Wieviel Arbeit haben Sie der Rechtsabteilung des ZDF eigentlich schon gemacht?

Welke: Eigentlich gab es nur ein Fällchen. Die Reporterin eines anderen Senders fühlte sich durch die Darstellung in unserer Show verunglimpft. Wir finden zwar nach wie vor, dass sie keinen Grund hatte, beleidigt zu sein, aber man hat sich dann auf einen Vergleich geeinigt. Ansonsten haben wir die Rechtsabteilung des ZDF schon einige Male vorher gefragt, was denn passieren würde, wenn wir ein bestimmtes Stück senden. Das war beispielsweise beim berühmten Interview, das Martin Sonneborn mit dem Pharma-Lobbyisten geführt hat, so. Man muss aber auch sagen, dass sich die Rechtsabteilung als erstaunlich cool herausgestellt hat. Damals hieß es, dass der Recherche-Gewinn, hinter die Kulissen der Pharma-Lobby schauen zu können, eventuelle rechtliche Bedenken überwiegt.

Der Beitrag war ja tatsächlich investigativer als das meiste, was seriöse Politmagazine so zu Tage fördern...

Welke: Er hat auf Youtube auch mehr Klicks geholt als alles was wir sonst je hier gemacht haben. Wobei auch der letzte Beitrag von Martin Sonneborn, in dem er einen NPD-Mann mit einem speziellen Mikrofon interviewt hat, nach weniger als zwei Wochen bei über 150.000 Klicks ist.

Hirschberg: Es ist auch einfach so, dass wir inzwischen in der politischen Klasse angekommen sind. Unsere Reporter werden auf den Parteitagen erkannt. Christian Lindner von der FDP sagt dann: „Schauen wir mal, wie diese Statements dann am Freitagabend in der 'heute-show' verwurstet werden.“ Das finden wir natürlich charmant.

Selbst Herr Brüderle sieht die „heute-show“ ja, hält sie aber für die „Wochenshow“...

Welke: Herr Brüderle glaubt vor allem, wir hätten hier ein technisches Gerät, das seine Stimme so verfremdet, dass man ihn nicht mehr richtig verstehen kann...

Hirschberg: Wir haben schon einmal überlegt, ob wir die O-Töne von Herrn Brüderle etwas langsamer abspielen, um damit vielleicht eine Grundverständlichkeit herzustellen. Aber wir verzichten dann doch darauf.

Welke: Herr Brüderle hat sich kürzlich sogar schon bei einem Nachrichtenkollegen des ZDF beschwert, dass er gar nicht in der „heute-show“ aufgetaucht ist.

Also hat sich noch kein Politiker ernsthaft über seine Darstellung in der "heute-show" beschwert?

Welke: Zumindest nicht bei uns. Man kann natürlich nie ausschließen, dass einige Alphatieren, die einen direkten Draht zu sehr leitenden ZDF-Mitarbeitern haben, da mal gemeckert haben. Aber das hat uns noch nie erreicht.

Hirschberg: Aber wir haben es in 50 Sendungen leider trotzdem noch nicht geschafft, jemanden aus der A-Liga der Politik in der Sendung zu Gast zu haben, um mal mit ihm zu plaudern. Dabei würden wir jeden sehr lieb und charmant behandeln.

Welke: Die warten alle darauf, dass der erste sich traut, um zu sehen, wie wir ihn behandeln. Dabei ist es ja gar nicht unser Interesse, die Heilige Inquisition noch einmal neu aufleben zu lassen. Von daher kann man die Politiker nur ermutigen, sich das zu trauen.

Hirschberg: Barack Obama hat sich immerhin auch zu Jon Stewart getraut. Aber Jon Stewart hat ja mittlerweile auch fast 1000 Shows auf dem Buckel. Und ich bin hoffnungsfroh, dass wir bis dahin auch noch den ein oder anderen Politiker bei uns begrüßen dürfen.

Welke: Man muss ja auch sehen, dass wir nur 30 Minuten haben. Wenn man so ein Gespräch ernsthaft führen will, muss man schon acht bis neun Minuten frei räumen – das ist fast ein Drittel unserer Sendezeit. Wir können und wollen das also gar nicht jede Woche machen, weil die Zuschauer von uns natürlich auch eine gewisse Taktung erwarten. Wir sind eine recht kleinteilige und schnelle Sendung, das sollte man auch nicht ohne Not über Bord werfen. Selbst wenn sich die Politiker mal trauen, werden wir das also dosiert einsetzen.

Hirschberg: Aber ich glaube, wenn wir einen Top-Gast hätten, könnten wir Herrn Bellut sogar fünf Minuten mehr Sendezeit zusätzlich aus den Rippen leiern. Frau Merkel kann ruhig kommen, das kriegen wir schon hin.