Herr Diepers, warum hat Deutschland auf eine weitere Telenovela gewartet?

„Wege zum Glück“ ist ja keine weitere Telenovela, sondern es ist die erste Telenovela, die das ZDF etabliert und auf dem Sendeplatz um 16:15 Uhr kontinuierlich ausgestrahlt hat. Insofern ist es eher die Rückkehr zur alten Stärke.
 Worum wird es in der Neuauflage mit dem Zusatz „Spuren im Sand“ gehen?

 Im Zentrum steht wie immer eine Liebesgeschichte – es gibt ein Paar, das zusammenkommt und später dann das richtige Paar, das sich findet. Es handelt sich also um eine ganz klassische Grundidee. Als Hintergrund haben wir eine Sturmflut gewählt, die dazu führte, dass sich vier Freunde mehr oder weniger aus den Augen verloren haben. Im magischen Ort Nordersund begegnen sie sich 18 Jahre später wieder und entdecken Freundschaft und Liebe neu.

Mit den bisherigen Staffeln von „Wege zum Glück“ hat das aber wenig gemein, oder?

„Wege zum Glück“ war immer das Angebot an den Zuschauer, sich eine Stunde lang von einer romantischen, emotionalen und naturbezogenen Serie unterhalten zu lassen. Das kann jedoch auf unterschiedliche Wege geschehen. Es gibt Staffeln, die sich scheinbar mehr gleichen, aber beispielsweise unterschied sich auch die letzte Staffel von „Wege zum Glück“ vor dem Format-Wechsel deutlich von den vorherigen, weil die frühere Antagonistin plötzlich zur Protagonistin wird. In der neuen Staffel haben wir nun die Freundschaften bewusst in den Vordergrund gestellt, der Kern ist aber derselbe. Wenn wir aber immer dieselben Konstellationen hätten, wäre das dem Zuschauer aber ganz bestimmt auch nicht recht. Er möchte zwar auf eine bestimmte Weise etwas Altbewährtes haben, aber sicherlich auch eine neue Geschichte. Das betrifft aber nicht nur „Wege zum Glück“, sondern lässt sich beispielsweise auch bei „Sturm der Liebe“ beobachten.

 

Bei „Sturm der Liebe“ ist es aber so, dass viele Charaktere über einen längeren Zeitraum hinweg zu sehen sind, auch wenn die Hauptdarsteller wechseln. Gibt es auch bei der Neuauflage von „Wege zum Glück“ Gesichter, die man schon von früher kannte?

Es gibt ein Gesicht, das wir schon vorher eingeführt haben, allerdings haben wir eine zweijährige Unterbrechung hinter uns. Dadurch können wir nicht die Kontinuität herstellen wie bei einer direkten Anschluss-Staffel. Das gibt auf der einen Seite die Chance und die Notwendigkeit, bestimmte Sachen neu zu überlegen – diese Chance haben wir genutzt. Wir wollen die Landschaft noch stärker in den Fokus rücken und haben uns bewusst dazu entschieden, die Serie an der Küste spielen zu lassen. Das Meer spielt dramaturgisch und bildsprachlich für unsere Geschichte eine große Rolle und das wird ganz bestimmt auch in den weiteren Staffeln so sein. Wir werden dann auch erleben, dass es Figuren geben wird, die den Zuschauern so sehr ans Herz wachsen, dass sie natürlich bleiben werden.

Sie haben also erst mal nur den bekannten Namen gewählt, auch wenn die Serie inhaltlich nur wenig mit den vorherigen Staffeln gemein haben wird?

Das sehe ich nicht so. „Wege zum Glück“ hat bestimmte Grundprämissen, die auch weiterhin vorhanden sind – also etwa die romantische Geschichte, die Auserzählung von Emotionen und die Bedeutung von Landschaft. Trotzdem kann man ja eine andere Geschichte erzählen. Wenn sie einen Pilcher-Film nehmen, ist „Pilcher“ auch die Dachmarke. In allen Pilcher-Filmen werden Sie einen ähnlichen Erzählstil haben und doch sind die Geschichten oft grundverschieden. So ähnlich muss man das auch bei einer Telenovela-Dachmarke sehen.

Sie haben eben schon die Bildsprache erwähnt – und nach allem, was ich bisher von der neuen „Wege zum Glück“-Staffel gesehen habe, wirkt die Serie diesbezüglich auf mich ziemlich aufwändig produziert. Worauf haben Sie geachtet?

Auch in der letzten Staffel haben wir schon versucht, das Rad der Qualität nach vorne zu schrauben. Wenn wir nun mit einer alten Marke zurückkehren, werden die Ansprüche noch höher sein, weil positive Erinnerungen auch ein Stück weit verklären. Rein technisch gesehen haben wir im Vergleich zu alten „Wege zum Glück“-Staffeln nun wesentliche Änderungen herbeigeführt, beispielsweise wurde auf 35-Millimeter-Kameras umgestellt. In diesem speziellen Fall produzieren wir mit einer Kamera, die normalerweise vor allem bei Kinofilmen eingesetzt wird. Auch am Produktionsablauf haben wir geschraubt: Wir haben nun eine höhere Individualität und größere Möglichkeiten, in den Schnitt einzugreifen als andere Kollegen. Die Produktion gleicht immer mehr dem Serien-Bereich. Dementsprechend besitzen wir zahlreiche Schnittplätze, die parallel arbeiten müssen. Anders als bisher wird nämlich nicht mehr live on tape produziert.