Wie sehr profitieren Sie denn davon, zu der internationalen Shine-Gruppe zu gehören? Zuvor waren Sie mit Tresor TV ja bei einem rein deutschen Unternehmen.

Damals bin ich nicht so oft unterwegs gewesen und konnte nicht mit so vielen internationalen Kollegen sprechen. Das ist eine große Herausforderung und Chance, über den deutschen Tellerrand hinausblicken zu können. „Die perfekte Minute“ ist ja eine internationale Produktion und der Austausch mit den ausländischen Kollegen sehr interessant. Am Ende des Tages aber machen wir in und für Deutschland Fernsehen und müssen uns genauso am Markt behaupten wie alle anderen auch.

Wenn Sie so viel unterwegs sind: Sehen Sie denn einen internationalen Trend im TV-Bereich?

Es gibt einen Trend hin zu großen Events und Shows, die sehr üppig produziert werden. Ob dieser Trend angesichts der budgetären Lage allerdings auch nach Deutschland schwappen wird, muss man abwarten.

Sind die deutschen Sender denn besonders knausrig im internationalen Vergleich?

Knausrig würde ich nicht sagen, aber sie suchen gezielter aus. Der deutsche Markt ist einer der größten der Welt, was man nie vergessen sollte. Aber er ist nicht unbedingt der innovativste. Wir haben jahrelang nur nach Amerika und England geschaut. Dass Formate wie „Schlag den Raab“ nun aber auch international reüssieren oder eine Serie wie „Danni Lowinski“ nach Amerika verkauft wurde, zeigt aber, dass sich da etwas ändert. Das ist eine Entwicklung, die noch etwas dauern wird, aber ich denke, dass Deutschland durchaus das Potential dazu hat, einer der kreativsten Märkte der Welt zu werden.

Liegt diese Innovations-Hemmung vielleicht auch daran, dass in Deutschland die Angst vor einem Flop sehr groß ist? In den USA nimmt man es eher als selbstverständlich hin, dass ein gewisser Teil der neuen Formate einfach nicht funktionieren kann.

Ich glaube, dass das teilweise ein mediales Problem ist. Auch bei Ihnen müssen ja jeden Tag viele Seiten gefüllt werden. Das verleitet natürlich dazu, dass man einzelne Ereignisse hochjazzt. Flops gehören zum Fernsehen dazu, seit es das Fernsehen gibt. Wenn es irgendwo auf der Welt jemanden geben würde, der nur 100-prozentige Hits produzieren würde, dann wäre er der TV-Messias. Den gibt es aber nicht. Ich glaube, dass uns da manchmal eine gewisse Professionalität im Umgang mit Misserfolgen gut tun würde. Im Prinzip weiß man ja, dass nur ein Drittel der neuen Formate reüssiert, während zwei Drittel floppen. Damit ist eigentlich klar, dass ein Flop die Regel und ein großer Erfolg eher die Ausnahme ist.

Was steht bei Shine denn außer der „Perfekten Minute“ in der nächsten Zeit noch an?

Wir produzieren gerade „Iss oder quizz“. Das Format kommt aus dem TV-Boomland Israel und ist ein Mix aus Comedy-Quiz und Versteckte-Kamera-Show. Gäste in einem Restaurant werden dabei mit verstecktem Mikro und Knopf im Ohr ausgestattet und müssen Fragen beantworten und Aufgaben erledigen, die sie von den Moderatoren Lutz van der Horst und Senna Guemmour aufs Ohr bekommen. Dabei darf der Partner nicht bemerken, dass man Teil dieser Show ist. Die Sendung produzieren wir für ZDFneo und damit erstmals für einen öffentlich-rechtlichen Sender. Das ist für uns eine spannende Herausforderung.

Herr Rettler, vielen Dank für das Gespräch.