RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger über Fehler bei der "Superstar"-Suche
DWDL: Die Showevents bei RTL – wenn wir darüber sprechen, dann steht natürlich zuerst die Frage nach der Fortsetzung von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ im Raum. Wann ist es soweit, wie wird es programmiert?
Tom Sänger: Wir planen im Oktober zu starten, aber das genaue Datum kann man noch nicht bekannt geben. Dieses Dschungelcamp, welches bekanntlich von verschiedenen Sendern genutzt wird, zieht eine Riesen-Logistik hinter sich her. Unsere Planung sieht es wieder als ca. zweiwöchiges Event zur bekannten Sendezeit vor. Das hat bei der ersten Staffel bestens funktioniert und außerdem wollen wir die Moderationen wieder live machen.
DWDL: Also ist es nicht richtig, dass das Dschungelcamp am 30. Oktober starten und am 10. November enden soll?
Tom Sänger: Intern reden wir über mehrere zeitliche Varianten. Wir werden den endgültigen Termin im 6-wöchigen Vorlauf bekannt geben.
DWDL: Noch einmal nachgefragt: Die jetzt bekannten Termine sind nicht verbindlich?
Tom Sänger: Die würde ich so noch nicht abdrucken bzw. abdrucken lassen.
DWDL: Zum Format selber: Wird es schlicht die Neuauflage des bewährten Konzepts oder gibt es da Änderungen?
Tom Sänger: Das Wichtigste sind die Charaktere. Wir werden sicher Bewährtes mit Neuem kombinieren, aber – wie gesagt: entscheidend sind die Prominenten und die geben wir jetzt noch nicht bekannt.
DWDL: Trotzdem eine Frage zum Cast: Ist es generell vorstellbar, dass ein Teilnehmer des ersten Dschungelcamps als „alter Hase“ wieder mit dabei sein wird?
Tom Sänger: Nein, es gibt komplett neue Leute. Das erwarten die Zuschauer.
DWDL: Stichwort „Dschungelcamp“. Haben Sie eigentlich „Die Alm“ verfolgt?
Tom Sänger: Ich habe „Die Alm“ nicht sehr gerne gesehen und es im Regiekonzept und in der Auflösung wirklich als Kopie von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ empfunden. Das kann auch niemand ernsthaft abstreiten. Das Kopieren von Formaten ist für uns in der Tat ein großes Problem in der Branche.
DWDL: …was zum Thema „Die Farm“ führt. RTL hatte Anfang Mai als erster Sender ein Bauernhof-Format geplant, wurde dann von ProSieben mit „Die Alm“ überrascht. Was wird nun aus der „Farm“?
Tom Sänger: Früher wurden wir erst dann kopiert, wenn wir ein Format auf den Schirm gebracht haben. Heute passiert das bereits nach Erwerb einer Lizenz durch RTL – ein neuer Trend, wenn auch nicht gerade ein erfreulicher. Wir werden das Thema mit einem neuen konzeptionellen Ansatz für die Zuschauer realisieren.
DWDL: Aber auch noch in dieser TV-Saison 04/05?
Tom Sänger: Wir sind mit neuen Formaten gut aufgestellt, auch mit Formaten, die bei der Programmpräsentation gar keinen Platz fanden. Da wird es schwierig sein, das im Herbst zu machen.
DWDL: Welche Formate wurden denn bei der Präsentation nicht erwähnt?
Tom Sänger: Wir haben auch in der nächsten TV-Saison wieder viele Einzelevents im Programm. So zum Beispiel direkt im September die Neuauflage des „IQ-Test“ und die zweiteilige Show „Die größten TV-Hits aller Zeiten“ mit Dirk Bach. Dann kommt nach einem Jahr Pause auch endlich wieder der „Domino Day“. Für mich ein Klassiker, erst recht, wo er mit der „Lego-Show“ in der letzten Saison so offensichtlich kopiert wurde. Da werden wir wieder mal zeigen, dass die Originale bei RTL laufen.
DWDL: Ebenfalls angekündigt ist das Realityformat „Peking Express“. Wann werden wir es sehen und in welcher Form?
Tom Sänger: Es wird wahrscheinlich wöchentlich laufen. Der Produktionsstart war am vergangenen Samstag (14.8.2004). Die Kandidatenpaare befinden sich mit dem Produktionsteam bereits in Moskau und beginnen dann ihre Reise nach Peking mit den zwei Euro pro Tag. Die Postproduktionsphase ist bei einem so aufwändigen Dreh recht lang.
DWDL: Also noch 2004 oder erst im kommenden Jahr?
Tom Sänger: Vielleicht noch 2004. Aber die Postproduktion braucht ihre Zeit und wir wollen unsere Realityformate eben auch hochwertig umsetzen und nicht im Doku-Soap-Look auf Sendung schicken.
DWDL: Wie sieht es eigentlich mit „Fear Factor“ aus? Kommt eine Fortsetzung?
Tom Sänger: Wir fanden schon, „Fear Factor“ hat ein gutes Publikum geholt. Das Format richtet sich sicherlich sehr stark an ein eher männliches Publikum und dafür muss man eben den idealen Programmplatz bestimmen.
DWDL: Nochmal Stichwort „Fear Factor“: RTL hat am Dienstag- und Donnerstagabend mit Shows experimentiert und hatte – auch bei „Fear Factor“ – keinen großen Erfolg. Sind diese Sendeplätze für Shows vorerst gestorben?
Tom Sänger: Wir werden auch weiterhin flexibel in unserem Programmschema auf Neuerungen reagieren. Jede Neuentwicklung von Programmen birgt aber auch immer ein Risiko.
DWDL: Herr Zeiler hat es bereits gesagt, RTL setzt weiter auf die Nostalgie und nimmt sich jetzt der 60er und 90er Jahre an. Und Hape Kerkeling kommt mit einer Musikshow rund um die 70er Jahre, ist das richtig?
Tom Sänger: Das Thema 70er Jahre zusammen mit Hape Kerkeling ist einfach eine Idealbesetzung und gibt gerade im Bereich Musik eine Menge her. Hapes 70er Jahre Party wird also vor allem ein Musik-Knaller werden. Wir überlegen so etwas auch bei den 60er Jahren. Die „Swinging Sixties“ wären auch ein schönes Show-Thema. Wir gehen also weg von der rein chronologischen Betrachtung der Jahrzehnte, hin zu der Frage: Wo sind Themen einer Dekade, die eine eigene Show verdienen?
DWDL: Ein weiteres großes Projekt der nächsten TV-Saison ist die deutsche Umsetzung von „The Apprentice“. ProSieben war mit der Umsetzung einer Jobshow schneller, wann zieht RTL mit dem Original nach?
Tom Sänger: Wir werden im Laufe der nächsten Wochen unser Konzept und unseren deutschen Unternehmer präsentieren, mit dem wir dann auf Sendung gehen. Unser Ziel ist es, ein greifbares und umfassendes Konzept ankündigen zu können. Man kann nicht einen Job ausschreiben, unter dem man sich nur schwer etwas vorstellen kann. Auch ein Casting à la „Ruft diese Nummer an und bewerbt Euch“ zu veranstalten, ist absurd. Da muss man im Vorfeld schon gezielt casten, da gehen wir das Genre Jobshow eben anders an.
DWDL: Auf welchen Sendeplatz ist eine deutsche Version von „The Apprentice“ vorstellbar?
Tom Sänger: Wir überlegen, wo wir mit unserem Konzept das größte Publikum erreichen. Erfahrungsgemäß ist das eher unter der Woche als am Wochenende der Fall. Wir verstehen das Format auch weniger als Show, sondern eher als Reality-Serie, denn es gibt da keine Showtreppe, wo zehn Kandidaten runter kommen und sagen „Ich möchte Creative Director werden und 300.000 Euro verdienen“ (lacht).
DWDL: Dem entnehme ich, dass man bei der RTL nicht Creative Director werden kann?
Tom Sänger: Kann man nicht – bei unserer Sendung nicht.
DWDL: Bei der Programm-Präsentation hat Herr Zeiler Ihnen die dritte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ für den Herbst 2005 ins Nest gelegt. Jetzt müssen Sie mir angesichts der schwachen zweiten Staffel mal erklären: Welchen Sinn hat diese Ankündigung?
Tom Sänger: "DSDS II" hatte einen durchschnittlichen Marktanteil von 25,8% in der jungen Zielgruppe. Jeder andere deutsche Sender wäre überglücklich über diesen Erfolg. Wir glauben an die Marke und an das Grundkonzept. Wir müssen aber viel verändern und mit allen Beteiligten sprechen und dann überdenken, was alles gut und was alles nicht gut war. Ich glaube sehr an das Konzept, Bewährtes mit Unvorhersehbarem zu kombinieren. Aber: Wir haben in der zweiten Staffel den prozentualen Anteil an Bewährtem zu hoch gehalten.
DWDL: Also bedeutet dies mehr Veränderungen am Konzept für die dritte Staffel?
Tom Sänger: Ich glaube ganz stark an noch mehr inhaltliche Veränderung. Es gibt für uns in diesem sonst brillianten Konzept eine Schwachstelle: Nach den Casting-Sendungen hatten wir immer diese Zehner-Shows, bei der sich die Kandidaten mit Pianobegleitung in kleinem Show-Rahmen quasi in einer Unplugged-Situation beweisen sollten. Bei allem Respekt für das Format, ist das einer der Schwachpunkte, den wir uns vornehmen müssen. Wir müssen auch ganz stark am Casting arbeiten und unterschiedliche Charaktere finden. Wir brauchen eben brilliante Charaktere und gute Stimmen.
DWDL: Spätestens wenn DSDS 3 vor der Tür steht, sprechen wir uns sicher wieder. Vorerst aber herzlichen Dank für das Gespräch
Tom Sänger: Herzlichen Dank auch.