Foto: Sat.1Was ist nach Ihrer Erfahrung bei „Besserwisser“ und „Maddin in Love“ einfacher: Ein Affe im Studio oder Menschen im Zoo?

Sowohl bei „Besserwisser“ als auch „Maddin in Love“ kamen Tiere vor, was manchen Dreh zu einem organisatorischen Alptraum macht, weil sie doch schwerer zu handhaben sind als menschliche Kollegen (lacht). Sitcoms in Büros sind natürlich einfacher zu drehen als wenn man wie wir in den Zoo geht. In einer ersten Fassung für „Maddin in Love“ sollte sich der von Maddin gespielte Maddin einen Pinguin als Haustier halten, es ist letztlich ein Waschbär geworden, weil ich dann belehrt wurde, dass es in Europa nur einen einzigen Film- und Fernsehpinguin gibt, dessen Besitzer mit diesem Pinguin-Monopol richtig viel Geld machen will. Wir haben also zwei Wochen vor Drehbeginn aus dem Pinguin einen Waschbären gemacht, womit allerdings ein wesentlicher Gag leider nicht mehr funktionierte, weil Waschbären keine Eier legen.

Sie sprechen vom „von Maddin gespielten Maddin“. Wieviel an der Hauptrolle ist erfunden, wieviel ist Martin Schneider pur?

Ich war in der komfortablen Lage, dass Maddin von Anfang an sehr stark eingebunden war und auch schon beim ersten Treatment der Serie mitwirkte. Seine Figur ist bereits allen bekannt, dass ersparte mir das Vorstellen und Einführen der Person, was bei einer nur achtteiligen Serie wie „Maddin in Love“ auch knapp hätte ausfallen müssen. Es ist natürlich auch von Vorteil, dass wir uns schon länger kennen und seine Art so unverwechselbar ist, dass man sich beim Schreiben gut in ihn hineinversetzen kann.

Spielt Martin Schneider also sich selbst?

Nicht direkt. Maddin taucht in eine Welt ein, mit der er sonst absolut nichts zu tun hat. Er entfernt sich also schon deutlich mehr von seiner eigenen Person als es Bastian (Pastewka) tut. Wobei ich lustigerweise erst bei den Dreharbeiten erfahren habe, dass Maddin in seiner Freizeit gerne in ein Dorf in Brandenburg fährt, weil man dort noch den Storchen beim Brüten zuschauen kann, während ich abends gelangweilt durchs Fernsehprogramm zappe. Und ich befürchte, dass das Brüten der Storche mehr Unterhaltungswert hat als vieles was ich im Fernsehen sehe. So gesehen sind seine Ausflüge gar nicht so abwegig.

Wie ist das Projekt überhaupt zustande gekommen?

Die Produzentin Maike Tatzig kennt Martin ja schon durch die „Schillerstraße“ sehr gut. Und gemeinsam entstand bei den beiden die Idee, für Martin eine eigene Sitcom-Welt zu entwickeln. Maike kam dann auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte. Durch die „Wixxer“-Filme hatte ich gerade Blut geleckt und habe mich als Autor für das Projekt begeistern lassen. Gemeinsam haben wir dann die Idee entwickelt.

Die letzten Comedy-Neustarts von Sat.1 sind alle gefloppt, eine Serie bereits nach zwei Folgen abgesetzt. Macht Ihnen das Angst vor dem Start?

Ich bin zum Beispiel deswegen vorsichtig gesagt froh, dass wir am Sonntagvorabend laufen und nicht am Freitag. Ich habe in meiner Zeit bei „7 Tage - 7 Köpfe“ diesen erbitterten Kampf der beiden größten Privatsender am Freitagabend erlebt und muss feststellen: Nur weil man über Stunden gegeneinander sendet, wird der zu verteilende Kuchen auch nicht größer. Und jeder Zuschauer kann zeitgleich nur über einen Gag lachen. RTL ist inzwischen ja in Teilen schon davon abgerückt. Am Freitagabend sind leider schon recht gute Programme mit schlechten Quoten bestraft worden, vielleicht wegen der allgemeinen Comedy-Müdigkeit.

Foto: ProSieben/Kai SchulzIch hätte erwartet, Sie sagen, dass Sie so von der Produktion überzeugt sind, dass...

(lacht) Ich halte es für Quatsch, sich selbst zu loben. Aber wir können stolz darauf sein, dass wir trotz der generellen Form einer Sitcom und der hohen Gag-Dichte mit Martins Suche nach der großen Liebe eine fortlaufende Handlung integrieren konnten. Für die ist es auch ganz wichtig, dass man die Figuren ernstnehmen kann. Das ist etwas, wo ich zum Beispiel eine Parallele zu „Pastewka“ sehe, weil man sich bei den Kollegen wie bei auch bei „Maddin in Love“ auf die Geschichte einlassen muss. Das ist ein Qualitätsmerkmal, aber ein Zeiten des chronischen Zappens natürlich auch eine große Gefahr, denn wie verhält sich jemand, der kurz mal reinzappt und nicht auf der Stelle versteht worum es geht? Erst recht, wenn die meisten deutschen Comedyformate inzwischen Sketchcomedys sind, in die man natürlich leichter verdaulich einsteigen kann, weil alle 30 Sekunden ein neuer Sketch beginnt. Deswegen sind wir sehr froh über den Sendeplatz am frühen Sonntagabend.

Jetzt gibt es nur acht Folgen von „Maddin in Love“. Danach ist in jedem Fall Schluss?

Wir haben die Serie bewusst auf acht Folgen angelegt. Es gibt also einen Spannungsbogen, den wir in der letzten Folge auch auflösen. Aber die Produzenten würden mich steinigen, wenn ich nicht sagen würde, dass es sicher eine Chance für eine Fortsetzung geben würde.

Sie haben an der Uni geschrieben, dann für‘s Radio Gags geschrieben, bei „ran“ manchen Verein abgeschrieben und erfolgreich Kinofilme geschrieben. Als man Arena abschreiben konnte, haben sie eine Fernsehserie geschrieben: Sie wollen wohl auf Teufel komm raus in keine Schublade passen oder?


Ich habe es auch immer als großes Privileg empfunden gleichzeitig für große konkurrierende Privatsender und auch in verschiedenen Genres zu arbeiten. Wobei ich zum Schreiben für Kino und Fernsehen erst sehr spät gekommen bin. Aber ich bin sehr froh um diese neuen Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben, auch weil das Aufgaben sind, die man von zuhause erledigen kann. So sehen mich meine Söhne auch nochmal zwischendurch (lacht)

Haben Sie keine Sorge, dass die Vielfalt ihrer Aufgaben auch als Beliebigkeit wahrgenommen werden könnte?


Nein, wichtig ist nur, dass man die Aufgaben trennen kann. Besonders Sport und Comedy. Bei der Moderation einer Sportsendung ist man Journalist, muss kritisch bleiben, anständige Interviews führen und tunlichst vermeiden witzig sein zu wollen. Man liefert eine Serviceleistung ab. Bei Unterhaltungssendungen hingegen kann man sich selbst mehr in den Vordergrund rücken.

Also keine Sorge vor dem deutschen Schubladen-Denken?


Nein, natürlich geht man ein gewisses Risiko ein und sicher passiert es schon mal, wenn ich mich in einer Sportsendung negativ über einen Verein äußere, dass dann meine Aussage in Foren im Internet - die man besser meiden sollte, wenn man ein schönes Leben haben will - von Fans des Vereins mit Worten kommentiert wird wie „Das ist doch dieser Komiker“. Das kann dann schon mal passieren, aber wer halbwegs objektiv bleibt, merkt, dass ich in Sportsendungen nicht versuche witzig zu sein. Notfalls schaue ich auf den Poppschutz des Mikrofons und weiß wieder wo ich gerade bin (lacht). Für mich überwiegen die Vorteile, da nehme ich auch gerne in Kauf, dass der ein oder andere mal irritiert ist.