Logo: n-tvIst das schon ein erster Schritt, um auf die mögliche öffentlich-rechtliche Konkurrenz durch den Spartensender Eins extra zu reagieren?

Ich bin noch skeptisch, ob Eins extra mit dem Programm, das derzeit im Raum steht, funktionieren kann. Alle Viertelstunde die "Tagesschau" zu wiederholen ist mit dem, was wir heute schon bieten, nicht wirklich vergleichbar und unsere aktuellen Überlegungen zu graduellen Veränderungen  gibt es schon länger.

Wo genau könnte Ihnen ein Angebot wie Eins extra denn Konkurrenz machen?

Das Grundproblem liegt darin, dass ARD und ZDF in ihren Programmplanungen zur Verspartung neigen. Alles, was keine Zuschauer bringt, wird zu einem Spartenangebot und mit dem populären Programm macht man den privaten Anbietern Konkurrenz. Die ARD spricht von einem Nachrichtenkanal und streicht die "Tagesschau" um 17:48 Uhr, um das Vorabendprogramm zu boulevardisieren. Ich hätte als Zuschauer Angst, dass ich am Ende mehr Gebühren zahlen muss für mehr Wiederholungen der "Tagesschau".

Und wo liegt die Schwierigkeit speziell für n-tv?

Der Markt für Nachrichtenfernsehen ist relativ eng. Wenn auf diesem nicht einfachen Markt ein Player auftaucht, der sich um seine Finanzierung keine Sorgen machen muss, dann verschiebt es letztlich die Kräfteverhältnisse. Vor zwei Monaten hat man gehört, der Wandel geschehe "kostenneutral". Jetzt liest man von zusätzlichen Stellen, die für das Angebot geschaffen werden sollen. Von den zusätzlichen Verbreitungskosten, die sicherlich auch mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag pro Jahr zu Buche schlagen werden, ist bislang noch keine Rede. Ich wäre dankbar, wenn man mir erklären könnte, wie man einen Sender "kostenneutral" betreiben möchte. Das können die Öffentlich-Rechtlichen so wenig wie die Privaten.

Wie sieht Ihre Prognose für die weitere Entwicklung bei diesem Thema aus?

Sowohl bei den Regulierungsbehörden als auch in der Politik wird das Bewusstsein für das Thema größer. Was wir machen, wenn Eins extra tatsächlich kommt, klären wir, wenn es soweit sein sollte. In bestimmten Bereichen - zum Beispiel Wirtschaft und Börse - sind wir schon sehr unique. Insofern mache ich mir im Programmbereich weniger Sorgen als aufgrund der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Angebote und des daraus resultierenden Kampfes mit ungleichen Waffen.

Ab wann ist denn bei n-tv mit schwarzen Zahlen zu rechnen?

Wenn es im nächsten Jahr auf dem Werbemarkt gut läuft, dann sind die schwarzen Zahlen greifbar.

Immer wieder hört man – teils auch hinter vorgehaltener Hand – von weiteren Einsparungen. Ist das derzeit noch ein großes Thema bei Ihnen?


Die strukturellen Sparmaßnahmen sind abgeschlossen. Wir sind jetzt schlank, aber nicht magersüchtig. Natürlich hätte man immer gern ein paar Millionen mehr. Aber die Basis für ein vernünftiges wirtschaftliches Handeln ist gesetzt. Wir sehen uns derzeit nicht gezwungen irgendwo noch einmal nachzulegen - ich würde da ehrlich gesagt auch keine Möglichkeiten mehr sehen. Natürlich wird aber permanent an der einen oder anderen Optimierungsmöglichkeit oder Intensivierung einzelner Synergien - auch im Rahmen mit der gerade entstehenden News-Produktionsgesellschaft mit RTL - gearbeitet.

Wie ist es denn um das neue digitale Angebot n-tv Plus bestellt, mit dem der Sender sich in der digitalen Welt positionieren will?

Das Angebot n-tv plus ist eine Killer-Applikation, auf die wir sehr stolz sind. Das ist jetzt schon ein Geschäftsfeld, das wirtschaftlich Früchte trägt. Bei den Nutzerzahlen verzeichnen wir leichte Zuwachsraten und seitens der Werbetreibenden gibt es großes Interesse. Wir können noch eine Menge verbessern, haben aber schon jetzt einen gewaltigen Vorsprung. Wir sind in der Entwicklung weit vor allen Konkurrenten. Ich wage allerdings noch keine Voraussage für 2010. Wir werden dann zwar ein perfektes Programm anbieten können, aber der Erfolg hängt nicht allein von uns ab, sondern auch von der Marktdurchdringung von Windows Vista, den Preisen für Settop-Boxen und dem Ausbau der DSL-Leitungen. Das ändert an unserem Vorsprung aber nichts.

Jetzt wird aber vermutlich erstmal gefeiert. Wie werden Sie den Geburtstag des Senders am Freitag begehen?


Ich werde in Stuttgart bei der Landesmedienanstalt sein. Wenn ich zurückkomme wird meine Stimme wohl nur noch für eine kurze Ansprache reichen, da mich eine Erkältung erwischt hat. Ich freue mich aber sehr auf die Gespräche mit den Mitarbeitern bei einem Glas Bier, wenn der offizielle Teil vorbei ist. Das ist in meinen ersten Wochen beim Sender leider zu kurz gekommen.

Welche persönlichen Zukunftswünsche haben Sie für den Sender?


Stabile, leicht wachsende Werbemärkte für das kommende Jahr und ein möglichst spannendes und unblutiges Nachrichtenjahr 2008.

Diesen Wünschen schließen wir uns an und bedanken uns für das Gespräch.