
(lacht) Das würde ich gern mal in der "Zeit" lesen... Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt... Giovanni DiLorenzo sagt plötzlich zu Schmidt: "LaFee ist das Stichwort."
Müsste eigentlich eine Kamera dabei sein. Im Ernst: Bereitet es Ihnen Freude, sich mit Gästen wie LaFee auseinanderzusetzen? Setzen Sie sich überhaupt mit ihnen auseinander?
Mal mehr, mal weniger. Ich musste eine Haltung entwickeln, an solchen Interviews Freude zu haben. Aber auf LaFee freue ich mich immer. Letztens kam sie mit einem barocken Kleid ins Studio und erklärte, in ihrem Video sei sie eine Frau aus der "Schlosszeit". Müssen Sie mal bei Google eingeben. Gaaanz, ganz lang her!
Gibt Ihnen diese Trash-Komponente die nötige Restmovitation für den Job?
Klar. Als ich zu VIVA kam, gehörte der Sender noch nicht zum Viacom-Gedöns. Die Ansage war damals: Der Sender wird jetzt cooler. Daraufhin wurde alles abgerissen, wir bekamen neue Studios, die waren schwarz mit kleinen Blitzen. Eher „Intro“ als „Bravo“. Dafür sollte unter anderem ich stehen. Aber dann kam der Zusammenschluss – und die Sender wurden neu definiert, von da an waren wir weiblich, poppig. Und ich war immer noch da. Ich dachte erst: Tja, MTV ist cooler. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt: VIVA ist bunt, fröhlich, hier habe ich viel mehr Spielraum. Ich kann ernsthafte, ambitionierte Sachen machen – aber auch im Scooter-Video mitspielen. Das mach' ich auch.
Das ist dann hochinszenierter, festlicher Trash.
Scooter-Videos sind Kunst. Die hinterlassen jedes Mal großen Eindruck bei mir.
Ein weiterer „Nebenjob“ haben Sie in Ihrer Sendung „Damit das Klaas!“, für die Sie auch Rolf Eden besucht haben, beim derzeit startenden Web-TV-Großprojekt „Hobnox“. Entstammt die Show Ihrer Feder?
Den Verantwortlichen kenne ich lange. Obwohl es Anfragen zu irgendwelchen Web-TV-Geschichten derzeit nur so hagelt, habe ich zugesagt. Das Konzept kam aus meiner Schublade. Ich schreibe dann und wann etwas auf und halte es in der Hinterhand. Das Projekt ist spannend, ich glaube aber, die Sendung könnte auch auf VIVA laufen. Ich hoffe, dass man in dieser Sendung auf zwei Ebenen Komik finden kann.

Die Klammer der Show: Sie suchen Ihre „Personality“. Was wird darüber hinaus passieren?
Die Sendung soll einen dokumentarischen bis satirschen Charakter bekommen. Ich lerne Menschen kennen. Urbane Mythen werden aufgeklärt. Ich werde mich in Höhle des Löwen begeben, siehe Eden, und mir alles genau anschauen. Meine „Personality“ suche ich in den ersten Folgen, da spielen wir natürlich mit dem Genrebegriff. Ist Polylux nun eine Persönlichkeits-Show, weil Tita von Hardenberg so 'ne tolle Persönlichkeit ist, aber „Akte“ nicht?
„Akte“ ist mit Ulrich Meyer die Personality-Show schlechthin. Wie darf man Ihren Ausflug ins Web-TV interpretieren, wird das ein zweites Standbein?
Ich hab' wenig Ahnung vom Internet und vom Media-Wert der Sendung. Die Reichweiten wird man in etwa abschätzen können. Natürlich habe ich auch einen gewissen Geschäftssinn und überlege mir, wo die Reise hinführen könnte. Jetzt lasse ich es aber erstmal auf mich zukommen.
Wagen Sie eine Prognose: Wann wird das Internet die Fernsehsender in puncto inhaltlicher Innovation überholen? Siehe Charlotte Roches YouTube-Sendung „Wahrheit oder Pflicht“.
Das war ja ein Fernsehpilot, der aus Trotz ins Netz gestellt wurde, damit irgendwer ihn sieht. Darum entstand dann ein Hype. Als Internetformat wär das Format wohl besser gewesen, es war zu derb für's Fernsehen. Das Fernsehen wird nie am Massengeschmack vorbeikommen. Nach wie vor gibt es aber viele Formate im Fernsehen, die mich interessieren, und manchmal ist es die größere Herausforderung, die Masse zu überzeugen und trotzdem Qualität zu schaffen. Das Internet fördert vieles zu tage, was nur abgesendet wird, weil es eben die Möglichkeit dazu gibt. Dennoch: Damit will ich nicht ausschließen, dass sich aus den neuen Möglichkeiten auch tolle Formate entwickeln. Die Tendenz im klassischen Fernsehen ist nun mal, dass immer mehr Scheiße gesendet wird.
Danke für das Stichwort. Abschließend: Von wo aus und wie haben Sie die Fernsehpreis-Gala erleiden müssen?
Ich war auf Hawaii! Aber ganz zurückhalten konnte ich mich nicht. Ich habe mich auf DWDL über die Verleihung informiert. Von weitem sah es aus wie eine äußerst peinliche Veranstaltung. Und dann wurde sie von Marco Schreyl moderiert. Oha. Um es deutlich zu sagen: Ich will keinen Fernsehpreis! Nie!