Und es gibt nach vielen Jahren erstmals wieder nur ein Haus - keine getrennten Bereiche. War das eine bewusste Entscheidung?
Ja, denn der Erfolg des Formats „Big Brother“ hängt zu 90 Prozent vom Cast und der Beziehung der Bewohner untereinander ab. Wenn man die aber in zwei Bereiche aufteilt und permanent mit Aufgaben beschäftigt, funktioniert das immer schlechter als in einem Bereich. Wir haben sehr interessante Kandidaten gefunden, die wohl im normalen Leben nichts miteinander zu tun hätten und die sich nun auf begrenztem Raum nicht aus dem Weg gehen können. Wie sich die Staffel nun entwickelt, wird sich zeigen. Das ist aber ja das Tolle an „Big Brother“: Es ist eines der letzten Formate, das echte Emotionen zeigt und das man letztlich nicht vollständig planen kann.
Jetzt zeigte sich schon in der ersten Woche: „Big Brother“ wirkt sich spürbar auf den Tagesmarktanteil von RTL II aus. Rettet die Sendung das bislang schlechte Jahr für Sie?
(lacht). Nicht übertreiben bitte. Wir hatten ja auch in diesem Jahr schon gute Quotenhits. Insbesondere die Geissens und Wollnies sind sehr gut gestartet und werden auch fortgeführt. Aber "Big Brother" ist für RTL II natürlich aus Quotensicht sehr wichtig. Zum einen schaffen wir es, ein Publikum zu RTL II zu locken, das übrigens entgegen der landläufigen Meinung sehr intelligent und kaufkräftig ist. Zum anderen bekommen wir dadurch eine gewisse Grundaufmerksamkeit und damit auch die Möglichkeit, neue Formate im Umfeld von „Big Brother“ zu positionieren.
Mit anderen Worten: Der Leuchtturm im Programm ist zurück.
Genauso ist es. Und den brauchen wir, denn wir haben in den vergangenen Wochen einige Formate ausprobiert und damit auch die Programmstruktur stark überarbeitet. Ein so bekanntes Format wie Big Brother“ bietet dem Zuschauer die nötige Orientierung und auch den nötigen Einschaltimpuls.
Ich will noch mal zurück zu der Quotenentwicklung von RTL II. Die sah schon mal besser aus. Wo ist der Wurm drin?
Als ich im Oktober 2009 zu RTL II kam, sind kurz vorher unsere alten Kochprofis und die neuen Folgen von „Law & Order“ zu VOX gewandert - das waren zwei wichtige langlaufende Primetime-Hits, die wir verloren haben und die zudem nun auch noch bei der Konkurrenz erfolgreich laufen. Da hätten auch andere Sender Probleme bekommen. Für RTL II ist das im Moment ein großer Kraftakt, zumal es im fiktionalen Bereich mau aussieht, wenn man nach Nachschub aus den USA schaut. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass "Warehouse 13" so gut gestartet ist.
Kurze Nachfrage im Bereich Fiction: "Torchwood" geht in den USA und UK im Sommer in die vierte Staffel. Wird die auch wieder bei RTL II laufen?
Es gibt Gespräche.
Nach dem diesjährigen Erfolg des Dschungelcamps hat ProSieben eine Neuauflage der „Alm“ angekündigt. Wo bleibt denn nun, um dem Trend zu folgen, Promi-“Big Brother“?
Das ist für uns derzeit kein Thema. Solche Formate sind sehr kostenintensiv und man muss einfach sehen, dass RTL II mit einem ganz anderen Budget als RTL oder ProSieben arbeitet. "Big Brother" ist für uns auch ohne Promis ein Premium-Programm, das im Haus viele Ressourcen bindet. Es ist sehr teuer, aber auch nach wie vor rentabel.
Stichwort Kosten: Ist das auch der Grund warum RTL II seine Shows in Berlin-Adlershof produzieren lässt? Normalerweise ist doch Köln-München die Achse des Senders...
Wir suchen und finden Mittel und Wege, wie man Shows so produziert, dass sie gut aussehen, inhaltlich funktionieren und trotzdem bezahlbar sind. Wir gehen wie andere Produzenten auch immer dort hin, wo wir die beste Qualität zu einem guten und fairen Preis bekommen. Aber das ist wie gesagt keine Absage an andere Standorte. Unser größtes Projekt, "Big Brother" ist ja auch nach wie vor in Köln.
Ihr Nachbar im Münchener Süden, Tele 5-Chef Kai Blasberg, hat neulich scharfe Kritik an ARD und ZDF geäußert. Zahlen Sie gerne GEZ-Gebühren?
Ich bin ein Freund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber ich verstehe den Mehrwert der Champions League beim ZDF auch nicht. Das gab es doch schon im FreeTV - bei Sat.1. Hier wird mit Gebührengeldern kein Mehrwert geschaffen.
Wo wären die Gebührengelder besser investiert?
Bei kreativen Formate oder eigenproduzierten Serien. Ich freue mich auch über Events wie den „Eurovision Song Contest“ oder die sensationelle Quote vom „Tatort“ vorletzten Sonntag. Ich bin überzeugt, dass es der richtige Moment ist, jetzt in gute deutsche Fiction zu investieren. Und hier sehe ich unsere Gebührengelder gut aufgehoben.
Herr Andersen, herzlichen Dank für das Gespräch.