Herr Hallaschka, wie war Ihr Jahr?

Das Jahr war einfach brillant, wundervoll und rein beruflich gesehen ein Fest.

Hätten wir vor genau einem Jahr gesprochen: Wie war Ihr Gemütszustand in den Tagen und Wochen, bevor es mit "Stern TV" losging?

Es war alles begleitet von einem Grundrauschen und einer irrsinnigen Erwartungshaltung, weil die Nachfolge von Günther Jauch bei "Stern TV" im Vorheinein ziemlich intensiv besprochen wurde. Das ist nach mehr als 20 Jahren bei einem echten Klassiker natürlich nicht verwunderlich. Zu der Erwartungshaltung kam allerdings bei mir auch eine riesige Vorfreude, weil ich mit "Stern TV" immer insgeheim geliebäugelt habe - wobei es mir seinerzeit immer absurd erschien, dass mal jemand anderes die Sendung moderieren würde.

Vor einem Jahr haben Sie im Vorfeld bereits von Ihrem "Traumjob" gesprochen. Ist er das heute auch noch?

Es klingt unglaubwürdig, aber ich bin noch einmal angenehm überrascht worden. Ich war mir damals selbst nicht so sicher, wie der Systemwechsel von den Öffentlich-Rechtlichen zu den Privaten funktionieren würde - schließlich war ich immerhin 20 Jahre nahezu ausschließlich öffentlich-rechtlich geprägt, sieht man mal von einer Mini-Episode bei ProSieben ab. Es war die Frage, wie das Privatfernsehen zu mir passt und wie ich zum Privatfernsehen passe. Das hat allerdings wirklich prima funktioniert, auch weil ich bei i&u auf ein tolles Team gestoßen bin. Dort wird mit großem Aufwand sauber, aufrichtig und mit großer Leidenschaft gearbeitet. Auf diese Zusammenarbeit freue ich mich seither jede Woche aufs Neue.

Ist es denn bei den Privaten ein anderes Arbeiten?

Es gibt eine riesige Handlungsbereitschaft bis zur letzten Sekunde. Eine gute Idee gilt immer - auch wenn sie erst eine halbe Stunde vor Beginn der Sendung kommt. Das hat mich überrascht, weil ich es auch anders kenne. Das heißt nicht, dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht auch leidenschaftlich arbeiten, aber der Apparat ist schwerfälliger. Das ist kein Klischee: Die öffentlich-rechtliche Anstalt bewegt sich gemächlicher und behäbiger als ich das jetzt kennenlerne.

Gilt das auch für die Quoten oder sehnen Sie sich nicht doch manchmal zurück zu den Öffentlich-Rechtlichen, wo der Quotendruck nicht ganz so stark sein dürfte?

Die Quoten spielen auch in den Dritten auch eine Rolle - und zwar in einer Art und Weise, die teilweise schon sehr überraschend ist. Ich habe beim NDR Sitzungen nach Sendungen erlebt, die mit einer detaillierten Quotenanalyse begannen, noch bevor man zur inhaltlichen Auseinandersetzung übergangen ist. Die absolut wohltuende Überraschung für mich war nun, dass die Konferenz nach jeder "Stern TV"-Sendung mit der inhaltlichen Kritik beginnt - und zwar sehr ausführlich, bevor man sich die Quotenverläufe vornimmt. Bei RTL und i&u ist auch in den Wochen, in denen wir unter dem Senderschnitt lagen, niemand nervös geworden.

Worauf führen Sie die anfangs rückläufigen Zahlen zurück?

Unsere "Stern TV"-Quoten waren in diesem Jahr nie wirklich schlecht, sie fuhren nur anfangs ein wenig Achterbahn. Am Jahresanfang hatten wir sehr starke Champions League-Konkurrenz, die es auch bei Jauch gab - bei mir ist sie nur stärker wahrgenommen worden. An Abenden, an denen wir bei 13 oder 14 Prozent gesendet haben, haben viele schon eine Quoten-Krise hineingeheimnist, obwohl es bei Jauch im Jahr zuvor ganz ähnlich war. Aber gerade mit der Entwicklung der Quoten bin ich superglücklich.