Herr Opdenhövel, haben Sie schon ihr öffentlich-rechtliches Herz entdeckt?

Ich bin sehr nett aufgenommen worden, aber ein wenig ARD-Luft konnte ich ja auch schon in den vergangenen beiden Jahren im Rahmen der Kooperation zum Eurovision Song Contest schnuppern. Ich hatte daher von Anfang an ein gutes Gefühl.

Welche Rolle spielte denn diese Schnupperphase?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese zweijährige Kooperation mit vielen Sendungen, in denen mich die ARD-Zuschauer auch kennengelernt haben, dazu beigetragen hat, sich von Seiten der ARD mit mir auseinanderzusetzen. Das betraf dann allerdings sicher nur den Show-Bereich, der Sport-Bereich hat autark gehandelt. Die haben mich in den letzten Monaten ganz intensiv bei Liga total beobachtet, haben meine Arbeit zu schätzen gewusst, wie sie mir sagten, und mich aus diesem Grund kontaktiert.

 

Ach, dann wäre damit ja bewiesen, dass doch jemand Liga Total schaut...

(lacht) Absolut!

Und ab Samstag dann "Sportschau" statt Liga Total. Bedarf das einer Vorbereitung oder sagt man: "Macht das Licht an, da bin ich..."?

Von der reinen Arbeitsvorbereitung her ist es sicherlich nicht viel anders als bei meinen Fußball-Moderationen in den letzten Jahren auch. Das Fußball-Wissen habe ich, von daher mache ich mir da keine Sorgen. Man liest viel, man holt sich über sämtliche Quellen Informationen zu den Partien. Allerdings ist das Flaggschiff "Sportschau" natürlich grundsätzlich eine andere Kragenweite und da werde ich auch sicherlich meine Zeit brauchen, um komplett heimisch zu werden.

Aber wie viel kann man eigentlich von sich selbst in die "Sportschau" einbringen? Das ist ja nicht gerade die Sendung mit dem höchsten Moderationsanteil im deutschen Fernsehen. Worin besteht der Reiz?

Der Reiz liegt natürlich in dem Label "Sportschau", das längst nicht "nur" die Berichterstattung der Fußball-Bundesliga am Samstag beinhaltet, sondern natürlich gehört zu meinem Aufgabenfeld in Zukunft auch die Berichterstattung von Welt- und Europameisterschaften und den Olympischen Spielen in London. Das sind natürlich für jemanden, der gerne im Sportbereich moderiert, Highlights, die man nicht toppen kann. Hinzu kommt, dass die Bundesliga-Berichterstattung in der "Sportschau" eine Institution ist. Das wird nicht die Neuerfindung des Fußball-Rads, aber weil es das Original ist, macht es die Sache so reizvoll.

Wie viel Fan im Vergleich zum Journalisten darf oder muss man bei dieser Aufgabe sein?

Fan sein ist absolut nicht hinderlich. In der Sportbranche kennt man sich ja gut, weil man sich jede Woche in den Stadien wieder trifft - und da glauben Sie mal nicht, dass es da irgendeinen gibt, der nicht hinter den Kulissen für irgendeinen Verein ist. Die Kunst liegt schlicht darin, dass man sich während eines Spiel oder einer Sendung objektiv mit der Partie auseinandersetzen muss. Das gelingt aber zahlreichen anderen Kollegen genauso wie mir. Man muss aber Fan des Sports sein, sonst ist man in diesem Beruf fehl am Platz.

Wie halten Sie es denn mit der Distanz sprechen: Duzen oder Siezen?

Ich habe da eine ganz klassische Definition: Ich werde mich mit externen Interviewpartnern wie Spielern, Managern und Trainern immer nur siezen. Unseren Experten Mehmet Scholl werde ich aber duzen, weil wir fast ein Alter sind und wir kürzlich bei unserem Kennenlernen einen sehr netten Abend hatten. Die Experten, mit denen man öfter eine Sendung macht, sieht man als Team-Kollegen und können daher geduzt werden. Das ist für den Zuschauer sicher auch gut nachvollziehbar.

Sie sprachen ja schon vom Unterhaltungsbereich: Wie wichtig war das für die Entscheidung zur ARD zu gehen?

Das ist mir genauso wichtig wie der Sport und daraus habe ich auch nie ein Geheimnis gemacht. Dem breiten Publikum werd ich ja auch eher aus der Unterhaltung bekannt sein, weil sich meine Sporteinsätze bisher überwiegend im Bezahlfernsehen abgespielt haben. Die ARD hat mir die Möglichkeit gegeben, das, was ich in den letzten sechs Jahren eigentlich fast ausschließlich für ein großes Publikum gemacht habe, nicht zu kurz kommen zu lassen - und das war eben die Moderation von Unterhaltungsshows. Das war mir genauso wichtig wie der ARD, diese Zusammenarbeit auf zwei gleichberechtigte Säulen zu stellen.

Bei einem eigenen Showformat im Ersten sprechen wir dann aber sicherlich von 2012, oder?

Genau. Jetzt wird zunächst mal der Sport angeschoben, um in der "Sportschau" heimisch werden zu können. Wir sind hinter den Kulissen allerdings schon sehr fleißig dabei zu überlegen, wie eine Show für mich aussehen könnte. Es wird mit vielen kreativen Menschen und einigen Produktionsfirmen gesprochen, um dann 2012 die beste Idee auf den Schirm zu bringen.