Logo: Sat.1; Grafik: DWDL.deHerr Alberti, "10,8 wäre sehr schön. 11 wäre wunderbar" - so  bezifferten Sie im Frühjahr uns gegenüber ihr Marktanteils-Ziel  für dieses Jahr. Sat.1 liegt derzeit bei 10,8 Prozent. Verlassen Sie Sat.1 als hochzufriedener Mann?

Tatsächlich sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Wir haben eine größere Anzahl verlässlicher etablierter Primeime-Sendeplätze, wie z.B. den Montag als Spielfilmtag, den Dienstag für TV-Movies und wir verfügen am Crime-Serien-Sonntag über ein breiteres US-Serien-Portfolio.Sat.1 hat weniger Baustellen. Das ist für den Marktanteilserfolg und den Werbemarkt essentiell. Wir haben z.B. mit "Fröhliche Weihnachten" mit Anke und Bastian bestes Entertainment geboten und Preise gewonnen. Wir haben mit "Wir sind das Volk" Kritiker und Publikum gleichermaßen überzeugt. Mit einer gewissen Sturheit haben wir uns gegen viele Bedenken in der Daytime mit Verlässlichkeit die Marktführerschaft erobert und diese ausgebaut. Mindestens genauso wichtig: Wir haben natürlich neue Programme für 2009 vorbereitet.

Dennoch gibt es genügend Baustellen im Programm. Gibt es eine, die Sie gerne noch geschlossen hätten, bevor Sie das Zepter an Guido Bolten weiterreichen? Wie wäre es zum Beispiel mit dem Vorabend? "Anna und die Liebe" läuft etwas besser, dafür sind "K11" und "Lenßen & Partner" eingebrochen...

Tatsächlich erfordert unsere Telenovela nicht nur sehr präzise programmliche Arbeit, sondern auch eine gute Portion Geduld. Seit einigen Wochen sind wir auf guten Weg. Auch "K11" zieht an. Die Baustellen werden zusehends überschaubarer.

Bleiben wir kurz bei den Baustellen. Eines der größten Sorgenkinder bleibt die deutsche Serie. Jüngst sind "Dr. Molly & Karl" und "Plötzlich Papa" gefloppt. Haben Sie Guido Bolten schon dazu geraten, von deutschen Serien lieber die Finger zu lassen?

Nein. Die deutsche Serie zum Erfolg zu bringen, ist sehr herausfordernd. Ende Januar wird die "Klinik am Alex" einstarten. Auf dem Sendeplatz donnerstags 22.15 Uhr. Das ist eine toll produzierte, moderne deutsche Medicalserie mit starken Charakteren. Außerdem laufen die Produktionen von "Danny Lowinski" mit Annette Frier und "Der letzte Bulle" mit Henning Baum. Wir bleiben dran.
 

 
In der Daytime läuft es bei Sat.1 sehr gut - und das seit Jahren mit den gleichen Formaten. Hat Sie die Ausdauer der Formate nicht doch auch überrascht?

Parallel zur Format-Neuentwicklung halte ich die permanente Erneuerung der bestehenden Formate für sehr wichtig. Hier haben die Kollegen im Sender und in den Produktionen sehr gute Arbeit geleistet. Beständigkeit ist gerade in der Daytime ein Erfolgsfaktor. Schauen sie sich bitte auch das Frühstücksfernsehen an. Das gibt es seit über zwanzig Jahren. Wir haben es sogar verlängert und es schreibt Traumquoten. Unique Formate können eine lange "Lebensdauer" und eine sehr stabile Fangemeinde haben. Sat.1 gibt es im Januar 25 Jahre und wir haben ein paar starke Marken mit genau dieser Qualität. Das sind nicht nur das Frühstücksfernsehen, "Richterin Barbara Salesch" oder "Zwei bei Kallwass", dazu zählen u.a. auch "Nur die Liebe zählt" oder "Die Akte" oder "24 Stunden".

Der Erfolg in der Daytime, so könnte man es umdrehen, ist aber auch eine tickende Zeitbombe: Irgendwann ist die Haltbarkeit der jetzigen Formate auch abgelaufen. Nach der Zeit der Talkshows und Courtshows gab es jedoch kein einziges dominierendes Genre mehr. Ist die Zeit der Wellenbewegungen in der Daytime vorbei?

Insofern ist jeder Erfolg eine „tickende Zeitbombe“ – überall, nicht nur im Fernsehen. Es hat sich nach einem gewissen Hype in Bezug auf den Daily Talk und die Courtshows Normalität eingestellt und die Besten haben sich durchgesetzt. Damit es keine Missverständnisse gibt: Natürlich denken wir über Backups nach. "Zieh mich an" war so eine Entwicklung. Wir hatten dann das Luxusproblem, die Sendung am Nachmittag nicht zu benötigen und haben sie am Vormittag sehr erfolgreich gespielt.