Markus KavkaAlso wird mit dem vermeintlich schlechten Sendeplatz auch etwas Druck rausgenommen?

Ja. Wir sind sehr froh, dass wir erst mal ein bisschen rumprobieren können und den Infokanal quasi als Spielwiese benutzen dürfen. Da gibt es auch ein paar technische Unwägbarkeiten, die wir erst mal ausprobieren wollen - zum Beispiel die Verbindung mit Internet-Telefonie. Es ist zudem auch nicht üblich, dass Piloten immer direkt gesendet werden. Insofern würde ich schon darauf plädieren, dass das Ganze eher mutig ist.

Sie haben vor zwei Jahren in einem Interview gesagt, dass Sie sich einen politischen Jugendtalk gut vorstellen können, aber Sie derzeit keinen Sender sehen, der sich das traut.Was hat sich da verändert? Hat das Internet Ihnen zu Ihrem Glück verholfen?

Wie ich heute weiß: Es gab auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern schon damals Ideen, wie man das Programm verjüngen könnte. Darum geht’s ja im Großen und Ganzen. Man konnte lange gut damit leben, Fernsehen für die Generation 40 plus zu machen. Aber auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern stellt man eben eine ganz einfache Rechnung auf: Wer bezahlt in 20 Jahren die Gebühren, wer schaut uns noch? Aber es würde auch nichts bringen, aktionistisch eine Sendung im ZDF um 23 Uhr für junge Leute zu platzieren, die dann wieder nicht geguckt wird. Die Sehgewohnheiten von jungen Leuten haben sich eben verändert. Wer schaut denn zum Beispiel heutzutage noch in eine Fernsehzeitung? Das Internet ist eine gute Möglichkeit, um junge Zuschauer abzuholen Wir haben das bei der Beteiligung bei der„Wahl im Web“-Sendung bereits gemerkt, da waren die Zuschauer schon deutlich jünger als der ZDF-Normalzuschauer.
 

 
Wie soll Ihre neue Sendung funktionieren? Wen spricht sie an?

Unser Anspruch ist, dass die Sendung eine gewisse gesellschaftliche Relevanz hat. Im Idealfall haben wir einen aktuellen Aufhänger, das muss aber nicht unbedingt sein. Wir wollen auf der einen Seite kompetent sein, auf der anderen aber auch unterhalten und den Blickwinkel von Menschen zwischen 25 und 45 Jahren vertiefen. Wir wollen außerdem nicht einbahnstraßenmäßig ein Thema beackern: Es soll beispielsweise auch eine satirische und eine popkulturelle Komponente geben. Ähnlich wie bei der „Wahl im Web“ wollen wir eine starke Web-Fokussierung, beispielsweise über Skype, Twitter und Chat. Es soll im Idealfall eine Debatte geben, die die ganze Woche weiterkocht, dazu wollen wir  parallel eine richtige Community aufbauen. Unsere Promigäste sollen zu dem jeweiligen Thema auch wirklich etwas besteuern können. Die müssen aber nicht zwangsläufig jung sein. Das kann meinetwegen auch ein Marcel Reich-Ranicki sein.

Gibt es bei Erfolg eine Fortsetzung auch im Hinblick auf das Wahljahr 2009?


Persönlich wünsche mir, dass es weitergeht. Wir wollen uns an politikinteressierte junge Menschen wenden – die es durchaus gibt -  deren Sprache im TV aber noch nicht gesprochen wird. Ich glaube, da gibt es ein großes Potential. Wir müssen die Leute nur rechtzeitig abholen. Ich habe mich auch schon bei MTV bemüht, eine adäquate Ansprache zu finden, was aber aufgrund des Umfelds und der Kernzielgruppe schwierig war. Erstmal ist die Sendung nur ein Versuch. Wir halten uns alles offen. Vielleicht müssen wir auch feststellen, dass es in der Praxis so nicht funktioniert. Man wird sehen, wie es weiter geht. Es hat bisher anscheinend aber auch schon ganz gut geklappt, über Twitter, MySpace und Facebook ein bisschen Werbung für die Sendung zu machen. .

Herr Kavka, vielen Dank für das Gespräch.