Dr. Georg Kofler über ARD/ZDF und eigene Shows

Foto: Thomas Lückerath/DWDLDWDL: Herr Kofler, ihr Lieblingsthema: Die Erhöhung der Rundfunkgebühren. Auch heute war dies wieder Thema. Was würden Sie denn anstelle der Öffentlich-Rechtlichen in dieser Situation tun?

Dr. Georg Kofler: Es stellt sich ja erst mal die Frage ob nicht angesichts der wirtschaftlichen Situation eine Gebührensenkung angebrachter wäre als der Ruf nach einer Gebührenerhöhung. Der nächste Punkt ist, dass ARD und ZDF Prioritäten auf die Kernelemente des öffentlich-rechtlichen Auftrages, Bildung und Information, durchaus auch Unterhaltung richten und sich nicht in populäre Sportsender verwandeln sollten. Dann stellt sich natürlich auch die Frage ob man wirklich 22 national verbreitete Sender zur Grundversorgung braucht oder ob nicht eine gewisse Vielfalt im regionalen Rahmen reicht und es dazu nur drei oder fünf nationale Sender gibt. 22 national verbreitete Sender inklusive aller Dritten sind einfach zu viel.

DWDL: Sender wie Phoenix, arte oder 3sat: Würden Sie da Einsparpotential sehen oder sind das nicht gerade die Sender, mit denen ARD und ZDF ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen?

Dr. Georg Kofler: Ich finde 3sat und arte soweit okay, solange nicht der Programmauftrag auf diese Sender abgeschoben wird und Kultur nur noch auf 3sat stattfindet, während auf ARD und ZDF nur noch Massenentertainment stattfindet. Deswegen müssen hier die Prioritäten neu gesetzt werden und das muss sich auch in den Budgets auswirken. Für Qualitätsfernsehen, wie Dokumentationen oder Reportagen braucht man Gebühren, aber nicht für einen gigantischen Sport-Budget. Sport können die Privaten mindestens genauso gut wie die Öffentlich-Rechtlichen. Da müssen sie uns nicht dauern überbieten.

DWDL: Mal weg vom Medienforum, zurück in die letzte Woche: Da hat der Heinrich Bauer Verlag mit „TV World“ ein Konkurrenzblatt zu „TV Digital“ gestartet. Haben sie es sich angeschaut?

Dr. Georg Kofler: Das finde ich ganz hervorragend. Ich habe mir immer schon gewünscht, dass alle Programmzeitschriften das Premiere-Programm abdrucken. Insofern kann ich das nur begrüßen.

DWDL: Also auch als Konkurrenz zu „TV Digital“ begrüßenswert?

Dr. Georg Kofler: Ich begrüße jeden Wettbewerb und einen Wettbewerb, der Premiere nur nützt, um so mehr.

DWDL: ProSiebenSAT.1 und auch die Kabel Deutschland selbst planen eigene Digitalangebote. Damit würde u.a. ihr ehemaliger Sender ProSieben vielleicht zu einem neuen Konkurrenten. Ein komisches Gefühl?

Foto: Thomas Lückerath/DWDLDr. Georg Kofler: Guillaume de Posch und Haim Saban sind ja auch kühle Rechner und die wissen, dass Aboangebote in Deutschland keine Selbstläufer sind. Von da aus beobachte ich solche Ankündigungen mit einer gewissen Gelassenheit.

DWDL: Vor ein paar Wochen ging durch die Presse, dass Premiere die Verbreitung via DSL plant. Ist dem so?

Dr. Georg Kofler: Ja das wird verfolgt. Wir möchten insgesamt, dass die Marke Premiere über alle modernen Verbreitungstechnologien zugänglich wird.

DWDL: Premiere zieht sich mit dem Verkauf der letzten selbstbetriebenen Plus-Kanäle aus dem Geschäfts des Content-Anbieters zurück. Also auch in Zukunft keine eigenen Premiere-Formate? Man denke an ehemalige Kultformate wie „Studio/Moor“, „0137“ oder „Kalkofes Mattscheibe“.

Dr. Georg Kofler: Nein, das wollen wir schon probieren. Aber dazu brauchen wir ja eben keine sogenannten Library-Kanäle. Wir sind gerade dabei umzuschichten hin zu aktuellen und Live-Produktionen. Da konzentrieren wir uns im Moment zwar auf Sport, aber wir überlegen uns auch, wie wir mit eigenen Digital Entertainment-Formaten in Zukunft Akzente setzen können.

DWDL: Also plant Premiere mittelfristig auch eigene Entertainment-Produktionen und Shows?

Dr. Georg Kofler: Ja, das wollen wir probieren.

DWDL: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Dr. Georg Kofler: Ja danke auch.

(Die Fotos entstanden bei einer Podiumsdiskussion nach deren Ende das Interview geführt wurde)