Foto: Premiere StarHerr Winter, Premiere Star verleiht im September zum ersten Mal den Mira-Award für besondere Leistungen im PayTV. Geht es dabei nicht mehr um Werbung für das Genre PayTV als um die Leistungen im Einzelnen?

Die Aufmerksamkeit für das Genre PayTV zu schärfen ist ein Ziel des Mira-Awards, aber natürlich soll er in erster Linie - wie jeder Preis - den Wettbewerbsgedanken positiv fördern und vielleicht durch die Begehrlichkeit des Preises auch den Ehrgeiz für die Entwicklung des Genres steigern. Der Mira-Award ist für PayTV-Sender eine der seltenen Chancen, inhaltliches Feedback zu bekommen und nicht nur die Abonnentenzahlen als Bestätigung deuten zu müssen. Ich halte die deutsche PayTV-Landschaft auch deshalb für preiswürdig, weil PayTV ja genau das Gegenteil von zweitklassigem Fernsehen ist. Hier gibt es Ideen und Inhalte die noch deutlich hochwertiger sind als das wofür es schon so viele Preise gibt, nämlich das FreeTV.

Wieviele Sender haben sich denn nach Ihrer ersten Ankündigung des Mira-Awards bei Ihnen gemeldet und sich um die sechs Auszeichnungen beworben?

Nun, wir sind nicht euphorisch wie nach dem Portugal-Sieg unserer Jungs aber mindestens so froh wie nach dem Polen-Spiel (lacht). Premiere Star selbst vermarktet über 35 Sender und es haben insgesamt über 40 Sender ihre Bewerbung um den Mira-Award eingereicht. Das ist höchst erfreulich, weil darunter eben auch mehrere Sender sind, die nicht über unsere Plattformen verbreitet werden. Das Ziel, aus dem Mira-Award eine Plattform-übergreifende Veranstaltung werden zu lassen, an dem sich alle Sender beteiligen können, haben wir damit schon auf Anhieb erreicht. Das zeigt sich auch bei der Tatsache, dass mindestens acht Sender die von Hannes Jaenicke moderierte Preisverleihung im September übertragen werden.

Wie wird über die Preise in den sechs Kategorien entschieden?

Es gibt eine fünfköpfige Jury, darunter mit meinem Stellvertreter Günther Picker einen Mitarbeiter von Premiere Star. Dazu haben wir vier Menschen gewonnen, die ihren Lebensunterhalt völlig unabhängig von Premiere bestreiten und verschiedene Sichtweisen auf das Thema PayTV mitbringen. Da haben wir z.B. Jean-Remy von Matt, der ja nicht gerade für seine Nicht-Kreativität bekannt ist und Schauspielerin Tina Bordihn, die man u.a. im „Forsthaus Falkenau“ beim ZDF sehen kann. Dazu Christian Hellmann, Chefredakteur der „TV Digital“ und als Fernsehproduzent Nico Hofmann. Sie beurteilen in fünf Kategorien. In der Königskategorie, dem Lieblingssender des Jahres, wählt das Publikum seinen Lieblingssender online selbst.

Sie persönlich hat der Jury-Job nicht gereizt?

Ich habe mich enthalten, weil ich mich bis jetzt noch nie in einer Jury wiederfinden wollte. Ich freue mich lieber im Hintergrund wenn die Mira als Preis schon im Premierenjahr gut angenommen wird und sich als der PayTV-Award in Deutschland etabliert. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für die PayTV-Landschaft. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich PayTV in Deutschland von selbst verkauft, ist angesichts des größten öffentlich-rechtlichen System der Welt und einem so breiten FreeTV-Angebot wie wir es haben, sehr gering. Vor dem Hintergrund ist jede Veranstaltung die der Branche eine Plattform bietet, eine Veranstaltung, die uns weiterhilft.
 

 
Da kommen wir doch gleich zum Thema Vermarktung. Die läuft beim PayTV immer noch sehr stark über die Plattformbetreiber, nicht über die Sender selbst. Gefällt es Ihnen, die Fäden in der Hand zu haben oder würden Sie sich eine aktivere Rolle der Sender wünschen?

Das würde ich mir nicht nur wünschen. Ich hoffe schwer, dass das passiert. Sie sprechen das Kommunikationsproblem des PayTV an. Das ist vorhanden und deswegen glaube ich auch nicht, dass es ein Zufall war, dass die Sender durch die Bank sehr positiv auf den Mira-Award reagiert haben als es um die Bewerbung für den Preis oder die Übertragung der Verleihung ging. Aufgeschlossenheit wäre da schon untertrieben.

Wenn für PayTV-Pakete geworben wird, dann wird meistens mit der Masse an Marken geworben, die man als Kunde erhält. Ich frage mich aber, ob die Mehrheit der Zuschauer mit den reinen Sendermarken überhaupt auch Programminhalte verbinden können...

Ich stimme Ihnen zu, dass die Kommunikation der Inhalte hinter diversen Marken noch verstärkt werden kann. Die Qualität des deutschen PayTV braucht sich nicht zu verstecken und im europäischen Vergleich auch noch ein sensationelles Preisleistungsverhältnis im PayTV. Unser Problem in Deutschland ist das Bewusstsein für die Qualität des PayTV, das noch eine Menge Luft nach oben lässt, um es mal ganz sanft auszudrücken.

Ist das Problem des PayTV in Deutschland als nicht eins des Preises oder der Qualität sondern ein Kommunikationsproblem?


Das Problem liegt sicherlich in der Kommunikation. Die Kabelnetzbetreiber verhalten sich in der Kommunikation von PayTV sehr zurückhaltend und sind oft sehr techniklastig. Da wird eher TriplePlay als PayTV beworben auch wenn das dort meist enthalten ist. Wir haben bei Premiere Star mit Technik nichts zu tun. Deswegen ist uns ja auch egal ob wir via Satellit, Kabel oder Postkutsche übertragen werden. Wir sind ein Vermarkter von PayTV, der so viel positiven Krach machen muss, wie es nur geht.

Wolfram Winter, der Krachmacher?

(lacht) Vielleicht eher Oberkellner. Die deutschen Fernsehzuschauer wollen nicht Programmdirektor sein. Sie wollen auch nicht der Koch ihres eigenen TV-Menu sein. Sie wollen vor dem Fernseher bedient werden. Daran wird sich in der Natur des Menschen auch nichts ändern. Unsere Kunst besteht also darin, gut zu dienen und bedienen. Mitunter glaubte man im PayTV-Markt ja, dass der Kunde sich selbst bedienen würde und man nur auf ihn warten müsse.

Wo Sie gerade die Kabelverbreitung ansprechen. Da haben Sie Anfang Juni eine Rahmenvereinbarung mit der DNMG angekündigt. Lässt sich schon mehr darüber sagen, ab wann Premiere Star im ersten deutschen Kabelnetz verbreitet wird?

Was sie jetzt von mir wollen ist sicher eine Ankündigung, dass Premiere Star ab dem Datum X im Kabelnetz von Y empfangbar ist. Soweit sind wir aber noch nicht. Es gibt noch einige technische Hürden und dann die Frage der Vermarktung: Wann macht ein Start am meisten Sinn? Bestimmt nicht in den Sommerferien. Wir werden aber spätestens im vierten Quartal in einigen deutschen Kabelnetzen operativ arbeiten, vielleicht schon im dritten.