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Hat sich die Rolle des von Chris Colfer gespielten Kurt zum heimlichen Star entwickelt?

Chris Colfer hatte vor "Glee" keinerlei Schauspiel-Erfahrung und im Laufe der ersten Staffel sahen wir dann, wie gut er ankommt und seine Rolle des Kurt immer populärer wurde, weil er sie so glaubwürdig verkörpert. Und auf unserer Live-Tour im Sommer haben ihm sogar Truck-Fahrer und andere harte Kerle zugejubelt. Die Mobbing-Folge, die uns viel über Kurt und seine Probeme erzählt, hatten wir daher schon fest für die zweite Staffel geplant als wir von der traurigen Realität eingeholt wurden: Das Mobbing von homosexuellen Schülern ist kein Problem in unserem Land, es ist eine Epidemie. Eine tragische.

Sind solche Themen für eine Highschool-Serie wie "Glee" dann nicht auch immer eine Gratwanderung?

"Glee" ist nicht eine Highschool-Serie, es sind zwei: Eine für die Kids und eine für Erwachsene. Wir packen immer wieder harte Themen an, wenn auch mit Humor verpackt. Von Mobbing über Religion bis zu Teenager-Schwangerschaften. Der Humor hilft dabei die Themen verdaulich zu machen. Wichtig ist da insbesondere die Figur der Sue Silvester. Eine Serie ist immer nur so gut wie ihr Bösewicht. Und sie ist großartig als Bösewicht, der innen drin doch eigentlich ein gutes Herz hat. Sue Silvester sagt, was wir alle schon mal sagen wollten und uns es nicht getraut haben. An Ihrer Rolle haben beispielsweise sicher die Erwachsenen mehr Spaß als die Kids.

 

 

Stichwort Kids: Die werden irgendwann älter und müssen die Schule doch mal verlassen. Wie kann "Glee" das Altern der Schauspieler überleben?

Wir müssen einfach nur realistisch bleiben: Schüler kommen und gehen. Die Schule und der Glee Club bleiben. Ich habe mir darüber natürlich auch Gedanken gemacht, aber wir haben mit der zweiten Staffel schon erfolgreich neue Charaktere eingeführt. Chord kommt sehr gut an und Darrens erster "Glee"-Song, seine Version von "Teenage Dream" von Katy Perry, wurde über Nacht zu unserem erfolgreichsten Song überhaupt. Also werden wir auch weiterhin jedes Jahr neue Schüler in den Glee Club aufnehmen. Und am Ende der dritten Staffel werden sicher auch einige Kids ihren Abschluss machen und "Glee" verlassen. Es gäb ja nichts traurigeres als ein Highschool-Schüler mit Glatze. Ich war skeptisch ob das klappen kann, aber mit unseren beiden neuen Kids in der zweiten Staffel und dem positiven Feedback darauf, bin ich sehr zuversichtlich für die Serie. Mal ganz ehrlich: Abschiede von der Highschool können so herzzerreissend und tränenreich sein. Sie glauben doch wohl, dass wir das auch entsprechend umsetzen werden (lacht).

Es werden derzeit in den USA hier und da Musical-Episoden oder ganze Musical-Serien angekündigt. Ist das Zufall?

Es gab immer schon mal Musical-Episoden bei anderen Serien, aber es sind vielleicht mehr dieses Jahr weil "Glee" so erfolgreich ist. Ich krieg auch immer wieder Anrufe von Darstellern anderer Serien, die gerne mal bei "Glee" mitmachen würden. Vielleicht setzen die ja jetzt ihren Produzenten diesen Floh ins Ohr (lacht). Ich kenne zum Beispiel mehrere Kollegen im "Greys Anatomy"-Cast, die mit ihrem Broadway-Background wirklich sehr gut singen und tanzen können.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Mit dem Besuch bei Obama, den Emmys, dem Golden Globe-Gewinn: Was war für Sie im ersten Jahr von "Glee" der bemerkenswerteste Moment?

Oh, Oprah (lacht). Die ist schwer zu toppen. Nein, es war alles toll. Irgendwie wie ein verrückter Fieber-Traum. Für den Präsidenten zu performen war natürlich ein denkwürdiger Moment. Aber der Besuch bei Oprah war das Highlight. Ich wollte sie immer mal treffen und war schwer beeindruckt als wir dort waren. Das war für uns das "Big-O-Weekend", an einem Tag bei Oprah, am nächsten Tag bei Obama. Und ich mein, wie cool ist es denn, einfach mal Gwyneth Paltrow anrufen zu können, ob sie nicht bei uns mitmachen will - und sie macht es auch noch.

Herr Murphy, herzlichen Dank für das Gespräch