Es wurde Ihnen also zwischenzeitlich auch nicht mulmig?

Nein, denn wir haben alle nicht damit gerechnet, dass es einen Quoten-Erfolg auf dem Jauch-Niveau geben wird. Jetzt liegen wir im Jahresschnitt bei mehr als 18 Prozent und sind damit auf Tuchfühlung mit dem Vorjahreswert. Es hat sich also das eingestellt, was wir vorher insgesamt gehofft haben: Dass das Format "Stern TV" so stark und beliebt ist und weiterhin erfolgreich sein kann, sofern es sorgsam, sympathisch und kompetent moderiert wird. (lacht)

Woran liegen denn die zuletzt wieder gestiegenen Quoten? Hat sich inhaltlich etwas verändert oder ist es schlicht und ergreifend auf einen gewissen Gewöhnungseffekt zurückzuführen?

Es gibt sicherlich von beiden Seiten einen Gewöhnungseffekt, sowohl von den Zuschauern zu mir, als auch bei mir selbst. Ich bin sehr schnell heimisch geworden. Nach Ostern hat uns auch die geringere Fußball-Konkurrenz geholfen, die uns aber inzwischen auch nicht mehr so viele Zuschauer klaut wie vielleicht noch in den ersten Monaten. Inhaltlich ist gar nicht so viel anders, auch wenn sich "Stern TV" natürlich immer weiterentwickelt. Wir bemühen uns, im Einstieg der Sendung etwas abwechslungsreicher zu sein und auch die Studio-Dramaturgie ist etwas zügiger geworden.


Es gibt doch bestimmt Themen, die Ihnen besser liegen als andere.

Wir haben beispielsweise festgestellt, dass mir Themen rund um Technik, Internet und Smartphone gut liegen und mir die Zuschauer das auch abkaufen. Da hilft auch eine jahrelange Erfahrung mit den Verbraucherthemen.

Da geht es ja auch darum, authentisch zu sein. Wenn man sich Ihr Facebook-Profil ansieht, merkt man auch, in welch regem Kontakt Sie zu den Zuschauern stehen.

Das ist bestimmt ein neuer Aspekt und kommt auch "Stern TV" zugute. Soziale Netzwerke haben bisher keine allzu große Rolle gespielt, allerdings wollen sich einige Redakteure darum nun ein bisschen stärker kümmern, weil wir dadurch viel Input für die Sendung erhalten.

Da kommt Ihnen auch der seit vielen Jahren gelernte Sendeplatz entgegen.

Man sieht tatsächlich bei allen, die ein vergleichbares Infotainment-Magazin etablieren wollten, dass das nicht ohne Weiteres funktioniert. Bei "Stern TV" gibt es eine ganz andere Schlagkraft durch die jahrelange Erfahrung. Es hilft uns beispielsweise sehr, wenn wir Menschen über viele Jahre hinweg begleiten.

Welche Sendungen und Themen des nun zu Ende gehenden Jahres werden Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Mir wird die erste Jahreshälfte in Erinnerung bleiben, weil es damals eine Phase gab, in der wir wegen Guttenberg, der Atom-Katastrophe von Fukushima oder EHEC wöchentlich die Planung umgeworfen haben. Ansonsten sind es viele Begegnungen mit Gästen in der Sendung, die ich in Erinnerung behalten werde. Da war zum Beispiel eine an der Nervenkrankheit ALS leidende Frau, die irgendwann ihre Bewegungsfähigkeit und ihre Sprache verlieren wird und mich und viele Zuschauer tief beeindruckt hat. Auch die Begegnung mit Alice Schwarzer zum Kachelmann-Prozess war eine interessante Begegnung. In diesem Gespräch haben wir uns hübsch gerangelt. Da war sie, glaube ich, ziemlich überrascht...