Foto: ARDHerr Beckmann, herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Fernsehpreis. Mich würde interessieren welche Erinnerungen Sie heute an das nun preisgekrönte Gespräch haben...

Was dieses Gespräch angeht, hatte ich damals eigentlich gar kein gutes Gefühl. An einen Fernsehpreis habe ich nicht gedacht. Es war ein sehr problematischer Tag. Bert Dietz wollte zweimal das Studio verlassen bevor wir überhaupt mit der Sendung angefangen haben, weil die Drucksituation für ihn immens war. Er bekam andauernd SMS und Drohanrufe, wo er von ehemaligen Fahrern, früheren Kollegen und anderen Organisationen die ich nicht näher benennen will, die Aufforderung bekam, das Interview zu unterlassen.

Da waren Sie also eher froh, dass das Ding im Kasten ist als an einen Fernsehpreis zu denken?

Ich sehe dieses Gespräch mit Dietz auch nicht als die größte investigative Leistung. Sicher ist uns etwas Großes gelungen und es hat eine ganze Lawine ausgelöst. Aber mir persönlich blieb das Gespräch mit Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz, an dem wir zwei Jahre dran geblieben sind, bedeutender in Erinnerung. Da war ich damals und bin noch heute sehr stolz auf unsere Redaktion.

Was genau, glauben Sie, war an dem Gespräch mit Dietz preiswürdig?


Beim Gespräch mit Bert Dietz war es sicher neben der Sendung selbst die Wirkung des Gesprächs. Aber man darf auch nicht vergessen: Dieses Gespräch war die Folge unserer Sendung mit Jan Ullrich im Februar, die das Gespräch mit Dietz überhaupt erst möglich gemacht hat. Wir haben nach Ullrich an alle Fahrer und Verantwortlichen die Parole ausgegeben "Wer von Euch reden will, ist herzlich willkommen". Und irgendwann meldete sich Bert Dietz.
 


Für welchen Mitgewinner freuen Sie sich heute Abend besonders?


Ich greif ganz hoch und sage mein Freund Götz. Der Ehrenpreis war überfällig und hochverdient. Er ist ein großartiger Freund und Schauspieler. Ich bin sehr glücklich, dass er diesen Preis bekommen hat.

Und mit dem Preis für "RTL Aktuell" als beste Informationsendung können Sie als ARDler auch gut leben?

Ich schätze den Kollegen Peter Kloeppel sehr, weil er eine Erzählweise geschaffen hat, die einzigartig ist. RTL aktuell hat dank ihm eine ganz eigene Stilisierung.

Hat die Auszeichnung jetzt eigentlich auch Folgen für die Sendung?

Für die Redaktion ist es unglaublich schön und wichtig. Ich habe vorhin gesehen wie Peter Käfferlein und Olaf Köhne, unsere Redaktionsleiter, vor Glück vor Jubel fast unter die Decke gesprungen sind. Daraus leitet sich natürlich auch ein neues Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein ab. Es ist goutiert worden, dass wir uns schwerer Stoffe annehmen und dicke Bretter bohren.
 
Herr Beckmann, herzlichen Dank für das Gespräch