Ryan Murphy© getty images
Wie finden Sie die Balance zwischen immer häufigeren Motto-Folgen, die für Schlagzeilen sorgen, und der Weiterentwicklung der Charaktere und Geschichten?

Das ist eine interessante Beobachtung, weil ich das Gefühl habe, dass wir in Staffel 2 das Gleiche tun wie in der ersten Staffel. Da hatten wir auch schon eine Madonna-Episode, was bis heute immer noch die Folge mit der höchsten "Glee"-Quote ist. Und in dieser Staffel hatten wir jetzt Britney Spears und die Rocky Horror Picture Show. Gaststars gabs auch schon immer. Okay, wir haben jetzt Oscar-Gewinner wie Gwyneth Paltrow, das ist neu (lacht). Ich habe mit den anderen beiden Autoren, Brad und Ian, nach der ersten Staffel beschlossen: Komm, lass uns alles raushauen, worauf wir Lust haben.

Was meinen Sie damit?

Wir haben die Chance bei "Glee" herausragende Künstler zu huldigen, also lasst es uns machen. Aber wir achten auch darauf, dass die Charaktere und das was die Charaktere durchmachen, nicht zu kurz kommt. Das ist eine größer gewordene Herausforderung. Als wir angefangen haben, waren wir der Underdog und wir hätten uns alles erlauben können. Jetzt stehen wir unter Beobachtung der Fans mit unterschiedlichsten Erwartungen, gerade bei einem so großen Cast mit so vielen Storylines. Deswegen werden wir in der zweiten Hälfte der zweiten Staffel auch stärker mit unserem Cast und weniger mit Special Episodes arbeiten, umd dafür mehr Zeit zu haben.

Auch die Beobachtung durch die Kritiker wird immer intensiver...

Man lernt, dass man es niemandem recht machen kann. Wenn wir große Specials wie die Rocky Horror Picture Show oder Britney Spears machen, dann lese ich, dass wir übertreiben. Und wenn wir dann mal eine leisere Folge haben, dann geistert direkt die Sorge durchs Netz uns würde nichts mehr einfallen. Deswegen lesen wir diese Kritiken einfach nicht mehr und verfolgen unseren Weg, der die Serie so erfolgreich hat werden lassen.

Sorgt der internationale Erfolg von "Glee" für zusätzlichen Druck? Und wie wichtig ist Ihnen der Erfolg außerhalb der USA?

Der internationale Erfolg hat den gleichen Grund wie der Erfolg hier in den  USA: "Glee" ist etwas völlig Neues, etwas völlig Außergewöhnliches. Mich freut der internationale Erfolg sehr, weil ich schon bei "Nip/Tuck" gemerkt habe, dass das Ausland meinen Humor und meine Ideen vielleicht sogar etwas schneller begreift als es hier in den USA der Fall ist. Der Sarkasmus von  Sue Silvester kommt dort deutlich besser an. Deshalb beruhigt mich der Erfolg im Ausland eher, weil ich weiß, dass ich verstanden werde.

Können Sie sich denn vorstellen, dass in "Glee" auch mal Songs in anderen Sprachen gesungen werden?

Wir wollen auf jeden Fall mal eine komplette Episode mit fremdsprachigen Songs machen. Ich mein, Mr. Schuester ist immerhin der Spanisch-Lehrer, also lässt sich das wunderbar einbauen als Aufgabe für die Kids, zum Beispiel Songs auf spanisch oder französisch zu singen. Das wäre mal was anderes.

Herr Murphy, mal so salopp gefragt: Wie schwul ist "Glee" und wie schwul soll es noch werden?

"Glee" ist eine Serie über einen Show-Chor. Das sagt doch alles oder? (lacht) Aber es geht bei "Glee" nicht ums Schwulsein, ehrlich. Der Glee Club in der Serie hat 13 Teilnehmer und nur einer davon ist schwul. Also wenn es nach mir persönlich gehen würde, ginge es da noch schwuler (lacht). Nein, im Ernst: Es geht bei "Glee" ums Andersein auf so viele verschiedene Arten und die Herausforderung man selbst zu bleiben, auch wenn alle anderen dich ändern wollen. Wir stellen die Probleme mancher Außenseiter in der zweiten Staffel deutlicher heraus, darunter ist eben auch Kurts Geschichte und seine Probleme als schwuler Teenager.