Bei den Marathon-Aufzeichnungen zu „The Cube“ in London standen Sie mehrere Tage teils sechs Stunden lang auf High Heels im Studio. Daher erstmal die Frage: Wie geht's eigentlich Ihren Füßen?

Danke der Nachfrage, denen geht es inzwischen wieder gut. Aber fünf Tage lang jeweils mehrere Stunden lang auf einem Fleck zu stehen und sich kaum bewegen zu können war selbst für einen High Heel-trainerten Fuß schon eine enorme Belastung. Am Ende hatte ich das Gefühl, sie wären angewachsen. Da ist jetzt definitiv mal eine Fußmassage fällig.

Die Art der Aufzeichnung in London hat es Ihnen ja nicht gerade leicht gemacht. So zeitintensiv, in einzelnen Takes, wird bei uns ja nicht produziert...

Das war wirklich sehr ungewöhnlich. „The Cube“ hat einen sehr modernen Look, den man so im deutschen Fernsehen bei einer Show noch nicht gesehen hat. Das erfordert aber auch wahnsinnig viele Kameraeinstellungen, um jede Szene aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können. Die Spiele im Cube selbst werden ja sogar von rund 90 Kameras eingefangen. Das hieß für mich und die Kandidaten aber auch, dass tatsächlich zwischendurch auch mal für Kamerawechsel abgebrochen werden musste. Da war es anfangs schon schwierig, einen Gesprächsfluss zu entwickeln und sich auf den Kandidaten einzulassen. Auch wenn man mit dem „Cube“ redet, kommt man sich schon ein bisschen komisch vor. Aber an das alles gewöhnt man sich schnell. Außerdem bin ich ein großer Fan von modernen Formaten und einer guten Optik, egal wie hoch der Aufwand ist. Eine Show muss nicht nur dem Kandidaten, sondern auch dem Moderator Spaß machen. Deswegen habe ich es irgendwann einfach als das betrachtet, was es ist: ein Spiel. Am Anfang war ich aber wohl noch ziemlich streng. Ich hoffe, dass ich nicht wie eine Quiz-Domina wirke.

Macht es die Moderation einer Sendung eigentlich schwieriger oder einfacher wenn es schon ein Original gibt, in dem natürlich ein bestimmter Moderationsstil herrscht? Oder haben Sie sich das lieber gar nicht erst angeschaut?

Doch, ich habe mir viele britische Folgen angeschaut, um das Format kennen zu lernen, und ich war ganz erstaunt darüber, wie trocken, sachlich und distanziert der Moderator agierte und dabei dennoch sehr sympathisch rüberkam. Aber spannend ist, dass er in der aktuellen dritten Staffel jetzt auch wesentlich emotionaler ist, auch mal lacht oder die Kandidaten umarmt. Da gab es auf jeden Fall eine Entwicklung. Ich weiß nicht, ob es Teil des Konzepts war, anfangs keine Gefühlsregung zu zeigen. In Deutschland ist das in dem Maße jedenfalls gar nicht denkbar. Da gibt es große Unterschiede zwischen den Briten und den Deutschen. Für uns war es sehr wichtig, das Format zu vermenschlichen und dem Ganzen eine gewisse Wärme zu verleihen, auch wenn es sehr modern und technisch daher kommt. Deswegen hat man sich sicherlich auch für eine weibliche Moderatorin entschieden.

Das heißt, Sie sehen Ihre Rolle nicht als die unbeteiligte „Herrin“ über das Spiel, sondern fiebern mit den Kandidaten mit?

Ich bin hundertprozentig auf der Seite der Kandidaten. Die treten nicht gegen mich, sondern gegen den Würfel an – das ist schon schwer genug. Ich darf den Kandidaten natürlich nicht direkt helfen, aber ich versuche, sie moralisch zu unterstützen, beispielsweise indem ich sage, dass sie mal eine Pause machen oder nochmal nachdenken sollen, ob sie etwas anders machen können. Ich fiebere von Natur aus immer sehr mit und es trifft mich sehr, wenn jemand so nah vor dem großen Geldgewinn steht und dann plötzlich alles verliert. Wenn eine Kandidatin mich mit tränenerfüllten Augen anschaut, musste ich mir oft sagen „Sei Profi! Bleib hart!“ Manchmal kann ich dann aber auch einfach nicht anders, als die Leute zu umarmen und zu trösten. Andererseits kennt jeder die Regeln, wenn er in den Würfel geht. Entweder gewinnt man oder man verliert alles. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum solche Quiz- und Gameshows sehr oft von männlichen Kollegen moderiert werden. Die sind da wahrscheinlich etwas härter im Nehmen und weniger emotional.