Herr Andersen, seit Wochen kündigt RTL II am laufenden Band neue Shows an. Die ersten Sendungen die schon liefen, geben aber nicht gerade Anlass zur Euphorie. Gerade erst „Bingo! Bingo!...
Nicht funktioniert hat in der Tat „Deutschlands Klügste.....“ und „Bingo! Bingo!“. Doch gerade eben lief unsere neue Show "Sitz! Platz! Aus!" mit Sonja Zietlow mit 7,0 MA Prozent sehr gut. Davor liefen unsere „Test-Shows“ ebenfalls recht gut mit durchschnittlich 6,6 Prozent MA. Bei „Sing wenn du kannst“ sind wir mit der Quote natürlich erst mal nicht zufrieden. Aber wir glauben an das Format und wenn man den Quotenverlauf in der Sendung sieht, stimmt uns das positiv. Auch, wenn wir mal schwächer starten, verdrei- oder vervierfachen wir die Quote im Laufe einer Show.
Reicht das?
Man muss einfach mal sehen: Früher wurden wir dafür gescholten, dass wir nichts Neues ausprobieren. Aktuell gehen wir mit sehr vielen neuen Formaten on Air und zeigen damit eine Risiko- und Investitionsbereitschaft wie kaum ein anderer TV-Sender. Es ist aber allen klar, dass bei dieser hohen Anzahl von Neustarts nicht alles beim ersten Wurf perfekt sein kann.
Sie probieren aber so viel verschiedene Formate aus. Da kommt man kaum hinter her. Als Zuschauer vermutlich noch weniger...
Die Zuschauer folgen uns je nach Show schon. Die Gefahr, dass die Zuschauer die Sendung verpassen, selbst wenn sie sich dafür interessieren, besteht allerdings.
Und warum macht man es dann?
Aktuell bestünde die Alternative darin, nur auf ein Show-Konzept mit vielen Folgen zu setzen. Das wollen wir aber nicht. Bis August befinden wir uns in der Neustartphase. Erst danach analysieren wir, was funktioniert hat und in der neuen TV-Saison fortgesetzt wird. Ich kann ihnen aber verraten, dass es von den „Test-Shows“ neue Folgen geben wird. Zudem gehe ich davon aus, dass wir mit "Sitz! Platz! Aus!", der „Guinness-Show“, "My Name is" und "Ich weiß, was du letzten Freitag getan hast" vier Show-Konzepte vorliegen haben, die sehr gut zu RTL II passen und von denen ich mir auch langfristig viel erhoffe.
Ist das Thema Castingshow für RTL II eigentlich erledigt, wo es bei der Konkurrenz immer neue Formate gibt?
Keineswegs, schließlich haben wir gleich zwei Casting-Formate im Programm: Zum einen "My Name is..." – das ist eine der stärksten Castingshows, die in den letzten Jahren entstanden sind. Die Show lief etwa in Frankreich und den Niederlanden sehr erfolgreich. Hier hat man zunächst nur nach Michael Jackson-Doubles gesucht und sich erst in Staffel 2 für alle Künstler geöffnet. Wir werden jedoch gleich zu Beginn möglichst breit zu starten und sowohl internationale als auch deutsche Künstler präsentieren. Daneben haben wir die Show "Deutschlands Beste" im Programm. Der große Vorteil ist hier, dass der Zuschauer das gesamte Casting an einem Abend erleben kann. Er muss die Show nicht über Monate verfolgen, bereits am Ende der Show steht der Gewinner fest.
Aber das sind nicht gerade Formate, die senderprägend über Monate präsent sind wie „DSDS“ oder lange Zeit „Popstars“ bei ProSieben...
Wir erhoffen uns viel von „Deutschlands Beste“ oder „My Name is...“.
Kommen wir zu „Big Brother“. Warum läuft diese Staffel denn jetzt über den Sommer? Wäre es nicht in zuschauerstarken Monaten sinnvoller?
Nein, „Big Brother“ ist ein Format, das universell einsetzbar ist. Das sieht man auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel in den USA, wo das Format immer im Sommer on Air ist.
Die neue Staffel könnte wieder einmal „back to basic“ heißen. Was waren Ihre wichtigsten Ziele für die letzte Woche gestartete Staffel?
Wir wollten bewusst wieder auf das alte Konzept setzen: Eine kurze Staffel über 100 Tage. Die Kandidaten haben damit auch wirklich den großen Anreiz, zu gewinnen. Es ist ja viel verlockender, wenn ich die Aussicht habe in drei Monaten 100.000 Euro zu gewinnen als irgendwann in neun Monaten. Ich halte es auch für nicht gut, wenn 30 bis 40 Kandidaten durch das Haus gejagt werden. Ich will so weit wie möglich die gleichen Personen vom Anfang bis zum Ende sehen. Das ist mit einer kurzen Staffel wieder möglich.