Vielleicht suchen die Menschen auch gerade jetzt noch einmal eine satirische Einordnung...

Welke: Ich glaube schon, dass es speziell in den letzten zwei Wochen viele Leute gab, die eingeschaltet haben, um zu sehen, wie wir mit einem Thema wie Japan umgehen, was weiß Gott kein Comedy-Thema ist.

Stichwort Japan bzw. Aktualität. Die „heute-show“ wird um 18 Uhr aufgezeichnet. Sitzt man dann ab 18:30 Uhr vor dem Nachrichtenticker und hofft, dass bis zur Ausstrahlung nichts Wichtiges mehr in der Welt passiert?

Welke: Mubarak ist 40 Minuten vor Beginn unserer Aufzeichnung zurückgetreten, das konnten wir gerade noch spontan in die Sendung mit einbauen. Wenn er eine halbe Stunde später zurückgetreten wäre, hätten wir natürlich ein Problem gehabt. Dann hätte es eine Strecke in der Sendung gegeben, in der es immer geheißen hätte „Wann tritt der Idiot endlich zurück?“. Vor dem Fernseher hätten später dann alle gedacht „Auf welchem Planeten leben die denn?“ Das war Glück - aber ich mache mir da gar keine Illusionen: Irgendwann wird uns das mal erwischen.

 

 

Hirschberg: Aber sollte ein weltpolitisch so wichtiges Ereignis passieren, dass das rechtfertigen würde, ist klar: Wir könnten hier auch live senden und dann auf die Lage reagieren.

49 Ausgaben der „heute-show“ sind vorüber. Wer war denn in dieser Zeit Ihr bester „freier Mitarbeiter“ unter den Politikern?

Welke: Quantitativ habe ich das sichere Gefühl, dass keiner häufiger vorgekommen ist als Rainer Brüderle. Qualitativ müsste man aber noch viele anderen nennen, die einem regelrecht den Arsch gerettet haben. Im Mai letzten Jahres hatten wir mal eine richtige Saure-Gurken-Zeit. In der Woche, in der es am finstersten aussah, ist dann plötzlich Horst Köhler zurückgetreten. Zumindest für das Timing bin ich ihm heute noch echt dankbar. Ein Rücktritt am Dienstag – das war so perfekt, als hätte er sich mit uns abgestimmt. Das war wirklich höchst professionell.

Hirschberg: Neben Brüderle ist natürlich qua Amt auch Angela Merkel schon immer sehr häufig mit dabei gewesen. Aber auch Sigmar Gabriel ist für uns ein Freund des Hauses geworden. Ich denke, es können Politiker aller Parteien sehr zufrieden sein. Wir haben alle gleich lieb.

Es ist also kein Problem, dass sich der politische Wind etwas gedreht hat und momentan die Grünen nach vorne trägt? Wieviel Comedy-Potential haben die denn?

Welke: Bis jetzt sind wir noch von keinem enttäuscht worden. Bei den Grünen passiert das, was immer passiert ist, wenn sie Regierungsverantwortung übernehmen mussten: Ein Teil des Lackes ist da zwangsläufig schnell ab. Wenn du solche Umfragewerte hast, kann dir ja nichts Schlimmeres passieren als Regierungsverantwortung. Das geht los mit hässlichen Details wie der Frage, wie man bei Stuttgart 21 Verträge abwickelt, ohne dass der Steuerzahler zahlen muss. Die gleiche Frage kommt ja bei den AKW-Laufzeiten auch noch auf uns zu. Das sind so viele Sachen, wo die Detail-Arbeit extrem unsexy ist im Vergleich zur Opposition. Es bleibt genauso interessant wie bei den anderen Parteien auch.

Aber nochmal nachgefragt: Ist es bei einer konservativen Regierung leichter, eine Nachrichten-Comedy zu machen?

Hirschberg: Von den Personen her sind die alle gleich großartig.

Welke: Wir haben ja noch bis 2013 eine konservative Regierung. Ich glaube, dass man gerade an der „heute-show“ sehen kann, dass jede Partei Comedy-Potential hat. Ich weiß auch, dass es vielen Grünen nicht gefallen hat, dass wir nochmal die alten Castor-O-Töne aus der rot-grünen Ära rausgeholt haben. Aber das gehört eben dazu.