Comedian Thomas Hermanns im Interview

Thomas Hermanns: Ich glaube das war verdient. Manchmal merkt man es ja erst, wenn die Einspieler kommen und wenn man dann die Leistungen so alle hintereinander sieht, dann fand ich das in diesem Trio verdient.
DWDL: Welcher Gewinner hat Sie heute abend besonders überzeugt?
Thomas Hermanns: Also ich hab mich vorallem für Atze gefreut. Das wurde mal Zeit. Er hat auch bei der Dankesrede die nötige Emotion gezeigt und einen kleinen "Benigni" gemacht. Das habe ich heute vermisst. Das war ein bißchen wie Abiturabschlussfeier: Man geht hin, holt sich den Preis und sagt brav "Dankeschön".
DWDL: Der Kniefall von Rudi Carrell. Wie wichtig ist die Symbolik des Dankes den Zuschauern gegenüber?
Thomas Hermanns: Das war der beste Moment des Abends. Rudi Carrell ist auch ein Vorbild von mir. Der hat ja wirklich alles gemacht, was ich auch mal gerne machen würde. Der war cool. Der hat es richtig amerikanisch gemacht: Er hat seine Vorgänger erwähnt, macht seine drei, vier Gags und der Kniefall war ja deshalb so schön, weil er nach der Geste selbst mit dem Zeigen der Knieschoner wieder einen Gag gelandet hat. Das ist ein alter Meister.
DWDL: Blickt man mal nach Amerika, so gibt es dort Preisverleihungen mit riesigen Sälen und Bühnen. Wieso werden deutsche Preisverleihungen nie das Image des "Familientreffens" los?
Thomas Hermanns: Ich glaube das ist ein Problem der Emotionalität. Was in Amerika ja sehr gerne gemacht wird, sind punktgenau pointierte Comedy, was wir mit Hape & Anke oder Dirk Bach ja auch schon versuchen, und eben starke Emotionen bei den Gewinnern. Und bei diesem Verhältnis kommt dann eine starke Preisverleihung heraus. Ich glaube nicht, dass jeder im Smoking raus muss. Wenn er hipp und jugendlich ist, sollte er nicht so brav auf der Bühne erscheinen.
DWDL: Würden Sie noch irgendeiner Sendung einen Fernsehpreis verleihen, wenn sie könnten?
Thomas Hermanns: Ich wüsste keine Sendung im Speziellen. Aber ich finde, dass man mehr Originalformate berücksichtigen sollte. Keine eingekauften Formate aus dem Ausland. Zum Beispiel "Blond am Freitag". Das ist eine deutsche Eigenschöpfung wie auch mein "Popclub". Es ist eben doch immer noch was besonderes, wenn man sich selbst hinsetzt und sich etwas überlegt, als wenn man ein Format einkauft, dass im Ausland bereits erfolgreich getestet wurde.
DWDL: Dann hat also "Deutschland sucht den Superstar" den Preis nicht wirklich verdient?
Thomas Hermanns: Durch den Erfolg doch. Es wird ja nicht nur allein die Originalität bewertet, sondern auch der Erfolg. Da kann man "Deutschland sucht den Superstar" nicht links liegen lassen. Die WDR-Sendung "Hart aber fair", die ich selbst gar nicht kannte, sah auch selbstgemacht aus. Da ist das dann wichtiger als der perfekte Look. Ich würde auch die Produzenten ermutigen, den eigenen Rezeptküchen zu vertrauen und nicht nur auf den Messen shoppen gehen und Formate einzukaufen.
DWDL: Letzte Frage: Wie wichtig ist eigentlich die Party nach der Preisverleihung?
Thomas Hermanns: Die Party danach ist ja eigentlich keine Party sondern ein Geschäftsessen mit 2000 Leuten. Das wird ja immer unterschätzt. Früher habe ich auch gedacht, dass ist dann das, wo es richtig toll und lustig wird. Fakt ist, man trifft ja dauernd Leute, wo man nicht mehr genau weiß woher man sie kennt und versucht in den ersten drei Sätzen Small Talk herauszufinden wer derjenige ist. Es ist also eigentlich ein langer Betriebsausflug, der dann manchmal erst um 4 Uhr nachts dazu führt, dass man Spaß haben kann.