Herr Sullivan, vermissen Sie Christian Illek, ihren langjährigen Verhandlungspartner bei der Telekom schon?

(lacht) Wir sind über die Jahre Freunde geworden. Das hängt bei mir übrigens nicht davon ab, ob jemand Geschäftspartner oder Wettbewerber ist. Ich empfand die Zusammenarbeit mit ihm immer als angenehm und ich glaube, dass wir auch in Zukunft gut zusammenarbeiten werden, wenn er für Microsoft tätig ist. Sky Go ist ja schon auf der Xbox 360 verfügbar und es gibt viele weitere Anknüpfungspunkte. Ich bin gespannt. Microsoft hat meiner Meinung nach eine sehr interessante Perspektive mit Windows 8, Windows Phone und den Tablets. Daher glaube ich nicht, dass ich Christian Illek aus den Augen verlieren werde.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom?

Wir hatten in der Vergangenheit gute Beziehungen zur Deutschen Telekom. Derzeit arbeiten wir im geringeren Umfang zusammen, beispielsweise beim kleinen, aber stark wachsenden Direktgeschäft mit der Haus- und Wohnungswirtschaft und ich würde nicht ausschließen, dass wir künftig wieder mehr miteinander zu tun haben. Ich bin ein großer Freund der Redewendung „Man sieht sich immer zweimal im Leben“. Deswegen schlage ich nie eine Tür zu, denn man weiß nie, ob man nochmal miteinander ins Gespräch kommt.

Wie weit geöffnet ist die Tür für die Deutsche Telekom?

Wir sind bereit mit jedem zusammenarbeiten, der mit uns kooperieren will. Klappt eine Zusammenarbeit aber nicht, gibt es genügend andere Verbreitungspartner, um unsere Wachstumsziele zu erreichen. Ich bin aber der Auffassung, dass im deutschen Pay-TV-Markt für alle Beteiligten noch viel Luft nach oben ist und es besser wäre, dieses Potenzial gemeinsam zu nutzen.

Das klingt so gelassen, aber bis zum Ende dieser TV-Saison sollte es ja eine Einigung geben. Die Deutsche Telekom ist immerhin der einzige deutsche TV-Plattformanbieter mit dem Sie nicht zusammenarbeiten...

Das ist so nicht richtig. Wir haben auch noch keine Kooperation mit Vodafone und O2. Allerdings gab es schon erste Gespräche.

Aber es wäre der größtmögliche einzelne Schritt zum Ausbau der Reichweite...

Auch das stimmt nicht. Wir sind heute in jedem Haushalt Deutschlands empfangbar, entweder über Kabel oder Satellit. Und die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn wir über einen bestimmten Anbieter nicht zu empfangen sind, wissen die Kunden, wie sie uns bekommen können. Jeder, der Sky haben will, kann Sky auch sehen. Aber grundsätzlich sind mehr Plattformen immer besser als wenige.

Jetzt gab es für das zweite Quartal 2012 kürzlich schwarze Zahlen. Bleibt es bei der Planung 2013 erstmals auf Jahressicht schwarze Zahlen zu schreiben?

An unseren Plänen hat sich nichts geändert: Wir erwarten für das Gesamtjahr 2012 ein negatives EBITDA, allerdings mit einer wesentlichen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Für das Geschäftsjahr 2013 prognostizieren wir ein positives EBITDA und danach ein starkes weiteres Wachstum.

Also zum ersten Mal in der Geschichte von Premiere bzw. Sky ist es nicht mehr irgendwann oder das übernächste Jahr...

Seit meinem Antritt haben wir klar gemacht, dass es nicht um leere Versprechungen geht, sondern um gute Ergebnisse. Jedes Quartal war seitdem wichtig für uns - und wir haben genau das geliefert, was wir versprochen hatten. Auch wenn die Ergebniszahlen unterm Strich negativ waren, so war eine kontinuierliche positive Tendenz erkennbar. Unsere Kosten sind weitgehend konstant. Vertragsverlängerungen, wie bei der Bundesliga und anderen Partnern, finden nicht jedes Jahr, sondern alle paar Jahre statt. Daher ist unsere Kostenbasis klar kalkulierbar.

Und haben Sie die kritische Größe erreicht?

Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem Sky ein Angebot bietet, das - wortwörtlich - für sich spricht. Wir wachsen, weil unsere Kunden von Sky überzeugt sind und das Angebot weiterempfehlen. Natürlich haben wir noch viel zu tun, aber wir merken, dass wir ein attraktives Produkt anbieten, das sich am Markt verkauft. Das war für Premiere oft ein Problem. Das Programm muss stimmen, aber auch die Angebote zur Nutzung des Programms. Wir haben viel investiert und wir profitieren jetzt davon, dass sich diese Investitionen auszahlen.

Wenn Sie die Jahre 2010, 2011 und 2012 mit je einem Wort beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?

2010: lehrreich, 2011: innovativ, 2012: aufregend.

Als News Corp. sich an Premiere beteiligte, fragte sich jeder was ein so erfolgreicher internationaler Medienkonzern mit dem Problemkind Premiere will. Heute feiert Sky Deutschland Erfolge und der Mutterkonzern sorgt für Negativ-Schlagzeilen, sowohl durch Skandale wie auch die jüngsten Geschäftszahlen...

Ihre Analyse von News Corp. ist Ihre Analyse. Dazu will ich mich nicht äußern. Meiner Meinung nach ist die News Corp. ein unglaublich erfolgreiches, im Entertainmentbereich weltweit führendes Medienunternehmen und Vorreiter in Sachen Content und Innovation aber auch bei der Sicherung von Arbeitsplätzen. Bei Sky Deutschland verfolgen wir dieselbe Philosophie, obwohl wir verglichen mit der News Corp. immer noch ein kleines Unternehmen sind. Die Tatsache, dass News Corp. bereit war in Sky Deutschland zu investieren – und das zu einem Zeitpunkt, an dem jeder der festen Überzeugung war, dass Pay TV in Deutschland keine Chance hat, sind Beweis für die Visionskraft und Entschlossenheit dieses Unternehmens. Die News Corp., wie auch unsere anderen Großaktionäre, standen immer zu 100 Prozent hinter uns, und dafür danken wir ihnen. Lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Ohne die News Corp. gäbe es heute kein Premiere oder Sky. Ohne die News Corp. hätten rund 2.000 Menschen direkt und viele indirekt keinen Arbeitsplatz mehr. Die News Corp. hat an den deutschen TV-Markt und das deutsche Pay-TV geglaubt, als das kaum noch jemand tat.

Aber es brauchte auch jemanden, der Sky Deutschland in die richtige Richtung führt...

Es geht um Programminhalte und Service –  weniger um den CEO. Und es geht darum, einen langen Atem zu haben, Entscheidungen zu treffen und zu investieren, Potentiale zu erkennen und zu verwirklichen. Im Pay TV sind alle Entscheidungen, die auf kurzfristige Effekte zielen, falsch. Es geht darum, langfristig Wirkung zu erzielen. Das Abonnement-Geschäft ist wie eine Beziehung: Die Arbeit fängt erst richtig an, wenn man in einer solchen ist. Über drei Millionen Kunden bezahlen uns Monat für Monat. Und wenn unsere Kunden ihren Teil zur Beziehung beitragen, dann müssen wir das auch. Das gelingt uns immer besser: Unsere Kunden sind so zufrieden wie noch nie, die Weiterempfehlungsrate hat ein Rekordhoch erreicht.