Wie sieht eigentlich der typische Servus TV-Zuschauer aus? Ihr Programmspektrum von Hochkultur und Heimatdoku bis Red Bull-Trendsport ja doch sehr breit...

Von Altersdurchschnitten, wie sie die Öffentlich-Rechtlichen erreichen, sind wir weit entfernt. Stattdessen liegen wir mit etwa 49 Jahren etwa auf Höhe von RTL. Durch diese Mischung im Programm haben wir es also durchaus geschafft, auch jüngeres Publikum an uns zu binden. Es hat sich auch gezeigt, dass es der richtige Weg war, Red Bull-Übertragungen nicht nur am Wochenende zu zeigen, sondern auch unter der Woche am Nachmittag, wenn die Kids aus der Schule kommen. Es ist in diesem Zusammenhang nur wichtig, einen guten Flow zu schaffen – denn klar ist auch, dass die Surf-Fans nicht in erster Linie die Zuschauer sind, die abends auch unsere Brauchtums-Sendungen einschalten.

So manche Personalie hat im letzten Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Aber ist es nicht so, dass Servus TV mehr Schlagzeilen mit den Personalien gemacht hat als mit den Sendungen selbst...

Das sehe ich natürlich ein wenig anders. Ich habe keine prominenten Namen verpflichtet, um einmal einen Abdruck in einer Zeitung zu haben. Wir wollen auch versuchen, kontinuierlich mit den Namen zu arbeiten und für diese Personen Sendeformen zu entwickeln, die sie so bisher nicht gemacht haben. Elke Heidenreich und Hellmuth Karasek waren bisher im deutschsprachigen Fernsehen vorwiegend für Literaturkritik bekannt, bei uns haben sie ihre Leidenschaft für Musik in den Vordergrund stellen und über die Salzburger Festspiele sprechen können.

Hand aufs Herz: Wie oft mussten Sie Ihren Gastmoderatoren erst einmal erklären, was Servus TV überhaupt ist?

Vor zwei Jahren sehr vielen, vor einem Jahr auch noch vielen – inzwischen aber gar nicht mehr. Wenn man so viele Leute vom Kaliber Karasek, Heidenreich, von Hardenberg, Eser oder Pleitgen hat, kommen viele oft von alleine. Eser und Pleitgen verstehen sich beispielsweise sehr gut, sodass der Kontakt eher durch Mund-zu-Mund-Propaganda entstanden ist. Und Pleitgen zum Beispiel war dann der Moderator, den wir eingesetzt haben in Berlin zum Talk  „50 Jahre Mauerbau“, da gibt es sicherlich kaum einen kompetenteren deutschsprachigen Journalisten. Insofern macht das Sinn und da braucht man die Kollegen auch nicht mehr groß zu überzeugen. Der fand die erste Sendung mit uns so großartig, dass er auch als Moderator für uns weiterarbeitet. Also auch das war keine Eintagsfliege, sondern eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Zusätzlich versuchen wir aber auch, hausinterne Gesichter heranzuziehen, wie es etwa bei unseren Nachrichtenmoderatoren der Fall ist. Wir wollen eine Mischung aus Eigengewächsen, die wir behutsam aufbauen und gestandenen Journalisten, die sich woanders schon ihre Meriten erworben haben.

Aber jetzt konkret zum Programm. Was hat funktioniert, was nicht? Zwei Jahre geben ja genug Erfahrungen um am Programm bzw. Programmschema zu arbeiten...

Ja, wir haben schon damit angefangen. Üblicherweise werden zum September neue Formate oder ein neues Programmschema präsentiert, so ist das bei uns nicht. Wir versuchen immer relativ kurzfristig zu optimieren und neue Ideen einzupflegen. Beispielsweise die Integration des Red Bull TV Fensters haben wir verbessert. Wir haben es aus dieser Ghetto-Schiene am Wochenende rausgeholt und vernünftig über die Woche von montags bis sonntags platziert. Da ist es jetzt auch nicht mehr so, dass zwei Logos im Bild sind, sondern nur noch das Servus TV Logo. Damit ist der Absender klarer. Das Red Bull-Logo wird nur noch kurz als Wasserzeichen ein- und ausgeblendet. Solche Kurskorrekturen haben wir bereits vorgenommen.

Und von den Red Bull-Programmen abgesehen?

Vom Infotainment-Magazin sprach ich ja bereits, da setzen wir nach den Nachrichten jetzt lieber auf Dokus. In Sachen Quiz wollen wir noch einiges machen. Es ist aber schwierig da etwas zu machen - wir hatten ja letztes Jahr bereits darüber gesprochen.  Da muss es auch die richtige Fallhöhe und einen neuen Ansatz geben und die Frage, ob man es täglich, wöchentlich oder monatlich programmiert, wäre auch noch zu klären. Gerade fing ja wieder Eishockey an, da werden wir auch mehr Live-Spiele haben als in der vergangenen Saison und verzichten dafür auf das Eishockey-Magazin, das nicht so gut ankam. Wir bringen aber die Inhalte, die wir früher im Magazin hatten in unserem Sport-Talk am Montag unter. Wo wir merken, dass etwas nicht funktioniert, senden wir auch nicht bis der Arzt kommt, sondern lernen aus den gemachten Fehlern.