Herr Nontschew, worüber können Sie im deutschen Fernsehen eigentlich noch lachen?

In den vergangenen Jahren stach Bastian Pastewka mit seiner Serie im Comedy-Bereich regelrecht hervor. Das ist sehr charmant und komisch, da kann ich sehr gut lachen. Ansonsten schaue ich auch sehr gerne englische oder amerikanische Comedy-Formate. 

Wäre denn ein Format wie „RTL Samstag Nacht“, das Sie und viele andere quasi über Nacht berühmt gemacht hat, heute überhaupt noch möglich?

Ich bin weder Produzent noch Wahrsager, aber leider habe ich festgestellt, dass die Sender und Produzenten in letzter Zeit nicht dazu bereit waren, etwas in dieser Art zu produzieren. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es auf dem Comedy-Markt noch unverbrauchte Gesichter gibt, mit denen sich ein solches Format auf die Beine stellen ließe. Der jeweilige Sender müsste dann aber auch bereit sein, mehr als eine Folge durchzuhalten. Auch bei uns hatte man damals einen längeren Atem und wir sich nicht schlecht damit gefahren.

Fehlen ihnen heute solche wochenaktuellen Comedy-Formate? Schließlich waren Ensemble-Shows wie „Samstag Nacht“ & Co. früher ja auch eine Art Sprungbrett für Nachwuchs-Künstler.

In der Tat, von solchen Sendungen ist wenig übrig geblieben. Hinzu kommt, dass Kollegen wie Mario Barth, Kaya Yanar oder Bülent Ceylan in ihren Shows überwiegend schon bekannte Kollegen einladen – auch ich trete dort ja immer wieder mal auf. Wahrscheinlich besteht ganz einfach eine gewisse Unsicherheit, weil man nicht weiß, wie die Zuschauer auf unbekannte Personen reagieren. Aber letztlich ist es wie bei Ärzten: Wenn man sein Studium gemacht hat, muss man mal an die offene Wunde ran. Größere Flächen für unbekanntere Comedians wären daher wünschenswert.

Es fehlt also einfach der Mut von oben?

Die Produktion einer Show, wie wir sie damals gemacht haben, kostet natürlich auch Geld. Man setzt daher verständlicherweise lieber auf eine Sendung wie die mit Mario Barth, die recht schlicht geschnitten ist. Ohne übertreiben zu wollen, würde ich allerdings behaupten, dass diese Sendung auch eine Menge anderer Leute moderieren könnten. Aber es ist natürlich auch nachvollziehbar, wenn Sender verstärkt auf schon bekannte Köpfe setzen. Das kostet offenkundig weniger Geld und Nerven.

Da klingt Verständnis für die Fernsehchefs durch...

Ja natürlich, aus wirtschaftlicher Sicht macht das schon Sinn. Wenn man in England und Amerika allerdings so denken würde, würden wahrscheinlich nie neue Formate auf den Markt geschmissen werden. Bei uns scheint es hingegen im Zweifel einfach günstiger zu sein, eine Dokusoap produzieren zu lassen. Ich habe letztens eine Sendung auf Vox gesehen, in der ein Pärchen begleitet wurde, das nach Mallorca gezogen ist und sich immer streitet. Da muss man sich als Zuschauer schon ab und an übergeben und sich fragen, warum der Sender die Produktionskosten nicht besser für einen guten Zweck spendete.