Herr von Ahlefeld, wann werden Verbände wie der VFFV mehr gebraucht: In guten oder schlechten Zeiten?
Das ist wie bei einer guten Bulette: Halb, halb. In guten Zeiten fragt sich das geneigte Mitglied, „wozu sollte ich meine Interesse von jemandem vertreten lassen, denn das kostet ja nur Geld, bringt nichts und ich bin doch top im Geschäft“ und in schlechten Zeiten sagt sich das geneigte Mitglied „ich muss überall sparen, der neue Leasing Wagen, den ich bestellt habe, der muss ja auch finanziert werden, wozu bin ich eigentlich im VFFV – da treten wir doch aus“.
Und ist es so?
Man könnte jetzt denken, wir hätten keine Mitglieder mehr. Aber es gibt genügend aufrechte Recken, die wissen, dass wir gemeinsam stark sind und wir nur über einen Wirtschaftsverband unsere Interesse am Medienstandort NRW vertreten können. Das Spiel über die Bande, nämlich über einen Verband, der in ihrem Namen aber ohne ihren Namen zu nennen, Forderungen stellt oder Missstände aufdeckt. Und wir sind da, so nenne ich es liebevoll, die Mutter aller Verbände, weil der VFFV jetzt seit nahezu dreißig Jahren als Verband der Film- Fernseh- und Video-, beziehungsweise Multimediawirtschaft aktiv ist und sowohl Mitglieder aus dem Content- als auch dem Dienstleisterbereich zu seinen Mitgliedern zählt.
Nur man hört nicht viel vom VFFV. Andere Verbände machen da mehr Lärm...
Ich weiß jetzt nicht, welchen Verband Sie meinen, wenn Sie von lautem Getöse reden (schmunzelt). Wir sind da eher zielorientiert. Ich brauche nicht Shakespeares Motto „Viel Lärm um Nichts“, sondern effektive Lobbyarbeit, indem wir mit den richtigen Stellen an den richtigen Orten Gespräche führen, in denen wir auch wahrgenommen werden, durchaus auch als Korrektiv. Zum Beispiel durch den Sitz, den wir uns mit Kollegen im Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks oder auch bei den Landesanstalten für Medien in NRW, teilen.
Sie sprachen von der Notwendigkeit von Lobbyarbeit. Aber ist das am Medienstandort NRW noch nötig? Was steht auf Ihrer Agenda?
Kernthema ist nach wie vor Standortsicherung und Standortausbau, sowie Professionalisierung der Mitglieder im nationalen, aber auch im internationalen Vergleich. Dazu gehört in erster Linie ein Aus- und Weiterbildungsausbau im Bereich Medien, weil obwohl die Branche schon fast aus der Pubertät raus ist, gibt es nach wie vor einfach noch in vielen Bereichen sehr viel Training on the Job. Das ist sicherlich auch richtig, aber gleichzeitig auch sehr viel „Lernen durch Schmerz“, was unnötig Geld und Mitarbeiter kostet. Deswegen brauchen wir bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Medienbereich, damit wir nachhaltig den Standort sichern. Aber ich bin da zuversichtlich.
Was macht Sie zuversichtlich?
Statt der früheren Gießkannenmentalität im medialen Bereich, Stichwort „Oberhausen“, wird sich in Zukunft gerade auch durch die neue Aufstellung der Film- und Medienstiftung als Strategie- und Marketingagentur das Medienland NRW neu und besser positionieren.
Eines der großen Standort-politischen Themen ist sicher der bevorstehende Verkauf der MMC-Studios durch die Sparkasse Köln-Bonn...
Da sind wir alle gespannt, wobei das aus Sicht der Stadtsparkasse Köln-Bonn eine rein wirtschaftliche Entscheidung sein wird. Für den Standort Köln und einen freien Marktwettbewerb ist es aber sehr wichtig, dass die MMC als unabhängiger Dienstleister erhalten bleibt. Eine Übernahme durch zum Beispiel eine Tochterfirma des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde eine komplette Verzerrung der Marktgegebenheiten nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch in Bezug auf das gesamte Bundesgebiet bedeuten.
Sie sprechen Studio Hamburg bzw. Bavaria an, die damit auf dem NRW-Markt aktiv werden könnten.
Ich finde das ein extrem politisches Thema. Die Politik muss dort regulierend eingreifen, um standortgerecht und auch marktkonform einen lebendigen Wettbewerb zu erhalten und nicht eine Situation herbei zu führen, wo plötzlich jemand marktbestimmend alle Studios betreibt, egal ob in Hamburg, München, Berlin oder Köln.