehin gerechnet und waren am Morgen nach der ersten Folge nicht überrascht?

Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass wir offenbar den richtigen Riecher hatten. Insbesondere da wir am Montagabend in diesem Jahr ja auch schon mal Probleme hatten. Mit einer zweistelligen Quote unseres Doku-Experiments war nicht unbedingt zu rechnen.

Wie sah der Morgen ganz konkret aus? Wurden die Sekt-Flasche geköpft?

Getrunken wird bei uns nur am Wochenende (lacht). Es begann morgens bei der Fahrt ins Büro. Wir bekamen die Quoten wie jeden Morgen aufs Blackberry geschickt und dann wurden kurze Jubel-Mails ausgetauscht mit "Jippie", "Wow", "Juchu" oder "Wahnsinn".

Was macht den Erfolg von "Männer allein daheim" aus?

Die Idee hat etwas Großes in sich. Ein Dorf zu evakuieren ist eben doch etwas anderes als das Thema nur auf eine Familie runterzubrechen. Die Sendung hat dank unserer Marketing- und PR-Maßnahmen schon vor dem Start neugierig gemacht. Zur Sendung selbst: Sie hat die Neugierigen offenbar alles andere als enttäuscht. Dafür war es in meinen Augen sehr wichtig, dass wir das nötige Feingefühl bewiesen haben. Die Vorbereitung der Sendung, die Gespräche mit den Familien waren sehr intensiv. Es geht immerhin darum, dass nachher im Fernsehen zu sehen ist, was man vielleicht am liebsten unter den Teppich gekehrt hätte. Die Protagonisten sind nicht Mittel zum Zweck, sie sind der Mittelpunkt. Da haben wir auch die Verantwortung, dass alle Mitwirkenden am Tag nach der Ausstrahlung erhobenen Hauptes das Haus verlassen können - auch wenn Ihnen in der Sendung mal etwas Peinliches passiert ist.


Dann versuche ich vom letzten erfolgreichen Format der vergangenen Saison den Brückenschlag zur neuen Saison und frage: Wie zufrieden waren Sie mit dem vergangenen Jahr, was erwarten Sie für das kommende?

Wir sind ein ganzes Stück weiter, auch wenn das bei uns als einem Sender der zweiten Generation dann in Zahlen ausgedrückt nur 0,2 Prozentpunkte mehr beim Marktanteil bedeutet. Wir sehen in den vergangenen Monaten insbesondere in der Primetime, dass wir mit selbst ersonnenen und mit der richtigen Nadel gestrickten Formaten wie "Mein neues Leben XXL", "Männer allein daheim" oder "Promi Quiz-Taxi" in Marktanteils-Regionen vorstoßen, die wir vor einem Jahr mit Eigenproduktionen noch nicht kannten. Donnerstags in der Regel acht Prozent mit "Mein neues Leben", montags bis zu zwölf Prozent mit "Männer allein daheim". Das besondere daran ist, dass wir da ohne große Marketingbudgets auskommen. Kabel eins plakatiert vielleicht ein- oder zweimal im Jahr - arbeitet also längst nicht so kostenintensiv wie andere Sender der zweiten Generation.

Klingt fast nach Sparmaßnahmen, die derzeit bei ProSiebenSat.1 an der Tagesordnung stehen.

Keinesfalls. Wir investieren weiter. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren die Anzahl der Eigenproduktionen jährlich jeweils um 15 Prozent erhöht. Wir nehmen also Geld in die Hand und das macht Sinn.

Kommen wir zur neuen Fernsehsaison. Eines der schon bekannten neuen Formate ist "Experiment Inkognito"....

Es geht um das Erlebnis Prominenter mal nicht prominent zu sein. Dazu werden unsere Promis hochprofessionell maskiert, was allein sechs Stunden dauert. Jeanette Biederman wurde z.B. zu einem alten indischen Mann. So haben wir sie dann an einem Tag mal in die Öffentlichkeit gelassen, am anderen Tag traf sie auf persönliche Freunde und Bekannte, die aber auch nicht ahnten und merkten, wen sie da wirklich vor sich hatten.

...worauf ich hinaus wollte: Es gibt von "Experiment Inkognito" wie auch vom "Glücksvollzieher" vorerst nur vier Folgen. Trauen Sie den Formaten nicht?

Beides sind sehr originelle Formate, aber auch sehr eigene Formate. Der "Funday Monday" hat uns Vorsicht gelehrt. Die dort gezeigten Formate waren offenbar nicht eindeutig genug kabel eins. Die Sendungen hätten auch bei anderen Sendern laufen können. Wir probieren jetzt als Kontrast zwei neue Formate, die eben sehr unique sind. Den Mut haben wir, aber wir wollen auch nicht unnötig auf die Nase fallen. Deshalb gibt es von beiden Formaten vorerst nur vier Folgen - danach schauen wir weiter, ob wir in längere zweite Staffeln gehen.

Wenn ein Format floppt, an das der Sender vorher unbedingt geglaubt hat, woran liegt es eigentlich? An der falsch eingeschätzten Konkurrenz oder an der eigenen Fehleinschätzung des Formats?

Bei den Formaten des "Funday Monday" lag es sicher nicht an den Sendungen. Wir sind in einem Lernprozess, in dem wir merken welche Formate zu kabel eins passen und welche nicht. Die dort gelaufenen Formate waren, bei all ihrer Qualität, sehr klassische Versteckte Kamera-Ideen, die für kabel eins offenbar nicht anders, nicht originell, nicht eigen genug waren. Deswegen ist im Umkehrschluss das "Quiz Taxi" bei uns so erfolgreich: Es ist ein neuer ungewöhnlicher Ansatz in einem klassischen Genre.