Dann lieber zurück zur neuen „Stromberg“-Staffel. Die Figur des Bernd Stromberg hat sich in fünf Staffeln kaum weiterentwickelt. Das dürfte noch einmal eine zusätzliche Herausforderung sein, sich nicht zu wiederholen...

Da widerspreche ich. Es gibt massive Entwicklungen, den größten Quantensprung haben wir sicherlich von Staffel vier zu Staffel fünf gemacht. Wir haben neulich ein kleines Kino in Berlin gemietet und alle zusammen alle zehn Folgen der neuen Staffel hintereinander angeguckt. Das hat mir nochmal eine schöne Helikopter-Sicht auch auf meine Figur gegeben. Die hat sich gerade in der fünften Staffel signifikant geändert. Der Stromberg hampelt nicht mehr so viel rum und der macht nicht mehr so viel Geschiss um sich. Er ist schon insgesamt ein bißchen ruhiger geworden.

Hat Bernd Stromberg etwa am Ende tatsächlich dazu gelernt?

So auf seine eigene Weise, ja. Dass das natürlich nie von Langfristigkeit geprägt ist, ist klar. Der lernt, aber vergisst dann auch wieder schnell. Also man muss jetzt keine Angst haben, dass man die Figur irgendwie geläutert oder verändert sieht. Da ist noch genügend Arsch für alle dabei. Aber wir sehen durchaus eine Entwicklung. Natürlich fliegt ihm wieder vieles an Postulaten, die er großartig in Interviews verkündet, um die Ohren. Aber er setzt auf einmal andere Prioritäten oder versucht es. Beispielsweise hätte ich mir in Staffel eins niemals vorstellen können, dass wir mal zeigen, wie er wirklich verliebt ist und eine Frau an baggert. Dass wir niemals zeigen, wie er in eine Diaspora wie Finsdorf versetzt wird, um dann wieder zurückzukommen. Das sind natürlich alles Dinge, die an ihm irgendwie Spuren hinterlassen. Also Bernd Stromberg entwickelt sich. Da gibt es andere Charaktere im Fernsehen, die nie vom Fleck gekommen sind...

Welche denn?

Ein Charakter, der sich in meinen Augen im Fernsehen überhaupt nicht weiter entwickelt hatte damals, war Derrick. Der ist von A bis Z – außer, dass die Tränensäcke immer tiefer hingen – so geblieben, wie er war. Das war sicherlich auch mit ein Teil des Erfolgsrezeptes. Mich, weil ich mich nicht als Darstellungsbeamten empfinde, würde das zu Tode langweilen. Ich finde es total toll, wenn man eine Figur, die sich anfangs eher noch wie ein Abziehbild anfühlte, auf einmal eine Liebeserklärung sprechen lässt. Staffel fünf ist echt die beste, die wir je gedreht haben.

Na, das sagen Sie doch jedes Mal...

Nein, das hab ich bisher noch nach keiner abgedrehten Staffel gesagt. Ich habe immer gerne gesagt, dass ich sie für die fieseste, oder dass wir uns so viel wie noch nie trauen. Ich halte aber die fünfte Staffel tatsächlich für die beste und ich habe schon das Gefühl, dass wir da den Bogen schon so weit überspannen, dass es fast knirscht. Es wird geboren und gestorben, geheuert und gefeuert. Es passieren wirklich abgründigste Dinge und so manche Folge, die wir letztens in dem kleinen Kino gesehen haben, hat das Attribut „Comedy“ eigentlich schon nicht mehr verdient. Das ist Tragedy.

Da hat „Stromberg“ etwas mit „Pastewka“ gemein. Weniger Schenkelklopferhumor, mehr Dauergrinsen...

Genau. Ich halte „Stromberg“ auch deshalb für so ein tolles Format, weil es nicht nur das Zwerchfell bedient, sondern auch im Hirn ankommt und jetzt auch noch im Herzen landet.

Ach...

Nein nein, keine Sorge. Es muss jetzt aber keiner Angst haben, dass wir „Stromberg“ verpilcherisieren. Wir ändern ja nicht plötzlich alles. Der Fan will ja auch schon wieder den alten Vorspann sehen. Wir haben da jetzt auch keinen Eimer Farbe drüber gekippt. Stromberg läuft genauso durch den Vorspann und gähnt an der selben Stelle, kurz bevor sich die Fahrstuhltüren zu machen.

Neu sind hingegen in Staffel 5 ja die Rahmenbedingungen für Bernd Stromberg. Statt nach unten zu treten, hat er es im oberen Management plötzlich mit Gegnern auf Augenhöhe zu tun...

Das ist gut beobachtet und es ist auch so ein wenig der rote Faden der fünften Staffel. Es war auch ein großer Wunsch von mir an Ralf Husmann, zu sagen, lass uns nie die Not vergessen, in die wir den Charakter bringen, aber lass uns auch die Momente finden, in denen ihm etwas gelingt. Sonst wurde viel über die Vertikale erzählt. Das nach oben buckeln und nach unten treten. Jetzt ist er im oberen Management angekommen und es ist spannend zu beobachten, wie er eigentlich mit den dortigen Chefs zurecht kommt, die ihm auf plötzlich auf Augenhöhe begegnen. Und man stellt fest: sehr gut. Denn da laufen lauter Strombergs herum.