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Frau Westermann, Sie haben lange mit Frank Plasberg zusammengearbeitet. Der ist mit seiner Sendung „Hart aber Fair“ bald im Ersten zu sehen. Wären Sie da mit Ihrer Sendung auch gerne?

Westermann: Dieses ganze Erste-Gerede verstehe ich nicht. Die Dritten werden genauso wahrgenommen. Man muss halt einen anderen Knopf auf der Fernbedienung drücken. Ich finde es wunderbar, dass wir im Dritten sind. Wir haben hier alle Freiheiten...

Alsmann: Mehr!

Westermann: Genau. Ich weiß nicht, wie sich unsere Freiheiten verengen könnten, wenn dann auch der Bayerische Rundfunk mitreden würde.

Alsmann: Wenn man uns eine Sendung im Ersten anbieten würde, wären wir die Letzten, die das nicht wohlwollend prüften, aber ob es für "Zimmer frei" das Richtige ist, ist die große Frage.

In wie fern?

Alsmann:
Die Summe derer, die uns in den dritten Programmen sieht ist nicht gleich die Summe derer, die uns im Ersten anschauen würden. Dafür würden uns manche dort sehr entsetzt zur Kenntnis nehmen. Hier sind wir nur unserer Intendantin, unserer Fernsehchefin und unserem Unterhaltungschef verpflichtet. Im Ersten sind wir dreizehn Intendanten, Fernsehdirektoren und Unterhaltungschefs und einem Koordinationsausschuss verpflichtet.
 

 
Inzwischen sollte man davon ausgehen können, dass die Sendung weitgehend bekannt ist. Wissen denn die Gäste eigentlich immer, worauf sie sich einlassen?

Alsmann: Es gibt Gäste, die wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Da fragen wir uns nach elf Jahren "Zimmer frei", warum kommen die überhaupt?

Welche Grenzen setzen Sie sich denn selbst beim Umgang mit Ihren Gästen?

Alsmann: Wenn bestimmte persönliche Themen ausgespart werden sollen, dann wird das natürlich respektiert. In unserem Leben gibt es auch Dinge, über die wir nicht im Fernsehen sprechen wollen.

Westermann: Das ist im Gegensatz zu anderen Sendungen eine Selbstverständlichkeit. Es gibt eine feine Grenze aus zu viel Direktheit und sich ganz nah an den Gast heranwagen. Das geht oft gut, manchmal nicht.

Und wenn es nicht gut geht?

Westermann: Götz und ich haben beide mittlerweile ein gutes Gespür dafür und kennen uns so gut, dass wir uns aus ungeschickten Situationen gegenseitig wieder herausholen können.

Alsmann: Wir haben ein Gespür für die Stimmung des anderen. Das können Sie nicht theoretisch in einem Moderatoren-Seminar lernen. Das ist in meinen Augen die einzige gelunge Mann-Frau-Doppelmoderation, die es im deutschen Fernsehen überhaupt gibt.
 
Foto: WDRIn der Sendung sieht das alles sehr leicht und locker aus. Ist das wirklich so einfach?

Westermann:
Man glaubt vielleicht, Doppel-Moderationen wären einfach, weil man sich die Bälle zu werfen kann. Man muss aber auch wissen, was für Bälle das sind und wie man die fängt. Ich habe viele Doppelmoderationen gemacht und es gibt zwei Leute, mit denen ich lange gearbeitet habe und mit denen ich blind wieder eine machen würde: Frank Plasberg und Götz. Nichts ist peinlicher, als zu sehen, wie Menschen in Sendungen über ihre eigenen Witze lachen und sich großartig finden, weil sie vermeintlich locker waren.

Alsmann: Diese ganzen Frühstücksfernseh-Doppel-Moderationen!

Westermann: (lacht) Ich wollte es nicht sagen.

Alsmann: Ich sage es! Irgendwann habe ich angefangen, mich zu weigern zum Sat.1 Frühstücksfernsehen zu gehen, wenn ich in Berlin gastiere. Ich werde da nie wieder hingehen. Das war so grauenvoll, so dilettantisch, so schlecht informiert! Ein Horror, dem man sich nicht aussetzen muss.

Wo ist der Unterschied zu Ihrer Moderation?

Alsmann: Da wirft man sich keine Bälle zu, sondern jeder versucht, dem anderen den Ball weg zu schnappen. Gucken Sie sich die ganzen großen Galas an, in denen die Frau im Abendkleid und der Mann im Smoking die Treppe herunterkommt. Das sieht wunderschön aus und ist auch ein gutes Gefühl. So eine Doppel-Moderation dünkt einen super – ich habe das auch schon oft gemacht. Das Problem ist nur: Sobald man den Mund aufmacht, muss man etwas sagen. Man begrüßt gemeinsam und verbeugt sich am Ende, und dazwischen macht jeder seinen eigenen Teil. Im Grunde ist das nur eine Aufteilung der Gage. Bei "Zimmer frei" hingegen sehen Sie elf Jahre gelebte Doppel-Moderation.

Westermann: Einen großen Anteil daran hat natürlich auch unser wunderbares Team. Menschen, die die Gäste auswählen, sich die Spiele ausdenken. Das geht immer unter. Aber das sind die Menschen, die uns die Masse, geben, mit der wir spielen.

Alsmann: Sowohl im Studio als auch in der Redaktion haben wir einen kleinen Kreis von Könnern um uns herum. Das Material, das wir in einer Stunde raushauen reicht für eine dreizehnteilige Comedy-Serie. Das sage ich im vollen Bewusstsein meines eigenen Größenwahns. Und das verdanken wir einem Team, das spielt wie ein Virtuosen-Orchester.

Ein schönes Schlusswort. Frau Westermann, Herr Alsmann, vielen Dank für das Gespräch.