Eckhard MatzelDas klingt so, als hätte man sich beim ZDF im Vorfeld diesmal viele Gedanken gemacht und ist auf die HD-Umstellung gut vorbereitet. Anders war es ja damals, als die Digitalsender aufkamen und ARD und ZDF zwar von Anfang an dabei waren, aber keinen richtigen Plan hatten, was man damit eigentlich machen will...

Schwahn: Ja, damals waren wir in der Tat in einem sehr frühen Stadium mit dabei. Wenn man bedenkt, dass wir 1997 mit der Digitalausstrahlung angefangen haben und heute vor allem im Kabel der Anteil der Digitalempfänger immer noch relativ niedrig liegt, sieht man mal, wie lange dauern kann, bis man eine alte Verbreitung tatsächlich abschalten kann. Das geht weit über zehn Jahre hinaus.

Matzel (Foto): Es war damals nicht nur gut durchdacht, sondern auch sehr vorausschauend. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt und verfügen jetzt über die nötigen Kanäle, um unsere Programme weiterzuentwickeln. Insofern sind wir schon froh, dass wir damals so früh angefangen haben mit der Digitalausstrahlung.. Aber sie haben recht, was den HD-Einstieg angeht, haben wir uns wirklich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wann denn der richtige Zeitpunkt gekommen ist? Wenn wir allerdings HD einmal eingeschaltet haben, dann können sie sicher sein, dass es bei uns nicht mehr abgeschaltet werden wird.

Haben Sie eigentlich schonmal bei den privaten Anbietern angekopft und gefragt, was sie dafür kriegen, dass sie den Vorreiter spielen? Alle warten ja darauf, dass ARD und ZDF jetzt erstmal den Weg für HDTV bereiten...

Schwahn: Da hat offenbar ein gewisser Lerneffekt bei den Privaten stattgefunden, vor ein paar Jahren hat sich das noch ganz anders angehört, als man zum Beispiel noch Herrn Kofler gehört hat. Mich persönlich hat der Wandel verwundert, aber es schmeichelt uns natürlich auch.

Immerhin RTL hat aber nun angekündigt, womöglich schon im Herbst mit HDTV zu starten. Allerdings nur auf der Plattform HD+ - ist das für Sie noch Free-TV?

Matzel: Bislang kennt man das Konzept was dahinter steht ja noch nicht genau. Offenbar handelt es sich erst einmal um eine Grundverschlüsselung. Ob der Zuschauer dann einmalig oder mehrmalig zur Kasse gebeten werden soll für ein Programm, das voller Werbung steckt, ist noch unklar. Aber wenn das der Fall sein sollte, dann kann das Konzept meiner Meinung nach nicht aufgehen. Das wird leider dazu führen, dass sich der Zuschauer einmal mehr zurückhalten wird.

Schwahn: Zumal es ja offenbar wieder Zwangs-Boxen geben wird. Man muss ja davon ausgehen, dass die jetzigen HD-Kunden sehr technikaffin sind - und die reagieren grundsätzlich sehr allergisch, wenn man ihnen das Endgerät vorschreiben will. Die Kollegen wären auf jeden Fall gut beraten, wenn sie eine Lösung anbieten würden, so dass die jetzt schon im Markt befindlichen Geräte auch weiter benutzbar wären. Man kann es sich jedenfalls nicht leisten, die Technikaffinen vor den Kopf zu stoßen, denn das sind diejenigen, die HDTV überhaupt ins Rollen bringen können.

Mit welchen Partnern können sich ARD und ZDF denn zusammentun, um HD nach vorne zu bringen? Mit den Privatsendern scheint das ja schwer zu sein.

Matzel: Wir haben ja die HDTV-Plattform, in der alle Interessengruppen von den Rundfunkanstalten, über die Politik bis hin zur Geräteindustrie vertreten sind. Dort spricht man sehr viel miteinander und informiert sich eigentlich auch gegenseitig. Allerdings hat RTL leider auch hier zu keiner Zeit angedeutet, was man bzgl. HD im Hause RTL geplant hat. Das haben auch wir leider erst aus der Presse erfahren. Insofern können sie sehen, dass es da letztlich nur wenig Abgleich untereinander gibt was die Einführungsstrategien von HD betrifft. Wir haben uns lediglich mit der ARD zusammengetan und eine gemeinsame Roadmap entwickelt. Wie die Privaten sich nun verhalten, müssen wir abwarten, ich denke aber, dass sie sehr schnell auch auf diesen Zug aufspringen werden. Wenn man sich aber für eine verschlüsselte Variante entscheidet, was bei der RTL-Gruppe offensichtlich der Fall ist, dann bezweifle ich stark den Erfolg dieses Vorhabens.

Wenn die Kabelnetzbetreiber nun auf die Idee kämen, ein HD-Angebot für einen Aufpreis anzubieten, wäre das für sie eine Option?

Matzel: Klares Nein. Wir werden niemals zulassen, dass die Zuschauer für unsere Programme noch einmal zur Kasse gebeten werden. Das ist völlig ausgeschlossen. Mit der Rundfunkgebühr zahlt er bei uns ja quasi eine Flatrate, wodurch er alles frei Haus geliefert bekommt.

Zum Abschluss: Was ist ihre Prognose? Wann wird sich in Deutschland HDTV als der Fernsehstandard durchgesetzt haben?

Matzel: Nun ja: Mit der digitalen Ausstrahlung haben wir 1997 angefangen und strahlen heute immer noch analog aus. Es wird schon allein zehn Jahre dauern, bis wir die gesamte Technik umgerüstet haben. Es wird also noch viele Jahre dauern, bis man sagen kann, dass HDTV „der Fernseh-Standard“ in Deutschland ist, ich würde mal prognostizieren 2020 plus X.