Merken die Zuschauer diesen Unterschied bei der Produktionsweise?
Das hoffe ich, aber wir haben auch zahlreiche Veränderungen vorgenommen, die erst mal nicht auffallen. Gerade im Licht-Bereich hat sich unheimlich viel getan. Wenn man an die Anfänge von industrieller Produktion denkt, kam immer sehr viel Licht von oben. Wir setzen bei „Wege zum Glück“ auf ein sehr szenisches Licht, das wir uns aber auch nur deshalb erlauben können, weil wir kontinuierlich an den Produktionsabläufen arbeiten. Die Einführung einer hochaufwändigen Farbkorrektur hat beispielsweise schon zu früheren „Wege zum Glück“-Staffeln stattgefunden. Darauf können wir glücklicherweise aufbauen.
Zu den aufwändigeren Teilen der Produktion gehört sicherlich auch die Inszenierung der Sturmflut, oder?
Das ist tatsächlich ein Inhalt, den man normalerweise nicht unbedingt in einem solchen Format erzählen könnte. Wir wollen es aber trotzdem tun, weil es dramaturgisch wichtig ist. Aus diesem Grund haben wir uns erstmals dazu bekannt, mit Special Effects zu arbeiten. Darüber hinaus werden Sie in der neuen Staffel viele Helikopter-Aufnahmen sehen, weil es uns von Anfang an klar war, ein positives Gefühl für die Landschaft herzustellen. Hinzu kommt, dass wir nur für die Telenovela eine eigene Straße und damit eine eigene Ortschaft auf das Studiogelände gebaut haben. „Wege zum Glück“ ist die erste Telenovela, bei der das der Fall ist.
Klingt so, als rechnen Sie schon fest mit weiteren Staffeln.
Wir würden uns das wünschen und sind darauf vorbereitet. Dementsprechend tun wir alles, dass es dazu kommen wird. Das lässt sich nicht erreichen, wenn man einfach mal eben eine Liebesgeschichte verfilmt. Die Zuschauer wissen nach all den Jahren ganz genau, was Sie sehen möchten.
In den vergangenen Jahren ist es dem ZDF auf dem Sendeplatz um 16:15 Uhr offensichtlich nicht so recht gelungen, den Geschmack des Publikums zu treffen. Haben Sie in der Vorbereitung zu „Wege zum Glück“ Fehler ausgemacht?
Von Fehlern möchte ich nicht sprechen. Ich kann es auch nicht komplett einschätzen, weil eine Telenovela grundsätzlich sehr komplex ist. Mit „Wege zum Glück“ haben wir allerdings ein ganz anderes Format als es etwa „Herzflimmern“ gewesen ist. Die Serie war anders positioniert und besaß einen anderen Kern und Erzählstil. Wenn man ein neues Format startet, bemüht man sich, eine Geschichte so gut wie möglich zu erzählen. Man läuft aber immer Gefahr, nicht auf Anhieb eine Punktlandung hinzulegen. Das wird auch bei „Wege zum Glück“ nicht anders sein. Wir haben aber natürlich einen gewissen Vorteil, weil der ZDF-Nachmittag durch unsere Serie sehr stark geprägt wurde.
Wie sehen Sie generell die Zukunft des Telenovela-Genres? Der letzte erfolgreiche Neustart im Bereich der täglichen Serien liegt ja schon eine Weile zurück, vielleicht auch in Folge einer gewissen Übersättigung...
Die Grundauffassung ist immer dieselbe: Wenn eine Geschichte gut erzählt ist, wird sie auch ihr Publikum finden. Eine Sättigung ist für mein Empfinden nicht eingetreten. Wenn wir aber anfangen, gleiche Formate gleich zu erzählen, wird es aber mit Sicherheit nicht erfolgreich sein können. Es kommt immer auf den Variantenreichtum an.
Am Vorabend ist derzeit „Berlin – Tag & Nacht“ bei RTL II wahnsinnig erfolgreich. Das ist ähnlich wie eine Soap angelegt, aber in der Produktion wahrscheinlich nicht ganz so teuer. Deutet das womöglich den Weg in die Zukunft?
Ich bin davon überzeugt, dass es weitere Formate dieser Art geben wird. Das liegt aber in der Natur der Sache: Wenn ein Format erfolgreich ist, wird stärker über diese Art nachgedacht. Das schließt das andere aber nicht unbedingt aus. Und auch hier geht es nicht in erster Linie um das Geld, das in eine Produktion gesteckt wird, sondern um die Geschichten. „Berlin – Tag & Nacht“ trägt ganz bestimmt zum Variantenreichtum in der deutschen Fernsehlandschaft bei.
Herr Diepers, herzlichen Dank für das Gespräch.