Grafik: DWDL.de; Logo: ZDFStört es Sie eigentlich, dass meist nur vom neuen Studio gesprochen wurde - selten vom neuen Design?

Stock (Foto, rechts): Das ist völlig okay. Das Publikum nimmt ein Studio wahr. Design ist das Handwerk, das dahinter steht. Das neue Design hat viele Dimensionen. Wir haben eine völlig neuen Grafikwelt entwickelt. Etwa in den Erklärstücken, bei Infografiken, der Bundesliga-Tabelle, bei den Lottozahlen, beim Wetter.

Schick (Foto, links):
Wir haben auch eine eigene Schriftfamilie für die Nachrichten von EdenSpiekermann entwerfen lassen. Sie unterstreicht das Profil des neuen Gesamtauftritts und schlägt in ihrem formalen Duktus eine Brücke zwischen der analogen und digitalen Welt. Basierend auf dieser Schrift haben wir übrigens auch ein ganzes System an Piktogrammen entworfen, die einen Kontrast zur Flut der Bewegtbilder bilden und helfen, komplexe Sachverhalte verständlicher zu erklären. Entscheidend war die optimale Lesbarkeit und zwar unabhängig vom Empfangsgerät.

Und auch das Logo der ZDF-Nachrichtensendungen ändert sich, wenn ich das richtig gesehen habe...

Schick: Ja, beim neuen Logo der Nachrichtensendungen nehmen wir die Dachmarke ZDF etwas zurück. Bislang ist sie in gleicher Größe vor dem Sendungsnamen, künftig kleiner und etwas hochgestellt davor. Damit ist das ZDF-Orange hier nicht mehr so dominant. Während aller Sendungen die aus dem neuen Studio kommen, werden wir ohnehin in der Ecke ein dauerhaft orange-farbenes Senderlogo haben.
 

 
Beim virtuellen Studio brauchten Sie und Ihre Kollegen vermutlich eine Menge Vorstellungskraft während der Planung oder nicht?

Schick: Es gab bei den Vorbereitungen ganz neue Herausforderungen für uns. Künftig wird vieles aus dem Studio heraus produziert, angefangen beim Sendungsopener. Das bedeutet, dass jede Veränderung der Elemente in der Sendung, jede Variation in den Kameraeinstellungen immer wieder vor Ort im Studio durchgespielt und bestätigt werden muss.

Gab es denn viele Korrekturen und Änderungen?


Schick: In einem virtuellen Studio kann man nicht so leicht etwas ändern wie in einem realen Set. Da schieben sie mal irgendetwas hin und her oder fahren mal eben selbst mit der Kamera, um sich eine Kamerafahrt anzuschauen. Aber im virtuellen Studio muss jede Veränderung, bevor sie neu inszeniert wird, vom Set-Operator überarbeitet und im System ausgetauscht werden.

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Ist die Möglichkeit alles ändern zu können also eher ein Fluch alles ändern zu können?

Stock: Es ist zumindest nicht so, wie man denken mag, dass die Virtualität des neuen Studios uns mal eben kleine Änderungen ermöglicht. Eine Änderung der Kamera-Höhe etwa würde dazu führen, dass der gesamte Hintergrund in allen Anwendungen neu berechnet werden muss. Mal eben etwas zu ändern, ist also schwierig, insbesondere wenn das Studio ab dem 17. Juli dann von morgens bis abends im Einsatz ist.

Schick: Seit Anfang Juni gibt es einen Design-Freeze. Es wurde in den letzten Wochen nur noch wenig geändert und es wird auch bis zum Sendestart so bleiben. Sie können nicht in den Schulungs- und Probebetrieb für die Mitarbeiter gehen, wenn sich täglich noch etwas ändert. Wir sammeln allerdings alle offenen Fragen und Problemfälle, die zu einem späteren Zeitpunkt genau analysiert und angemessen gelöst werden.

30 Millionen Euro kostet das neue Studio und die neue Technik. Viel Geld...

Schick: ...das perspektivisch bestens angelegt ist.

Stock: Ganz wichtig bei der Betrachtung ist auch, dass wir hier nicht einfach nur ein neues Studio-Set hingestellt haben. Das ist ein völlig neuer Bau, völlig neue Studiotechnik und insbesondere eine viel aufwändigere Computertechnik durch das virtuelle Studio. Und wir reden immer vom Nachrichtenstudio, aber wir produzieren in dem neuen Studio von früh morgens bis spät in die Nacht. Neben allen Nachrichtensendungen auch das Mittagsmagazin, den Wochenrückblick, „Logo“ und den „Blickpunkt“. Das muss man den Kosten gegenüberstellen.