Gab es darüber hinaus noch bemerkenswerte Momente, an die Sie sich zurückerinnern?

Die mehr oder weniger 24-Stunden-Dauersendung zum Millennium 1999/2000 war ein weiterer, entscheidender Moment. Wir waren mit richtiger Power unterwegs und haben weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Menschen über dieses denkwürdige Ereignis zu informieren. Das sind Momente, die hängen geblieben sind. Abseits von denen, die durch Nachrichtenereignisse - und meist nicht die der schönen Sorte - dominiert sind.

Als Sie anfingen, war das Set von „RTL aktuell“ noch real, heute ist es - wie so viele Studiosets - virtuell. Ich frage mich manchmal ob es einen gestandenen Journalisten nicht stört, dass etwas Seriöses wie Nachrichten so inszeniert werden...

Dass sich die technischen und visuellen Möglichkeiten für uns verbessert haben, ist unbestritten. Sie nicht zu nutzen, wäre ein Fehler – mit Inszenierung hat das nichts zu tun. Da sind wir, denke ich, im Trend der Zeit so modern wie alle anderen auch: Die harten News sind noch genauso hart wie vor 20 Jahren, nur vielfach anschaulicher dargestellt als damals.

Und doch spielt TV-Journalismus - trotz der starken Entwicklung von „RTL aktuell“ neben den öffentlich-rechtlichen Angeboten - in Deutschland im Vergleich zum Printjournalismus immer noch eine untergeordnete Rolle...

Da muss ich widersprechen: Wenn Sie die Menschen fragen, wo sie ihre Informationen her bekommen, ist die allererste Antwort das Fernsehen. Die Fernsehnachrichten bleiben also eine feste Größe im Medienkonsum. Jeden Abend schauen 15 bis 20 Millionen Menschen Fernsehnachrichten. Das ist eine Größenordnung, von der Verlage nur träumen können. Dass auch wir uns neuen Herausforderungen stellen müssen, ist aber völlig klar. Wenn ich mir anschaue, wie Menschen heute schon tagsüber mit Informationen versorgt werden, müssen wir abends umso mehr darauf achten, dass wir Zusammenfassungen, Analysen und Einschätzungen bringen, die von den sonst zur Verfügung stehenden Informationsquellen nicht erbracht werden.

Aber die großen Enthüllungen oder aber Exklusiv-Interviews finden tendenziell immer noch eher in Zeitungen statt als vor der Fernsehkamera...

Das mag sein. Aber vergessen Sie nicht die Exklusiv-Interviews allein von Antonia Rados mit Libyens damaligem Machthaber Gaddafi und dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, oder investigative Reportagen in unseren Magazinsendungen. Was wir zudem natürlich nicht übersehen dürfen ist, dass die Gesamtlänge von Geschichten in Zeitungen deutlich über das hinaus geht, was in den meisten tagesaktuellen Nachrichten-Formaten möglich ist. Jedes Medium hat seine Vorzüge, aber auch seine Grenzen.

Haben Sie eigentlich in den 20 Jahren bei „RTL aktuell“ ihren Frieden damit geschlossen, dass ihr Sender oftmals auch durch Skandale oder öffentlich heftig diskutierte Programmfarben nicht nur positive Schlagzeilen macht?

Wenn ich Frieden schließen müsste, wäre ich ja vorher im Krieg gewesen und das war nie der Fall. Ganz im Gegenteil: Ich bin nun schon seit 1985 bei RTL  und habe mich auch immer als Teil dieses Senders mit all seinen Farben und Facetten verstanden. Die richtige Mischung von Informations- und Unterhaltungssendungen war immer unsere Stärke. RTL war und ist der innovativste, kreativste und interessanteste Sender im deutschen Fernsehen. Wir entwickeln Formate bei denen andere anerkennen müssen, dass wir Vorreiter waren. Dass Journalisten lieber über provokative Formate schreiben als über „RTL aktuell“ damit lebe ich schon seit mehr als 25 Jahren sehr gut., RTL ist auch  deshalb an die Spitze , weil der Sender eine immense Vielfalt bietet und sich dabei etwas traut. Die Zuschauer zeigen uns, dass sie diese Art von Fernsehen begeistert. Wir haben mit unseren Informationsprogrammen das gleiche Ziel wie die Kollegen aus der Unterhaltung: Wir wollen die Menschen erreichen. Das schaffen wir mit stetigem Erfolg.

Herr Kloeppel, herzlichen Dank für das Gespräch.