Bedeutet die Gründung der ProSiebenSat.1-Produktionstochter Red Seven Entertainment für Sie als Grundy Light Entertainment-Chefin ein Kampf an ganz neuer Front?

Ich freue mich auf neue Wettbewerber, wenn sie mit gleichen Mitteln arbeiten wie wir. Wenn sie auch Overhead haben, die gleichen Kosten in Rechnung stellen und in Entwicklung investieren - dann freue ich mich natürlich über mehr Wettbewerb. Sie müssen zu marktüblichen Bedingungen agieren. Was ich bedenklich finde ist, wenn erst eine Produktionsfirma ein Format zur Höchstform entwickelt und erfolgreich produziert und dann verlangt würde, die Hälfte des Gewinns abzugeben oder die Produktion zu teilen. Das ist einfach unseriös. Aber es ist das gute Recht von Red Seven selber Ideen zu entwickeln oder einzukaufen und dann zu produzieren. Dagegen spricht natürlich nichts.

Wenn wir einen Blick auf mögliche neue TV-Trends werfen, dann erzählen Sie mir jetzt bestimmt etwas über Gameshows oder?


Ja (lacht). Und ich glaube auch, dass ich Recht haben werde. Die Amerikaner sind ja gerade schon wieder dabei. Dort läuft gerade „Million Dollar Password“, ein klassisches altes Fremantle-Format. Ich warte nur darauf, wann dieses Format nach Deutschland kommen wird. Auch das „Familienduell“ läuft in Amerika sehr erfolgreich. Die Gameshows nehmen gerade richtig Anlauf, nur hierzulande eben noch nicht. Ich denke aber, dass das kommt.

Das „Familienduell“...


...lief doch jahrelang wunderbar in der Daytime. Das konnte man nebenbei sehen, man konnte ein- und aussteigen wann man wollte, verlor nicht den Faden und musste als Zuschauer nichts können und nichts wissen.

Sat.1-Chef Alberti erteilte aber Neuauflagen von alten Gameshow-Ideen eine Absage. Die wären nur etwas für die Sender der zweiten Reihe.

Ich teile die Ansicht nicht ganz, kann aber verstehen, warum er so argumentiert. Wenn die Sender 1:1 alte Gameshows bringen, stehen sie als nicht innovativ da. Dann kommt ganz schnell der Vorwurf, denen falle ja gar nichts mehr ein. Ich glaube, eine gute Idee ist eine gute Idee, egal wie alt sie ist. Das ist in anderen Bereichen wie Mode ja nicht anders - und dort gibt es unter dem Stichwort „Retro“ immer mal wieder beliebte Klassiker, die neu in Mode sind. Von daher glaube ich ganz fest daran, dass die alten Ideen immer noch funktionieren, sie müssen nur heute ein höheres Tempo haben und man darf nicht denken, dass man aus jeder Gameshow eine Comedysendung machen könnte. Man muss das Genre ernstnehmen und schauen, wie man bewährte Formate modernisieren kann, ohne daraus eine völlig neue Show zu machen.
 
Foto: Grundy Light Entertainment#

Einige neuere Gameshow-Versuche scheiterten an furchtbaren Moderationen. Endemol setzt bei „Einer gegen 100“ auf einen alten Hasen wie Wolfram Kons. Wie sehen Sie das?

Ich würde gerne wieder mit Moderatoren wie Werner Schulze-Erdel, Harry Wijnvoord oder Jörg Draeger zusammenarbeiten. Ich glaube aber nicht, dass die Sendungen nur mit den Herren funktionieren. Voraussetzung ist aber, dass der Moderator Menschen liebt und das auch vermitteln kann.

Sie haben sich kürzlich den Sendungstitel „Ab durch die Wand - Das große Promi-Verbiegen“ sichern lassen. Das basiert auf einer japanischen Gameshow. Funktioniert das in Deutschland?

Fremantle Media hat weltweit die Rechte an „Hole in the Wall“ gekauft. Es ist bereits an über 20 Länder verkauft. Man muss jetzt erst einmal abwarten, ob in Deutschland daraus etwas wird.

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Was erwartet uns darüber hinaus von Grundy Light Entertainment im nächsten Jahr?

Wir pilotieren gerade diverse Gameshows, weil ich glaube, dass man den Sendern zeigen muss, wie ein modernes Gameshow-Format aussehen kann. Auf dem Papier kann sich das mancher nicht vorstellen. Im Sektor Comedy machen wir viel mit unseren englischen Kollegen zusammen. Wir entwickeln gerade generell viel für den Nachmittag und späten Abend. In der Primetime sind wir im Moment etwas mehr gestützt auf den internationalen Handel mit Formaten wie eben „Password“. Ich glaube auch, dass die Castingshows noch nicht am Ende sind.

Thema Castingshows: Da hat Ihnen das Frühjahr und „Musical Showstar“ also noch nicht das Fürchten gelehrt?


Ich glaube schon, dass in dem Genre noch was geht. Ich glaube nur, dass neue Formate mit 3-Personen-Jury erstmal nicht mehr funktionieren. Da brauchen wir neue Ideen.